Lichtdurchlässige Möglichkeiten

Die Butzenverglasung trifft man nicht nur in der Kirche an; auch manche Glasfüllung wurde so ausgeführt. Bild: SZ, Noah J. Gautschi

Designglas.  Für die Möbelrestaurierung oder den modernen Innenausbau bietet das Glashandwerk eine Vielzahl von interessanten Bearbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Mit der folgenden Auswahl soll dem Schreiner ein kleiner Einblick gegeben werden.

Am Telefon ist ein Kunde, der um einen Rat für seine Vitrine bittet. Es handelt sich um ein Erbstück und er würde sie gerne fachmännisch restaurieren lassen.

Der Schreiner ist natürlich der richtige Ansprechpartner. Als er die Vitrine begutachtet und die Schäden auflistet, begegnet er fehlenden Intarsien, Kürschner, ausgerissenen Verschraubungen und einer zerstörten Glasfüllung.

Glasersatz

Bei der Glasfüllung steht oftmals die Frage im Raum, woher man einen korrekten Glasersatz bekommt. Denn auch wenn von den Intarsien bis zum Kürschner alles professionell restauriert wurde, braucht es das richtige Glas für den vollen Werterhalt. Hier lohnt sich der Kontakt mit einem Glasfachmann, der die alten handwerklichen Techniken noch beherrscht oder mit neuen Techniken einen Ersatz herstellen kann.

Grosse Auswahl

Die Möglichkeiten in der ursprünglichen Glasbearbeitung erstrecken sich über eine Vielzahl von alten und neuen Handwerkstechniken. Oft sind es auch Kombinationen, so werden bei Ornamentverglasungen vielmals bemalte Glasteile verwendet.

Diese Kombinationen der verschiedenen Techniken bringen am Ende die gesuchte und stilechte Verglasung hervor. So kann zum Beispiel ein Schriftzug oder ein Motiv geätzt oder sandgestrahlt werden. Je nach Wahl des Verfahrens ist die Wirkung eine andere, da beim Sandstrahlen mehr Material abgetragen wird.

Ein kleiner Einblick

Auf den folgenden Seiten soll ein kleiner Einblick in die vielen Möglichkeiten des Glashandwerks gegeben werden. Die SchreinerZeitung hat sich vier Glasbearbeitungstechniken herausgesucht, welche der Schrei- ner im Arbeitsalltag antreffen könnte.

Ornamentverglasung

Bei einer Ornamentverglasung denkt man zwangsläufig an Kirchen oder prunkvolle Bauten. Aber es gibt ebenfalls eine Vielzahl von Ornamentverglasungen in privaten Haushalten.

Zum Beispiel bei kleinen Fenstern in Form von Familienwappen oder als Festverglasung in einem Treppenhaus. Es kann also auch gut vorkommen, dass der Schreiner in einem Auftrag mit der Ornamentverglasung in Berührung kommt.

Möglichkeiten

Dieses Handwerk hat auch eine sehr lange Tradition. In grösseren Flächen handelt es sich oft um Bleiverglasungen mit einem symmetrischen Aufbau. Die symmetrischen Grundmuster sind Butzen, Sechsecke und Rauten. Bei der Herstellung einer Ornamentverglasung werden die Glasteile in Form geschnitten und anschliessend mit Blei verbunden.

Das Bleiprofil ist meist als Meterware vorhanden und wird vom Fachmann auf die benötigte Länge gekürzt, an die Form des Glases angepasst und verlötet. Natürlich sind mit dieser Technik auch ganz spezielle Muster möglich, so wie man sie oft bei Familienwappen antrifft. Für die Umsetzung solcher Muster ist der Aufwand grösser und oft werden die Glasteile zusätzlich bemalt.

Für Restaurierungen

Wenn in einem Schreinerauftrag eine Ornamentverglasung vorhanden ist, die erneuert werden soll, ist der frühzeitige Kontakt zu einem Fachmann unerlässlich. Vor allem bei Restaurierungen spielt der korrekte Glasersatz eine wichtige Rolle. Je nach Zustand der Verglasung müssen die Glasteile vom Bleiprofil getrennt werden. Anschliessend schneidet der Fachmann eine Kopie der beschädigten Teile oder repariert die- se und verbindet alles wieder zu einer Ornamentverglasung.

Modernes Kombinieren

Diese Technik ist aber nicht bloss interessant, wenn es sich um eine Restaurierung handelt. Auch in einem Neubau kann eine moderne Ornamentverglasung einem Sichtbetongebäude den letzten Schliff geben. Auch bei Türen oder Durchgängen kann das Ober- oder Seitenlicht zu einem ganz besonderen Hingucker werden, wenn eine Ornamentverglasung eingebaut wird. Genau solche Materialkombinationen sind es, die tolle Werkstücke entstehen lassen. Hier kann es sich für den Schreiner lohnen, genauere Informationen einzuholen oder einem Glasatelier einen kurzen Besuch abzustatten.

Designätzung

Um ein Motiv in ein Glas zu ätzen, kommt Flusssäure zum Einsatz. Die geätzten Bereiche bekommen eine matte Erscheinung. So werden Muster, Schriftzüge oder spezielle Designs auf ein Glas gebracht.

Negativ schützen

Da die Säure das Glas mattiert, kann mit einem gezielten Schützen der Glasoberfläche ein Bild aufgebracht werden. Dieses Bild wird als Negativ vorbereitet, um am Ende richtig zu erscheinen. Zum Schützen der Glasoberfläche wurde diese in früheren Zeiten mit Bernsteinfirnis behandelt.

