Lehrwerkstätte gibt Hoffnung nicht auf

Verschiedenste Massnahmen wurden eingeleitet, um sich auf dem politischen Parkett Gehör zu verschaffen.

Vereinsversammlung.  Geht es nach dem Willen der Zürcher Kantonsregierung, soll die Lehrwerkstätte für Möbelschreiner dem Rotstift zum Opfer fallen. An der LWZ-Vereinsversammlung wurde nun über den aktuellen Stand und die weiteren Massnahmen informiert.

Am 31. August trafen sich die Mitglieder des LWZ-Vereins (Lehrwerkstätte für Möbelschreiner) zur ordentlichen Vereinsvesammlung. Zahlreich strömten die Mitglieder in die Schreinerei an der Gerechtigkeitsgasse in Zürich, in der Hoffnung auf positive Neuigkeiten. Denn im April wurde bekannt, dass der Kanton Zürich allen Lehrwerkstätten den Geldhahn zudrehen und die Betriebe schliessen will (s. Kurz & Bündig SZ Nr. 16 vom 21. April 2016) – ein Schock für die Lernenden, Angestellten und Vereinsmitglieder.

Unzureichend informiert

Gleich zu Beginn berichtete der LWZ-Leiter Markus Bosshard über den aktuellen Stand des Projektes «Rettet die LWZ!». Der Tenor dabei ist klar: «Wir stehen für den Fortbestand der Lehrwerkstätte ein», sagt Markus Bosshard und verweist auf einen Plüschlöwen, der zum Maskottchen der Kampagne geworden ist. Markus Bosshard führte in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche mit Politikern und Vertretern von Verbänden, welche offenbar mehr schlecht als recht über die Umstände der LWZ im Bild sind.

«Viele Informationen, auf denen der Schliessungsentscheid beruht, sind nicht korrekt oder unvollständig», sagt Bosshard. So sei immer die Rede von insgesamt etwas über 40 Lehrstellen gewesen, die im ganzen Kanton verloren gehen würden. «Tatsächlich sind es aber mindestens doppelt so viele, weil auch die Schule der Bekleidungsgestalter in Winterthur geschlossen werden soll», erklärt Bosshard. Ebenfalls wurde offenbar argumentiert, dass 1300 Lehrstellen unbesetzt seien. Diese Zahl beziehe sich aber auf alle Berufe im ganzen Kanton Zürich, in der Schreinerbranche sei es nur ein kleiner Bruchteil davon. «Alle Politiker, denen ich diese Fakten unterbreitete, waren sich dessen nicht bewusst und zeigten sich erstaunt», erzählt Bosshard. Umso mehr habe es ihn enttäuscht, dass sich vor dem Entscheid keiner der Verantwortlichen ein Bild vor Ort gemacht oder das Gespräch mit der Lehrwerkstätte gesucht habe.

Massnahmen und ein Plan B

Als Plan A gilt nach wie vor das Ziel, dass die Schliessung auf politischer Ebene verhindert werden kann. Einige Politiker liessen offenbar durchblicken, dass gegen den Schliessungsentscheid ein Behördenreferendum in Betracht gezogen wird. Bei diesem können Parlamentsmitglieder, in diesem Fall die Kantonsräte, einen Ratsbeschluss zur Volksabstimmung bringen.

Unterstützung der Zürcher Schreiner

Plan B ist, die LWZ vollständig in eine private Trägerschaft zu überführen. Dazu werden zusammen mit dem Schreinermeisterverband des Kantons Zürich (SVZ) verschiedene Möglichkeiten geprüft. Ausserdem ist bei der Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) eine Anfrage hängig, ob für eine allfällige Überführung finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden könnten.

Darüber hinaus soll in den nächsten Wochen ein offener Brief aufgesetzt werden, der von Schreinern und Schreinermeistern des Kantons Zürich unterschrieben wird. «Es ist toll, dass wir in diesem Kampf auch auf die Unterstützung des Zürcher Schreinergewerbes zählen können», sagt Bosshard. So hat sich der SVZ bereits im Juni klar zur LWZ bekannt, und auch der Gewerbeverband lehnt eine Schliessung ab.

Der LWZ ein Gesicht geben

Ebenfalls aktiv geworden sind die Lernenden der LWZ: Nebst der Broschüre «Warum es die LWZ braucht» haben sie eine spezielle Visitenkartenbox aus Holz entworfen. Gefüllt mit Karten, auf denen die Fotos und Statements der Lernenden und Vereinsmitglieder aufgedruckt sind, werden die Boxen dann an die Kantonsräte verteilt. Damit wollen die Lernenden der LWZ bei den Politikern ein Gesicht geben.

Mehr Geld für Rettung gesprochen

All diese Massnahmen benötigen auch entsprechende Mittel. Deshalb sah man im Budget für das kommende Jahr 15 000 Franken für die Rettung der LWZ vor. Auf Antrag eines Mitgliedes wurde dieser Betrag auf 20 000 Franken erhöht und von der Versammlung genehmigt. «Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, einen Teil unseres Vereinsvermögens einzusetzen», lautete das Votum des Antragstellers. Alle anderen Traktanden konnten unter der Führung der Vereinspräsidentin Irene Schuler-Stäger zügig behandelt werden. Insbesondere der Tätigkeitsbericht fiel sehr positiv aus. So konnte die LWZ im vergangenen Jahr wieder zahlreiche spannende Aufträge abwickeln. Absolutes Highlight war die Fertigung des Geländers für die neue Aubrücke in Opfikon ZH (s. «Eine Brücke, die es in sich hat», SZ Nr. 26/27 vom 30. Juni 2016) .

Positiv entwickelt hat sich übrigens der Mitgliederbestand, wohl auch aufgrund der drohenden Schliessung: Der Verein zählte am Stichtag 317 Mitglieder, 17 mehr als ein Jahr zuvor.

www.bbzh.ch/lwzwww.lehrwerkstätte.ch

ph

Veröffentlichung: 08. September 2016 / Ausgabe 36/2016

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