Kinder lernen Berufe kennen

Die Buben schrauben und schleifen konzentriert an ihren Holzständern. Bild: Nicole D'Orazio

Nachwuchsgewinnung.  Der Verein Pro duale Berufsbildung Schweiz möchte Primarschülerinnen und -schülern das System der Berufslehren und die Zukunftsaussichten näherbringen. In Uster stellten sich Berufsleute aus vier Sparten den Kindern vor. Auch Schreinerinnen waren dabei.

Im Werkraum wird fleissig gearbeitet. Fünftklässler schleifen ihre Holzbrettli ab. Sie ergeben am Schluss einen Holzständer für einen Pflanzentopf. An der Primarschule Talacker in Uster ZH stand im Juli ein Nachmittag ganz im Zeichen des Events «Berufswelt Plus». Berufsleute aus vier Arbeitsfeldern haben sich dabei den Kindern in einem spielerischen Parcours vorgestellt: Schreiner, Maler, Gärtner und Bäcker.

Bei den Gärtnern erfahren die Kinder Interessantes über Kräuter und topfen diese in ein grösseres Gefäss um. Bei den Schreinern stellen sie einen Holzständer her. Dieser wird dann bei den Malern fantasievoll mit Farbe versehen. Bei den Bäckern heisst es für die Schülerinnen und Schüler schliesslich, Teig kneten und den Zvieri selbst herstellen.

Jasmine Vaszary und Antonia Sundermann von der Schreinerei «Der Möbelmacher» in Wermatswil ZH stellen den Kindern ihren Beruf vor. «Ich mache das gerne. Es kommt aber auch darauf an, wie die Schülerinnen und Schüler mitmachen. In der Regel machen sie das gut», sagt Vaszary. «Für mich sind diese Einsätze eine schöne Abwechslung zum Alltag.»

Respekt vor dem Bohrer

Zuerst heisst es für die Kinder, die Seiten ihrer Holzstücke zu schleifen und dann unter Aufsicht von Antonia Sundermann an der Ständerbohrmaschine die Löcher zu bohren. Einige haben etwas Respekt vor dem Bohrer. Schliesslich funktioniert das Bohren aber bei allen ohne Probleme. Danach wird etwas Leim auf die entsprechenden Stellen aufgetragen und die Teile zusammengeschraubt. Fertig ist der Topfständer. Die meisten Schülerinnen und Schüler sind mit Freude dabei. Zum Abschluss erzählen die Schreinerinnen von ihrem Beruf, ihrem Werdegang und beantworten Fragen.

Verein fördert die Berufsbildung

Organisiert hat den Nachmittag der Verein Pro duale Berufsbildung Schweiz. Durch das Projekt «Berufswelt Plus» sollen Kinder schon in der Mittelstufe mit kaufmännischen, technischen und handwerklichen Berufen spielerisch in Berührung kommen. Dabei sollen sie sich aber nicht bereits individuell mit der Berufswahl befassen, sondern Tätigkeiten, Materialien und Arbeitsabläufe kennenlernen sowie die Möglichkeiten der dualen Ausbildung erfahren, die es so fast nur in der Schweiz gibt.

«Wir gehen in fünfte Klassen, damit Eltern, Kinder und Lehrpersonen möglichst vor der Entscheidung für das Langzeitgymnasium auch gut über das geniale System der dualen Ausbildungsmöglichkeiten orientiert sind», erklärt Ruth Gsell-Egli, die Projektverantwortliche des Vereins für den Bezirk Uster. «Es gibt viele Erziehungsberechtigte und auch Lehrkräfte, die nicht gut über das System der dualen Berufsbildung Bescheid wissen.» In der Schweiz sei eine enorme Akademisierung zu beobachten, und das duale Berufsbildungssystem gehe leider oft vergessen. «Das Gymi ist nicht für alle Jugendlichen der passende Weg.» Für Eltern und Lehrpersonen sei es wichtig, genau auf die Fähigkeiten der Jugendlichen zu achten, sie dementsprechend zu fördern und in eine passende Anschlusslösung zu führen. In naher Zukunft würde zudem in immer mehr handwerklichen Berufen der Nachwuchs fehlen und somit auch gut ausgebildete Fachkräfte.

Normalerweise werden nach dem Berufs-parcours die Eltern in die Schule zur Information eingeladen. «Wegen der Coronapandemie war das in diesem Jahr bisher leider nicht möglich», bedauert Ruth Gsell-Egli. «Ich hoffe jedoch, dass wir nach den Sommerferien die Erwachsenen wieder einladen können.»

Durch Sponsoren finanziert

Der Verein Pro duale Berufsbildung Schweiz besteht seit 2012 und wird durch Sponsoren und Spenden finanziert. Die Schul-events werden seit drei Jahren organisiert. «Wir haben in der Gemeinde Uster angefangen und weiten unser Wirken auf den ganzen Kanton Zürich aus», sagt Ruth Gsell-Egli. Dafür hat der Verein kürzlich Projektleiterinnen und -leiter angestellt, die in weiteren Zürcher Bezirken «Berufswelt Plus»-Events organisieren. Die Zürcher Kantonalbank sowie die Bildungsdirektion des Kantons Zürich finanzieren die Anlässe als Hauptsponsoren. «Den Auftrag unserer Partner, zu expandieren, haben wir angepackt. Wir hoffen, in Zukunft noch weitere Kantone dazu zu gewinnen.»

Betriebe werden entschädigt

Der Verein sucht laufend neue Berufssparten und Betriebe, die sich am Projekt beteiligen. Bisher sind es die vier genannten Berufe. Für ihren Einsatz und Aufwand werden die Betriebe entschädigt. «Der Umfang unserer Partnergelder entscheidet, wie viele solche Events wir pro Jahr durchführen können», sagt Ruth Gsell-Egli. Einer kostet pro Nachmittag 6000 Franken. «Daher suchen wir ständig neue Partner, die unsere Idee unterstützen.»

www.pro-duale.chwww.dermoebelmacher.ch

nicole d'orazio

Veröffentlichung: 26. August 2021 / Ausgabe 34/2021

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