Materialien für den Mehrwert

Ein grosser Vorteil: Viele Spezialwerkstoffe lassen sich mit den normalen Schreinermaschinen bearbeiten und einfach montieren. Bild: Argolite AG

Spezialwerkstoffe.  Mit Materialien, die aussehen wie eine Bruchsteinmauer, sich anfühlen wie Zement oder wirken wie glasige Skulpturen, kann der Schreiner seine Innenausbauten gekonnt abrunden. Das Beste dabei: Die Materialien können mit Standardmaschinen bearbeitet werden.

Wahrscheinlich finden die meisten Schreinerkunden ihre erste Inspiration und Anregung in einem Hochglanzmagazin, einer Ausstellung oder Fernsehwerbung. Momentan stösst er dort auf prunkvolle und warme Innenräume, die aus einer Kombination von rudimentär bearbeiteten Naturmaterialien und technisch wirkenden Produkten wie Glas oder Hochglanzoberflächen bestehen. Die Umsetzung beider Extreme erfordert das richtige Grundmaterial, eine fachmännische Bearbeitung sowie das richtige Finish. Je nach Auftragsbudget blei- ben solche Kundenwünsche deshalb oftmals unerfüllt oder werden mit optischen oder technischen Abstrichen interpretiert. Mit Spezialwerkstoffen lassen sich solche Kundenwünsche durch den Schreiner umsetzen.

Der Fachhandel bietet Lösungen

Die erhöhte Nachfrage nach Werkstoffen, die der Handwerker einfach bearbeiten und montieren kann und die trotzdem qualitativ mit dem Originalmaterial mithalten, ist schon seit einiger Zeit spürbar. In letzter Zeit haben sich die Werkstoffe zudem stark verbessert und die Anbieter haben Zusatzangebote, die den Handwerker zusätzlich unterstützen.

Von der Kante bis zur Fuge

Die Hersteller bieten den Verarbeitern die benötigten Produktions- und Montagemittel vermehrt gleich mit an. So können beispielsweise zur Betonoberfläche gleich die passenden Echtbetonkanten oder bei Steinimitationen die farblich passenden Spachtelmassen und Farben mitbestellt werden. Weiter stellen einige Anbieter auf ihren Websites Anleitungen, Beispiele oder sogar Anwendungsvideos zur Verfügung, die den fachlich korrekten Einsatz aufzeigen. Für die Ideenanregung finden sich in den Referenzen meist Beispiele von schon ausgeführten Arbeiten mit den speziellen Werkstoffen.

Anschliessend folgen einige Werkstoffe, die durch eine Nachahmung, den modularen Aufbau oder besondere funktionelle Eigenschaften eine interessante Alternative für den Schreiner darstellen.

Aus Reishülsen und Kunststoff

Unter dem Slogan «Vielseitig wie Holz, formbar wie Kunststoff» präsentiert der deutsche Hersteller Simona AG das Produkt «Simowood». Es ist die erste grossformatige Platte aus «Resysta», einem Hybridmaterial auf der Basis von Reishülsen und einem thermoplastischen Kunststoff. Die extrudierten Platten erhalten durch die Bearbeitung eine holzgleiche Oberflächenoptik und Haptik. Das Material ist sehr widerstandsfähig gegenüber äusseren Einflüssen wie Sonne, Regen, Schnee oder Salzwasser. Deshalb eignet es sich für den Einsatz in Spezialgebieten. Bei Outdoormöbeln, Wand- und Fassadenverkleidungen, Zäunen, Wellness- und Nassbereichen und Innenausbauten kann «Simowood» ebenso eingesetzt werden wie beispielsweisse im Schiffbau. Für Letzteres ist das schwer entflammbare «Simowood IMO» geeignet, welches die Bestimmungen der International Maritime Organisation IMO erfüllt. Das Material ist in den Stärken 2, 3, 4, 5, 6 und 8 mm und im Format 2000 × 1000 mm erhältlich. Standardmässig bietet Simona das Produkt in einseitig geschliffener Ausführung an. Auf Anfrage sind auch ungeschliffene Platten sowie alternative Formate lieferbar. Das Material ist wie Holz bearbeitbar und bietet zudem die Möglichkeit der thermischen Verformbarkeit.

