Holz hält richtig Stand

Etwa zweijähriger, unbehandelter Holzrost auf einer Terrasse in Zürich. Bild: Michael Meuter (Lignum)

Bodenbelag. Für den Bau von Terrassenrosten liegen kaum Normen und Qualitätskriterien vor. Dennoch kann die Fehlerquelle minimiert werden, wenn die Planung des «Parketts für den Aussenbereich» durchdacht ist und auch sonst einige wichtige Punkte beachtet werden.

Gehbeläge aus Holz für den Aussenbereich werden seit jeher auch von Schreinern und Zimmerleuten gefertigt. Diese Art der Holzbeläge war ursprünglich als abschliessende Bodenbeplankung von Holzkonstruktionen (Balkone, Brücken, Verandas) gedacht, um den Nutzern unter den Füssen Halt zu geben. Mittlerweile werden sie zunehmend auch auf geschlossenen Bauteilen wie Betonbalkonen und Flachdächern oder in Gärten verbaut. Ästhetik und Haptik haben hier den Vorrang. Der Leistungsbeschrieb könnte hierzu wie folgt zusammengefasst werden: «Liefern und Montieren von Parkett für den Aussenbereich.»

Die geeignete Holzart ist der Schlüssel

Terrassenböden aus Holz unterliegen extremen Beanspruchungen. Im Aussenbereich sind sie jahrein, jahraus Nässe, Trockenheit, UV-Strahlung, Kälte und Hitze ausgesetzt. Damit ein Holzboden lange hält, sind nicht nur geeignete konstruktive Massnahmen und eine fachgerechte Montage erforderlich, es muss auch eine geeignete Holzart gefunden werden. Mit gutem Grund können sich Schreinereien und Holzbauunternehmen in diesem Markt etablieren: Sie verfügen über Fachpersonal, das ein geschultes Auge für geeignetes Holz hat und sogenannte Problemhölzer aussortieren kann. Im Gegensatz zu anderen Marktsegmenten, in denen Materialien verwendet werden, für deren Bearbeitung keine spezifische Ausbildung notwendig ist, bewähren sich Schreinereien und Zimmereien für die Herstellung von Terrassenrosten.

Holzterrassen lassen sich in zwei Bauweisen unterscheiden: in vor Ort und häufig sichtbar verschraubte Roste und in nicht sichtbar verschraubte Roste, die als Elemente vorgefertigt werden. Während die erstgenannte Bauweise auch von Heimwerkern ausgeführt werden kann, benötigt die in Elementen vorgefertigte Bauweise mehr Fachwissen. Es ist eine Werkplanung unabdingbar, weil die Elemente dem Grundriss inklusive Schräg- und Ausschnitte angepasst werden. Für die Fabrikation wird ein trockener, ebener und relativ grossflächiger Platz benötigt, der sich in einem Do-it-yourself-Projekt in der Regel nicht anbietet.

Terrassenroste, die als Elemente vorgefertigt sind, bieten neben den ästhetischen Vorteilen auch jene der verkürzten Montagezeit, der einheitlichen Qualität und der Möglichkeit einer schnellen Demontage, zum Beispiel für Reinigungsarbeiten oder beim Verlust von Wertgegenständen.

Sichtbar oder unsichtbar?

Für die sichtbare und nicht sichtbare Befestigung eines Deckbelags sind generell Schrauben mit Korrosionsbeständigkeit A2 (oder je nach Holzart höher) sowie mit einer Gewindedicke von 4,5 mm zu verwenden. Die Schrauben dürfen bei der nicht sichtbaren Befestigung von unten bis maximal 5 mm unter die Oberkante des Deckbelags eindringen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sichtbare Verfärbungen oberhalb der Schrauben entstehen. Wünscht sich die Bauherrschaft eine Terrasse mit einer nicht sichtbaren Verschraubung, dann geht sie oftmals davon aus, dass die Verbindung der Elemente ebenfalls nicht sichtbar ist. Eine solche Ausführung der Elementstösse führt zu einem Mehraufwand, der in der Kalkulation berücksichtigt werden muss. Die Aufgabe lässt sich aber durchaus bewerkstelligen. Äussert die Bauherrschaft keinen speziellen Wunsch, ist die Verbindung mittels einer Schraube durch das Deckbrett in die Unterkonstruktion des nächsten Rostes zu wählen. Der Aufwand ist gering und die Verbindung sicher.

Die Unterkonstruktion von Terrassenrosten ist in einem Material auszuführen, das mindestens ebenso dauerhaft ist wie der Deckbelag, zumal es im Bereich zwischen Untergrund und Rost erhöhter Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Insbesondere ist dies auch bei Terrassen auf Flachdächern zu berücksichtigen, weil dort das Wasser nur langsam abläuft. Immerhin sind keine grossen Erwartungen an das Aussehen der Unterkonstruktion vorhanden, da sich der Sichtbereich auf die etwa 8 mm breiten Fugen zwischen den Brettern beschränkt. Lediglich zwischen Alu- und Holzunterkonstruktion lässt sich der Unterschied erkennen. Unterkonstruktionen jeder Art sind im Sprungmass von maximal 500 mm auszuführen. Je nach Druckfestigkeit des Untergrunds und Einbauhöhe wird ein passendes Justiersystem gewählt. Besonders auf Flachdächern mit weichen Dämmungen (EPS) und bitumierten Abdichtungen ist die Wahl des Produkts in der richtigen Anzahl entscheidend dafür, ob ein Terrassenprojekt Gewinn einbringt oder Garantiekosten verursacht.

