«Hinter jedem Projekt steht ein Budget»

Markus Nussbaumer ist Teamleiter Projekt- und Vertriebsmanagement bei der Umdasch Shopfitting AG. Bild: SZ, Noah J. Gautschi

Interview Zeichnungsnormen.  Auf Basis der Zeichnungsnormen können die Betriebe ihre eigenen Richtlinien für ihre Planung erarbeiten. Das Wissen aus der Grundbildung wird konkretisiert, angepasst und schlussendlich zum Erfolgsfaktor.

Markus Nussbaumer ist Teamleiter Pro- jekt- und Vertriebsmanagement bei der Umdasch Shopfitting AG und hat eine langjährige Erfahrung im Bereich des Projektmanagements. Als Anregung zur eigenen betrieblichen Umsetzung und Erweiterung der theoretischen Zeichnungsnormen gibt er einen kleinen Einblick in seine planerische Organisation und zugleich einige Denkanstösse.

SchreinerZeitung: Welche Erfahrungen haben Sie im Bereich Planverständnis bei Projekttechnikern in der Praxis gemacht?
Markus Nussbaumer: Vor allem bei Schreinern, die sich als Techniker oder Innenausbauzeichner weiterentwickelt haben, ist ein gutes Grundverständnis im Bereich Planaufbau vorhanden. Aber bei jeder Neu- anstellung muss dieses neu konkretisiert und auf das Betriebsumfeld angepasst werden. Nur eine gründliche Einarbeitung in die Planungs- und Betriebsabläufe ermöglicht das Ausschöpfen der vollen Leistungsfähigkeit.
Wie detailliert sind Ihre Pläne?
Das kommt auf das Projekt an. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen einem Einzel- und Rollout-Projekt. Ein Rollout-Projekt wird tiefer und detailreicher ausgearbeitet, da es mehrfach umgesetzt werden soll. Hier arbeiten wir auch oft mit einer Prototypenphase, um alle Details optimal und auf die Kundenwünsche abzustimmen. Durch die Vorgabe der Beschläge und allgemeinen Materialien auf der Planstückliste kann der Detaillierungsgrad eingeschränkt werden.
Sie setzen also nur noch die Koordinaten für einen Beschlag in den Plan?
Wir zeichnen seit einigen Jahren alle Ausführungspläne in 3D. Hier sind wir zum Teil schon so weit, dass die Beschläge- und Reihenlochbohrungen, sowie andere Be- arbeitungen, gar nicht oder nur teilweise vermasst werden müssen. Durch die direkte Anbindung der CNC-Bearbeitungszentren benötigen wir diese Angaben schlicht in unserem Arbeitsablauf nicht mehr. Eine Kante zum Beispiel wird bei uns nur noch mit einer intern normierten Symbolik markiert, um die meist komplexen Pläne zu vereinfachen. Hier muss jedoch jeder Betrieb für sich selbst einen funktionierenden Nenner finden. Die Optimierung in der Aus- führungsplanung ist bei uns eine ständige Thematik.
Können Sie Ihre Richtlinien im Alltag auch konsequent umsetzen?
Da wir im Gruppenverbund und mit externen Partnerfirmen eng zusammenarbeiten, sind einheitliche und teilweise typisierte Pläne ein zentrales und wichtiges Arbeitsmittel. Im Bereich der Systeme, Beschläge und Werkstoffe nutzen wir innerhalb der Gruppe eine Intranet-Artikelplattform, die sämtliche Informationen für die Ausführungsplanung liefern kann.
Dieser Schritt vereinfacht sicherlich den Beschaffungsablauf?
Sobald mit externen Projekttechnikern und Zulieferanten gearbeitet wird, muss eine einheitliche Regelung vorhanden sein. Im Bereich der Zukaufteile, wie etwa bei Beschlägen, Dekoren und weiteren Materialien, muss man in der internationalen Beschaffung ebenfalls beachten, ob diese in den gewählten Ländern erhältlich sind. Zulieferanten müssen sich streng an unsere Vorgaben halten, um bei späteren Serviceleistungen rasch auf die entsprechenden Produkte zurückgreifen zu können.
Wo sehen Sie im Allgemeinen noch Verbesserungspotenzial?
Wir Schreiner versuchen in der Regel, immer das Optimum zu erschaffen. Hier verwende ich immer gerne den Spruch «So gut wie nötig und nicht so gut wie möglich». Die Budgetierung vor jeder Projektabwicklung ist unerlässlich. Die Herausforderung und das Potenzial bestehen darin, das dafür festgelegte Budget aufeinander abzustimmen. Jeder Projektleiter und Techniker ist damit täglich gefordert.
www.umdasch-shopfitting.com

njg

Veröffentlichung: 08. Oktober 2015 / Ausgabe 41/2015

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