www.simona.de

Wenn Wände gemauert erscheinen

Die einfache Handhabung in der Bearbeitung und der Montage sprechen für den Werkstoff «Panespol». Die PU-Hartschaumpaneele haben eine hohe Widerstandsfähigkeit bei geringem Gewicht. Ein Element mit etwa 1 m2 wiegt lediglich 5 Kilo- gramm, was vor allem die Montage erleichtert. Zudem hat der PU-Schaum wärme- und schallisolierende Eigenschaften, und das Material ist diffusionsdicht, wasserabweisend und fäulnisbeständig. Diese Eigenschaften erfordern je nach baulicher Situation eine hinterlüftete Montage. Zur Auswahl stehen 12 unterschiedliche Steinimitationen, die mit dem dazu passenden Füllspachtel und der jeweiligen Ausbesserungsfarbe geliefert werden.

www.sperragjago.ch

Wand und Decke mit Clic

Oftmals wird die Wand- und Deckengestaltung im Innenausbau mit Trockenbauwerkstoffen ausgeführt. Mit dem neuen «Swissclic Panel» entwickelte die Swiss Krono AG ein neues Materialsystem, das den hohen Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird und gleichzeitig ganzheitliche Raumkonzepte zulässt. Auf diese Weise bietet der Werkstoff dem Innenausbauer eine Alternative zur Wand- und Deckengestaltung. Mit «Swissclic» sind praktisch fugenlose Flächen in bis zu 12 Dekoren möglich. Nach der Montage ist die Oberfläche ohne Weiterbearbeitung fertig und benötigt keine Nachbearbeitung mehr. Die Oberflächen sind abriebfest, hygienisch und schwer entflammbar. Durch die «Clic»-Verbindung lässt sich das System simpel und schnell verlegen. Angeboten werden momentan zwei Produktlinien.

«Swissclic-Panel-s», die Standardlinie, ist in 12 Dekoren erhältlich und hat ein Format von 1380 × 187 × 10 mm.

«Swissclic-Panel-W», steht für «Wall and Width», also Wand und Weite.

Sie ist in drei unterschiedlichen Dekoren erhältlich und hat ein Format von 2780 × 238 × 10 mm. Durch die Angebotsvielfalt lassen sich mit dem System von der Decke bis zur Wand unterschiedliche Gestaltungen verwirklichen.

www.swisskrono.ch

Beton auf der Wabe

Zement ist schwer und nicht gerade das gewohnte Material des Schreiners. Setzt er jedoch Imitationen ein, ist das Endergebnis meist nur aus der Ferne optimal. Der Verbundwerkstoff «Lightbeton» bietet echten Beton auf einer Trägerplatte und ist vom Schreiner mit den Standardmaschinen bearbeitbar. Mit den passenden Echtbetonkanten können ganze Möbelstücke aus Zement gefertigt werden. Die 2-Millimeter-Betonschicht kann auch auf einer Kunststoffwabe mit Glasfasergegenzug bestellt werden, die das Gewicht nochmals verringert. Mit 7 Millimetern Stärke erhält der Innenausbauer eine Dekorplatte für allerlei Anwendungen. Farblich ist der Verbundwerkstoff in Grau-, Weiss- und Anthrazittönen erhältlich. Das maximale Bestellformat beträgt 3020 × 1250 Millimeter.

www.sperragjago.ch

Magnetisch und beschreibbar

Mit den HPL-Multifunktionsflächen von der Argolite AG lassen sich unterschiedliche Oberflächenfunktionen miteinander verbinden. Bei der magnethaftenden HPL- Platte kommt ein eisenpulverbeschichtetes Kernpapier zum Einsatz. Dadurch haften Magnete auf dem Werkstoff und machen ihn beispielsweise für den Einsatz in Sitzungszimmern, Schulungsräumen, Büros oder als Küchenrückwand interessant. Die magnethaftenden Platten sind in unterschiedlichen Formaten erhältlich und können zugleich auch mit einer beschreibbaren Oberfläche kombiniert werden. Somit dient der Werkstoff als Magnettafel, Whiteboard und sogar als Projektionsfläche. Die HPL-Multifunktionsflächen können wie herkömmliche HPL-Werkstoffe durch den Schreiner bearbeitet werden.

www.argolite.ch

Modulares Reliefholzsystem

Beim «Reliefholz by Nature» von Reichert Holztechnik handelt es sich um ein Modulelement von 550 × 360 mm und einer Dicke von 8 bis 25 mm. Das Modul hat eine dreidimensionale Oberfläche, die durch die Spaltung von massivem Holz und die Abstufung verschieden starker Holzleisten entsteht. Die Farb- und Strukturunterschiede zeugen von der Echtheit des Materiales und unterstützen den rustikalen Charakter des Produkts. Mit den Modulelementen lassen sich Wand- und Möbelverkleidungen, Rückwand- oder Nischenlösungen sowie viele weitere Blickfänge verwirklichen.

www.reliefholz.de

njg

Veröffentlichung: 09. März 2017 / Ausgabe 10/2017

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