Bei modernen Designätzungen wird häufig eine Spezialfolie erstellt, die als Schutz dient. Das Design wird mit dieser als Negativ auf das Glas aufgezogen und anschliessend in mehreren Vorgängen geätzt. Durch die mehrmalige Wiederholung des Vorgangs entsteht eine gleichmässige, homogene und beständige Ätzung.

Mehrtönige Designs

Je nach Konzentrations- und Mischverhältnis wirkt eine Ätzung unterschiedlich in ihrem Erscheinungsbild. Durch das Aufbringen von unterschiedlichen Ätzungen erhält man die sogenannte mehrtönige Designätzung. Der Ablauf ist der einer normalen Designätzung relativ ähnlich.

Es werden jedoch mehrere Durchgänge mit unterschiedlichen Spezialfolien gemacht, um damit den gewünschten Versatz zu erhalten.

www.faellanderglas.ch

Glasmalerei

Die Glasmalerei nimmt einen sehr hohen Stellenwert ein. Bei keiner anderen Malart kommt, durch den lichtdurchlässigen Malgrund, die Leuchtkraft der Farben so zur Geltung. Es wurden schon Glasmalereien bei Funden aus dem achten Jahrhundert entdeckt.

Farbe auftreiben

Bei der Glasmalerei werden Schmelzfarben verwendet, die beim Einbrennen den gewünschten Farbton entwickeln. Zuerst trägt der Glasmaler von der Vorderseite die gewünschten Konturen auf das Glas auf, dies geschieht in der Regel mit einem Pinsel. Die Farbgebung mit den Schmelzfarben geschieht von der Rückseite, wo diese aufgetrieben werden.

Das Auftreiben wird mit einem Spachtel und einem Läufer, einer Art Stössel, auf einer Glasplatte gemacht. Der Glasmaler vermischt das Farbpulver mit etwas Gummi und Wasser zu einer feinkörnigen Masse. Das Auftragen der Farbe geschieht mit unterschiedlichen Pinseln, Holzstiften und den Fingern.

Schwarzlotmalerei

Bei dieser Art der Glasmalerei wird mit farbigem Glas gearbeitet, welches anschliessend mit Schwarzlot bemalt wird. Meistens werden einzelne Bereiche oder Konturen betont, um eine Tiefenwirkung zu bekommen.

Die spezielle Schmelzfarbe wird bei zirka 600 °C in das Material eingebrannt und es entsteht ein Effekt wie bei einer Grafik in Schwarztönen.

Kaltmalerei

Diese Technik findet sich vielmals bei Füllungen in Jugendstilmöbeln. Oft handelt es sich um Randverzierungen oder blumige Muster. Das Sujet wird mit einer Ölfarbe von der Rückseite her auf das Glas gemalt. Meistens kommt als Glaskörper ein altes, gezogenes Fensterglas zum Einsatz.

Die helle Ölfarbe wird aufgemalt und trocknet, ohne dass sie in einem Ofen eingebrannt werden muss. Aus diesem Grund heisst diese Technik Kaltbemalung.

Sandstrahlen

Beim Sandstrahlen wird die Glasoberfläche mittels Pressluft durch ein Strahlgut mechanisch bearbeitet. Die Oberfläche erhält durch diese Bearbeitung ein dezent mattweisses Aussehen und eine stark lichtstreuende Wirkung. Die Lichtstreuung ist sehr interessant, wenn zum Beispiel die Glaskante beleuchtet wird und so eingestrahlte Motive zu leuchten beginnen.

Nicht nur oberflächlich

Das Sandstrahlen ist eine abtragende Technik. So kann neben der oberflächlichen Bearbeitung von Gläsern, dem Mattieren, auch mit der Tiefenstrahlung eine Reliefwirkung im Glas erzielt werden.

Mit der Tiefenstrahlung kann man regelrechte Konturen, Formen und Strukturen ins Glas bringen. Dieser Faktor ist auch zu beachten, wenn es um die Haptik der Glasoberfläche geht. Die Flächen fühlen sich rauer an als beispielsweise bei einer Designätzung.

Nicht immer mit Sand

Beim Sandstrahlen kommt nicht zwangsläufig nur Sand als Strahlmaterial zum Einsatz. Hier gibt es eine grosse Vielfalt an Materialien. So kommen Glasperlen, Nussschalengranulat oder gar Maisschrot zum Einsatz. Für die Strahlung filigraner Designs oder Schriftzüge wird ein sogenannter «Finest Edelkorund» verwendet. Man spricht von Sand, weil die Materialien wegen ihrer Körnung ähnliche Eigenschaften wie Sand haben. Deren Wirkung auf das Glas ist allerdings vollkommen unterschiedlich. So werden mit groben Strahlmittel auch gröbere Strukturen erreicht.

Einige Einsatzorte

In den kleinen Sandstrahlkammern können freie Formen von Hand gestrahlt werden. Also optimal für anatomische Formen oder Portraits. Für Musselingläser werden die Flächen mit einem Muster abgeklebt, so bleiben beim Sandstrahlen diese Bereiche durchsichtig. Die Tiefenstrahlung wird oft für Sujets oder Schriftzüge verwendet, um diese speziell zu betonen. Durch die unzähligen Möglichkeiten kann das Sandstrahlen in vielen Bereichen zum Einsatz kommen.

www.scholz-glaskunst.ch

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Veröffentlichung: 19. März 2015 / Ausgabe 12/2015

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