In jeder Position die richtige Spannung

Mit Zwingen, Klemmen und Bändern werden in Schreinereien alle möglichen Formen und Verbindungen gespannt. Bild: Bessey Tool GmbH

Spanntechnik.  Neben den klassischen Schraubzwingen haben sich weitere Spannmittel einen festen Platz in der Schreinerwerkstatt verschafft. Die Zwinge hat sich weiterentwickelt, und es gibt viele Ansätze und Produkte, die das Spannen weiter vereinfachen und perfektionieren.

Wahrscheinlich war die Spanntechnik im Handwerk immer ein Thema. Jedoch spätestens seit der Entdeckung des Klebstoffes benötigt der Handwerker Produkte zum Spannen.

Heute werden Zwingen, Bänder und Klemmen als Unterstützung für die unterschiedlichsten Arbeiten verwendet. So dienen sie zum Beispiel als zusätzliche Hand bei der Montage von Deckenelementen, fixieren die Korpusse beim Verschrauben oder halten die Werkstückteile zusammen, bis der Leim getrocknet ist.

Zusätzlich kann bestimmt jeder Schreiner eine eigene Geschichte über einen besonderen Zwingeneinsatz erzählen. So dient manche Zwinge als Radioantennenhalter im Bankraum oder als Deckelhalter beim Abfallcontainer. In der Holzbranche, vor allem im Schreinerberuf, ist das Auftragsspektrum sehr vielfältig. Praktisch täglich werden irgendwelche Rahmen, Korpusse oder Gestelle verklebt, weshalb sich in diesem Bereich einige Sonderlösungen durchgesetzt haben, um die täglichen Spanneinsätze zu meistern.

Temperguss und Vollstahl

Bei den «normalen» Zwingen gibt es die grundsätzliche Unterscheidung, ob es sich um eine kombinierte Konstruktion aus Stahl mit Spannarmen aus Temperguss handelt oder um eine Ganzstahlzwinge. Die Tempergussvariante ist für starres Spannen geeignet, da sie praktisch keine Schwingungen aufnehmen kann. Sobald in einem Bereich etwas gespannt werden soll, wo Schwingungen auftreten, sollte auf die Ganzstahlvariante zurückgegriffen werden. Diese eignet sich durch die Flexibilität des Stahls zum Beispiel für die Verwendung am Maschinentisch. Können diese Schwingungen nicht aufgenommen werden, löst sich die Zwinge von selbst. Auch bei den Schraubzwingen haben sich einige Spezialformen und Grössen etabliert, die deren Einsatzgebiet erweitern. So gibt es Exponate mit extra weit ausladenden Spannarmen für das Spannen weit innerhalb auf einer Fläche, verschiedenste Griffvarianten zum schnellen, einhändigen oder ganz feinen Spannen und Wechselarme für unterschiedliche Materialien und Oberflächen. Die deutsche Zwingenherstellerin Bessey Tool GmbH hat bei der Entwicklung der Omega-Schraubzwinge die bekannte Grundform hinterfragt und eine neue Lösung für den praktischen Einsatz geschaffen. Der zusätzliche Bogen an der Ganzstahlzwinge hat mehrere positive Eigenschaften. Die Zwinge kann dank des ausladenden Bogens mit einem minimalen Abstand direkt an einer Ecke angesetzt werden. Zudem ist der Druckaufbau und -abfall pro Spindelumdrehung geringer als bei herkömmlichen Zwingen, was sie bei Vibrationen noch sicherer macht.

Schnell mit einer Hand

Zwingen zum Schnellspannen oder zum Bedienen mit einer Hand finden sich momentan in den Portfolios vieler Hersteller und Händler. Denn immer öfter fehlt dem Handwerker eine zusätzliche Hand oder ein Helfer. Was früher zwei Schreiner zusammen produziert haben, macht heute einer – und da kommen diese Zwingen sehr entgegen. Über einen Ratschenmechanismus oder einen Umlenkhebel kann die Spannung (ohne das je nach Situation umständliche Drehen) mit einer Hand hergestellt werden.

Diese Bedienungsform eröffnet weitere Einsatzgebiete, die mit normalen Zwingen nicht umsetzbar sind. So kann zum Beispiel mit der «Duo Work» nicht nur gespannt, sondern auch gespreizt werden. Durch die Form der Spannarme können unterschiedliche Spann- und Spreizpunkte angegangen werden. Die Spannung kann durch den Spannmechanismus in jeder beliebigen Position erzeugt werden.

Spannen mit Band

Wird zum Beispiel ein Rahmen beim Verleimen über ein umlaufendes Band gespannt, zieht es ihn automatisch in den gewünschten Winkel. Dadurch können einfache Rahmen mit nur einem Bandspanner verleimt werden. Weiter können runde, drei- und mehreckige sowie Sonderformen mit den Spannbändern schön sauber verleimt werden. Natürlich kann diese Spannmethode auch mit normalen Spannsets umgesetzt werden. Die Spezialprodukte überzeugen jedoch mit einer einfacheren Bedienung und den schon mitgelieferten Kanten- und Eckschutzprofilen, die sich schonend um das Werkstück legen.

Speziell für Kisten

Wenn ein Korpusmöbel verleimt wird, benötigt es entweder konventionelle lange Zwingen oder die speziellen Korpusspanner. Die Korpusspanner punkten für diesen Einsatz mit breiteren Auflageflächen und starreren Spannschienen. Die breiten Auflageflächen ermöglichen den Aufbau eines gleichmässigen Druckes ohne zusätzliche Zulagen und eine winkelgenaue Span-nung. Die meist gummierte Oberfläche der Spannarme aus PVC ist oberflächenschonend und verhindert ein ungewolltes Abrutschen. Es gibt von den Herstellern unterschiedliche Möglichkeiten, um die Korpuszwingen anzupassen. Die Produkt-serie «Revo» kann zum Beispiel bei Bedarf auf bis zu fünf Meter verlängert werden, was die Verleimung von übergrossen Elementen ermöglicht.

Für Flächen und Treppen

Um eine Abdeckung ohne permanente Verbinder zu spannen, eignen sich Flächenzwingen besonders gut. Neben den altbekannten Flächenzwingen, die auf der Unterseite eingebohrt und über eine drehbare Spannmutter gespannt werden, haben sich in letzter Zeit auch alternative Lösungen mit Saugnäpfen durchgesetzt. Der Plattenspanner «PS 130» kann dank Vakuumtechnik grosse glatte Flächen ohne eine mechanische Halterung spannen. Die manuelle Vakuumpumpe ermöglicht eine permanente Druckkontrolle und Positionierung über die Schnellverstellfunktion. Die klassische Holzzwinge «Klemmsia» von der Ernst Dünnemann GmbH wurde mit einem speziellen Treppenkit ergänzt. Diese Erweiterung hilft bei der Montage von eingestemmten, offenen Wangentreppen. Ob sich der Schreiner für die altbewährte Schraubzwinge oder für ein neues Modell entscheidet, ist oftmals eine Frage der Gewohnheit. Das Ziel sollte sein, mit möglichst geringem Aufwand eine technisch einwandfreie und saubere Arbeit zu erstellen.

www.bessey.dewww.klemmsia.dewww.opo.ch

njg

Veröffentlichung: 26. Mai 2016 / Ausgabe 21/2016

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