Auch einheimische Hölzer können das

Ist die erste Phase der Projektierung abgeschlossen, geht es an die Bemusterung. Wichtig ist zu diesem Zeitpunkt, dem Bauherrn bewusst zu machen, dass sich das Holz unter Witterungseinflüssen verändert. Idealerweise sollten die Muster zur Hälfte aus frisch verbauten und zur anderen Hälfte aus verwitterten Belägen bestehen. Zumeist stammen die offerierten Hölzer nicht aus Europa. Der Grund liegt darin, dass sich die heimischen Holzschädlinge in ihrer Evolution auf die Nahrung ihres Umfelds spezialisiert haben. Holzarten aus Übersee sind folglich besser geeignet, der hiesigen Natur ausgesetzt zu werden. Aber auch in unseren Wäldern wachsen wunderbare Holzarten, die eigene «Holzschutzmittel» wie Terpentine, Tannine und Öle produzieren. Mittlerweile werden am Markt auch modifizierte Holzprodukte als ökologische Alternativen zu Tropenhölzern angeboten, die diesen in der Dauerhaftigkeit und im Quellverhalten in nichts nachstehen.

Für die Produktion der Bodenrostelemente ist zunächst eine saubere Massaufnahme notwendig. Dazu muss der Baustand auf der vorgesehenen Terrasse so weit abgeschlossen sein, dass keine Änderungen im Grundriss und in der Einbauhöhe mehr folgen können. Als typische Referenz bei der Massaufnahme dienen:

  • Geländer
  • Fassade
  • Wetterschenkel
  • Flachdachabdichtung
  • Abflussleitungen
  • Relevante Ausschnitte

Ein wichtiges Beweismittel

Der gesamte Terrassenrost mit allen relevanten Informationen und Details wird dann in einem Kontrollplan eingezeichnet. Er ist die Schnittstelle zwischen der Gesamtleitung und dem Schreinerei- oder Holzbauunternehmen und stellt sicher, dass nach den Vorstellungen der Bauherrschaft gearbeitet wird. Ein Kontrollplan ist nach Unterschrift rechtsgültig und kann im Falle eines Fehlers vonseiten der Gesamtleitung, der Bauherrschaft oder des ausführenden Unternehmens als Beweismittel dienen. Deshalb ist ihm ein hoher Stellenwert einzuräumen.

Die Vorfertigung eines Bodenrostes benötigt einen Produktionsplan. Dazu zählen eine Zuschnittsliste, ein Werkplan und ein Logistikplan für die richtige Reihenfolge der Produktion. Der ausführende Handwerker baut den Bodenrost anhand des vorliegenden Werkplans zusammen. Um Irritationen vorzubeugen, sollte pro Blatt nicht mehr als ein Element eingezeichnet sein. Für die Produktion wird das Element von der Unterseite betrachtet, weil die Unterkonstruktion an die Deckbretter geschraubt wird. Zur Kontrolle und um sicherzustellen, dass die Elemente auf der richtigen Seite liegen, sollte die jeweilige Beschriftung (etwa «Grundriss von unten») auf den Plänen verzeichnet sein.

Vorsicht Falle bei gedrehten Plänen

Es ist schon vorgekommen, dass aufgrund fehlender Angaben zur Ansicht die Terrassenroste falsch herum produziert wurden. Erst bei der Montage bemerkten die Handwerker, dass die Elemente verkehrt waren. Die gesamte Terrassenproduktion war somit unbrauchbar, und alles musste komplett neu hergestellt werden.

Mit einer verständlichen Bezeichnung der Ansicht und einer übersichtlichen Darstellung können solche Fehler vermieden werden. In der Logistikplanung ist zu berücksichtigen, dass die Elemente in ihrer Reihenfolge möglichst so produziert werden, dass sie zwischen Produktion und Montage so wenig wie möglich bewegt werden müssen. Dafür sind die Prozesse rückwärts zu denken: beginnend mit der Reihenfolge der Verlegung der Elemente bei der Montage, weiter über die Reihenfolge der Stapelung auf dem Transportgerät, die Reihenfolge der Stapelung bei der Zwischenlagerung im Werk bis zur Reihenfolge in der Produktion. Die Produktion der Terrassenroste im Werk wird als Erstes mit dem genauen Zuschnitt der Deckbretter und den Latten der Unterkonstruktion begonnen.

