Leichtes aus dem Baukasten

Der Architekturbüros Lieblinge zeigen Flachstahl und auch gerne lasergeschnittene Wangen. In der eigenen Metallwerkstatt der Columbus AG ist das gut machbar. Bild: Christian Härtel

Systemtreppen.  Individueller Treppenbau ist aufwendig und hat deshalb auch seinen Preis. Günstiger sind Systemtreppen mit bewährten Details. Die Redaktion hat zwei Treppenbauer nach den am häufigsten umgesetzten Varianten befragt und eine Besonderheit gefunden.

Die Mode macht auch vor Treppen nicht halt. Besonders gut ablesen lässt sich das an den sogenannten Systemtreppen. Denn je nach Häufigkeit der eingesetzten einzelnen Komponenten lassen sich trendige, bevorzugte Materialien und Formen ablesen. «Die gefragtesten Treppentypen sind bei uns derzeit solche mit Stahlwangen, während die Zeit der Holzwange im Moment etwas vorbei zu sein scheint», sagt Gabriel Strässle, technischer Verkaufsberater bei der Columbus Treppen AG in Oberbüren SG. Je nach Ausbildung des Geländers kommen sowohl die gerade, durchgängige Wange als auch die stufenförmig mittels Laser geschnittene Stahlwange zum Einsatz. «Die Kundschaft wünscht sich derzeit oft eine optisch leichte Treppe. Mit Stahl sind die Querschnitte klein, was sicher ein Grund für deren Beliebtheit ist», so Strässle.

Das «Kuchenblech» als Lösung

Für die Manufaktur Columbus mit Werkstätten für Holz und Metall ist es einfach, solch wechselnde Moden zu bedienen. Öfter gefragt seien auch Stufen analog dem Parkettboden. Dann braucht es Oberflächenkompetenz, damit die Stufen am Ende dem Parkett entsprechen. Manchmal sollen die Stufen auch aus dem Originalparkett bestehen, was hinsichtlich der Haltbarkeit nicht ganz so einfach sei, erklärt Strässle. Knackpunkt ist die Ausbildung der vorderen Kante, zumal bei dünnen Nutzholzschichten. Soll der Original-Parkettboden eingesetzt werden, kann das «Kuchenblech» eine elegante Lösung sein. Dabei wird die Kante des Parkettbodens ringsherum von der Stahlwanne als Trittstufe umschlossen, wodurch die Kantenproblematik entfällt.

Trends aus der Architektur

Neben dem Einsatz von Flachstahl für Wange und auch Geländer sind flächige Glaswangen mit und ohne Handlauf für Geländerkonstruktionen beliebt. «Vor allem bei Architekten», verrät Strässle. Damit die transparente und hochpreisige Lösung auch wirklich mit Leichtigkeit wirkt, würde so mancher Architekt gerne den Handlauf einsparen. Hier müssen Leute wie Strässle dann Überzeugungsarbeit leisten, denn die spitzen Ecken an den Glasstössen ohne Abschluss stellen eine erhebliche und offensichtliche Verletzungsgefahr dar.

Zum Ausdruck kommt darin durchaus der weitverbreitete Wunsch nach Leichtigkeit der Konstrukion. Deshalb würden auch Drahtseile oft gewählt, wenngleich die horizontale Anwendung aufgrund von Sicherheitsvorschriften nicht ohne Weiteres möglich sei. Denn das Geländer darf nicht bekletterbar sein, weshalb man sich im Zweifel mit Acrylglasverblendungen vor den horizontalen Drahtseilen behilft.

Eine andere Sicherheitseinrichtung lässt sich optisch deutlich eleganter, etwa bei der Stahlwangentreppe, lösen: Die Kinderschutzleisten können durch eine Aufdoppelung an der Vorderkante überflüssig werden, wenn das lichte Höhenmass zwischen den Stufen dadurch höchstens zwölf Zentimeter beträgt.

Einen vielleicht neuen Trend macht Strässle in Form des Landhausstils aus. Gedrechselte Staketen, weisse Elemente und Konstruktionen ganz in Holz mit Setzstufe seien gerade im Neubau wieder vermehrt gefragt.

www.columbus.ch

Offen für jeden Grundriss

Am Produktionsstandort der Keller Treppenbau AG in Urtenen-Schönbühl BE ist man als Partnerin von Treppenmeistern gewissermassen im Epizentrum der Systemtreppe. Denn deren Anfang lag in einer Treppenkonstruktion ohne Wangen, mit Stufenbefestigung direkt an der Wand und mit einem Handlauf, der über Stäbe mit den Stufen verbunden ist. Kein Wunder, stellt dieses Prinzip von Treppenmeistern auch die beliebteste Treppenkonstruktion bei der Kundschaft von Keller dar. «Die Treppenkonstruktion gibt optisch viel her, und wir können sie zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten», erklärt Sandra Rysz, zuständig für den Verkauf bei der Keller Treppenbau AG, den Erfolg. Ausserdem lasse das Prinzip eine grosse Vielfalt an Ausführungen zu. Sei es nun geradläufig mit oder ohne Podest, ¼-gewendelt, ½-gewendelt, ¾-gewendelt oder als Bogentreppe: Die Konstruktion ist für alle Fälle geeignet und lässt dabei auch eine grosse Bandbreite an Materialien, Oberflächen und Farben zu. Dabei machen auch kleine Unterschiede etwas aus. Zum Beispiel die Gestaltung des Geländers, bei dem sich derzeit viele Kunden für Vierkantstäbe entscheiden. «Die runden Metallstäbe sind im Moment weniger gefragt. Die eckigen Formen wirken einfach modern», sagt Rysz.