Der Schreiner oder Zimmermann arbeitet mit der Zuschnittsliste und nummeriert jedes einzelne Stück an der Stirnseite. Dabei wird gleichzeitig kontrolliert, ob die Qualität des Brettes den gestellten Anforderungen entspricht. Bretter mit grösseren Astansammlungen, Astlöchern, Krümmungen, Drehwuchs oder Rissen müssen aussortiert werden. Kriterien zur Bearbeitungsqualität können der Lignum-Dokumentation «Qualitätskriterien für Holz und Holzwerkstoffe im Bau und Ausbau» entnommen werden. Für Aussortieren, Beschriften, Zuschnitt und Stapeln der Deckbretter werden erfahrungsgemäss pro Quadratmeter Bodenrost rund fünf Minuten benötigt.

Sorgfältige Montage ist wichtig

Für die Fabrikation der Elemente ist ein Arbeitstisch erforderlich, der mindestens 1 × 5 Meter misst und einen rechtwinkligen Anschlag hat. Zudem muss es auf dem Tisch möglich sein, Raster zu bilden. Zwischen die Raster werden die Bretter gelegt und zu Elementen fabriziert. Das Holz wird zunächst ein weiteres Mal begutachtet und dann mit der qualitativ besseren Seite nach unten gewendet. Mit dem Schiftholz werden die Fugen zwischen den Brettern gebildet und diese mit Druckaggregaten auf die Breite des Elementes zusammengeschoben. Nun können die vorgebohrten Unterkonstruktionslatten von oben angeschraubt werden. Zum Schluss wird das zusammengeschraubte Element gekehrt, die Stirnkanten werden gebrochen und mit einer Richtlatte wird kontrolliert, ob alle Bretter satt an der Unterkonstruktion liegen.

Vor der Montage der Terrassenroste ist der Untergrund – insbesondere bei Flachdächern – auf Verschmutzungen und scharfkantige Gegenstände zu untersuchen. Die Elemente werden am besten mithilfe eines Nivellierlasers in die richtige Höhe justiert. Während der Montage sollten folgende Punkte fortlaufend zur Qualitätssicherung beachtet werden:

  • Geh- und Springbewegungen simulieren, um gleichmässige Lastverteilung zu kontrollieren.
  • Bewegt sich die Terrasse mit oder knarrt sie, sind die Justierfüsse nicht korrekt eingestellt.
  • Fugenkontrolle bei längs aneinander gestossenen Bodenrostelementen.
  • Ein ungerades Fugenbild ist Grund zu Reklamationen.
  • Kontrollieren, ob keine Höhen- unterschiede zwischen den Boden- rostelementen bestehen.
  • Eine unsaubere Elementstossverbindung ist bei geneigter Sonneneinstrahlung sofort sichtbar.

Veränderungen sind kein Garantiefall

Die grösste Herausforderung beim Bau einer Holzterrasse ist die dauerhafte Formstabilität der Deckbretter. Schwindrisse sind natürliche und unumgängliche Folgen einer ganzjährigen Bewitterung und dürfen nicht als Mängel angesehen werden. Nur wenn eine Verletzungsgefahr besteht oder eine verminderte Stabilität, ist das ausführende Unternehmen verpflichtet, die jeweiligen Bretter zu ersetzen. Ein solcher Service sollte bereits in der Offerte eingerechnet sein und sorgt für langfristige Kundenzufriedenheit. Ein Befall von Holz zerstörenden Pilzen ist bei der richtigen Wahl der Holzart selten. Meistens ist ein solcher auf einen unsachgemässen Umgang seitens der Bauherrschaft zurückzuführen (mangelnde Durchlüftung wegen Blumentöpfen oder Gartenmöbeln).

Es empfiehlt sich, kurz vor Ablauf der zweijährigen Rügefrist nochmals die Bauherrschaft zu kontaktieren und zu fragen, ob diese mit der Terrasse zufrieden ist. Dadurch wird das Vertrauen des Kunden gestärkt. Damit einhergehend besteht die Möglichkeit, einen Servicevertrag anzubieten, der eine Ölbehandlung oder das Ersetzen von morschen Brettern enthält.

Noch gibt es keine Normen

Im Bereich der Holzterrassen herrscht eine spezielle, ungewohnte Situation: Es sind (noch) keine Normen vorhanden, und für viele der verwendeten Materialien gibt es keine Qualitätskriterien.

Deshalb sollten stets nur Produkte verwendet werden, denen man wirklich vertraut – und nicht primär die günstigsten. Mancher Betrieb hat im Laufe der Zeit Terrassenroste aus seinem Angebot genommen, weil ein hohes Risiko für Garantiearbeiten besteht. Die in diesem Beitrag vorgestellten Massnahmen können dieses Risiko senken. Zudem soll man sich bei einem solchen Auftrag immer bewusst sein, welchen Einfluss die Qualität der Projektierung auf das gesamte Projekt nimmt. Vieles, was während der Planungsphase nicht geklärt wurde, ist später ein Grund für Mehrkosten.

www.lignum.ch

Der Autor

Oliver Wetzel (OW) ist Holzbautechniker und als Sachbearbeiter Bildung beim Branchenverband Holzbau Schweiz tätig. Das Thema dieses Artikels erarbeitete er im Rahmen seiner Diplomarbeit für die Höhere Fachschule Holz in Biel.

www.holzbau-schweiz.ch

ow

Veröffentlichung: 24. August 2017 / Ausgabe 34/2017

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