Praktisch versus stylish

Neben den bewährten und bekannten Konstruktionen der freitragenden Treppe sei auch die Stufenbefestigung an einer durchgängigen Glasbrüstung gefragt. «Das interessiert vor allem eine Kundschaft, die ihre Treppe auch als gestalterisches Element im Blickpunkt des Raumes begreifen», sagt Rysz. Die derzeitige Vorliebe von kantigen Querschnitten als wichtiges architektonisches Element zieht sich bis hin zum Handlauf. Der quadratische Handlauf gefalle Herrn und Frau Schweizer oft besser. «Am Ende nehmen sie aber oft doch den runden Querschnitt, weil dieser besser in der Hand liegt und man sich so leichter festhalten kann», weiss Rysz. Optische und praktische Aspekte müssten manchmal eben gegeneinander abgewogen werden.

Daneben würden auch Konstruktionen mit Stahlwangen einen wachsenden Zuspruch seitens der Kundschaft erhalten, was die Vielfalt bei den Treppen insgesamt erhöhe und auch ein leicht wirkendes Antlitz vermittle. In einem Punkt seien die Trends jedoch eindeutig: «Eiche ist nach wie vor das Holz der Wahl», sagt Rysz.

www.keller-treppen.ch

Systematisch kleines Wunder

Klapster eignet sich besonders als Aufgang zu Ebenen, die nicht permanent benötigt werden, sowie für Räume, in denen der Platz knapp ist. Denn Klapster ist eine Klapptreppe, deren Stufen um 90° schwenkbar gelagert sind. So kann die Treppe bei Nichtgebrauch mit einem Handgriff in eine ebene Fläche an die Wand geklappt werden. Damit ist Klapster dem Grunde nach eine Raumspartreppe und doch auch gleichzeitig eine Systemtreppe, denn die drei Varianten gibt es in verschiedenen Materialisierungen, beim Modell Comfort auf Wunsch mit Handlauf, und vor allem wird sie auf Mass mit gleichen Systemteilen gefertigt.

Die Idee für ein System

Nach mittlerweile vier Jahren am Markt ist Klapster in Form von drei verschiedenen Modellen und drei Oberflächen verfügbar. Gefertigt wird die Treppe auf Mass und bislang ausschliesslich aus Birke-Multiplex. «Individualisierungen beim Material sind theoretisch möglich, aber mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden und daher bislang eher zu vernachlässigen», erklärt Maria Presser, verantwortlich für den Verkauf bei der deutschen Raum von Wert GmbH, der Entwicklerin der Treppe.

Herzstück der Konstruktion bilden die in den Stufen der Treppe integrierten federunterstützten Drehstäbe. Diese sorgen dafür, dass die Treppe im Handumdrehen flach an die Wand geklappt werden kann.

Wenige Varianten machen es einfach

Für die Planung und Bestellung des Bauteils steht ein Online-Konfigurator zur Verfügung. Angegeben werden müssen die Deckenhöhe, die Stärke des Deckenaufbaus, das verfügbare Längenmass der Standfläche sowie der Abstand zur Wand beim Deckenausschnitt. Aufgrund der Daten liefert der Konfigurator die funktionierenden Modelle mit den möglichen Konfigurationen, insbesondere der Anzahl an Stufen und der damit verbundenen Stufenhöhe. Die Treppe kommt dann mit den vormontierten Bauteilen und muss nur noch vor Ort montiert werden.

Das System wird dichter

In den kommenden Monaten will der Hersteller das Steigungssystem der beiden Modelle Slim und Ultralight dahingehend technisch optimieren, dass die Steigung stufenlos und individuell einstellbar wird. «Dies erleichtert den Zusammenbau, die Konfiguration mit der Berechnung der Steigung und die Kommissionierung durch weniger Beschlagsteile», so Presser.

Ausserdem soll die Treppenfamilie in Kürze durch eine wetterbeständige Variante für den Aussenbereich erweitert werden. Die Umsetzung einer Kindersicherung und zusätzliche Handläufe für die Modelle Slim und Ultra-Light sind ebenfalls vom Unternehmen angekündigt.

www.klapster.de

Kurz erklärt

Was steckt dahinter?

Eine Systemtreppe besteht aus bewährten Detaillösungen und Modulen der einzelnen Komponenten, die miteinander kombiniert werden können. Auch die Systemtreppe wird auf Mass gefertigt, ist aber preislich günstiger als eine individuelle Treppenplanung mit Detaillösungen.

christian härtel, christian Härtel, christian härtel, ch

Veröffentlichung: 23. März 2023 / Ausgabe 12/2023

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