Metall als dekorativer Blickfang

Individuelle Ornamente verleihen dem Blech einen noch dekorativeren Charakter.

Bleche.  Der Schreiner kann Metallbleche für viele praktische oder dekorative Zwecke einsetzen. Die Auswahl und Möglichkeiten sind enorm, entsprechend ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Eine rechtzeitige Absprache mit dem Lieferanten schafft Abhilfe.

Im Berufsbild des Schreiners heisst es, dass er nebst Holz noch viele andere Materialien verarbeitet und einsetzt. Dazu zählen auch Metalle, die in Form von Beschlägen die Funktionen von Innenausbauten ermöglichen. Dem Schreiner ebenfalls nicht unbekannt ist das Verwenden von Metallblechen. Weit verbreitet sind dabei insbesondere solche aus Aluminium. Der Schreiner kann sie mit Hartmetallwerkzeugen selber bearbeiten und so zum Beispiel Schutzabdeckungen für stark beanspruchte Möbel- und Innenausbauteile anfertigen.

Vorlaufzeit einrechnen

Seit geraumer Zeit kommen verschiedenste Metallbleche nicht mehr nur aus praktischen, sondern auch aus dekorativen Gründen zum Einsatz. Die Auswahl an Legierungen, Beschichtungen, Farben und Strukturen ist in diesem Bereich enorm. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick in der Welt der Bleche zu behalten – gerade, wenn in der Ausschreibung etwas Spezielles aufgeführt ist oder der Kunde einen exklusiven Wunsch hat. Solche Situationen kennt man bei der Inderbitzin AG aus Ried-Muotathal SZ gut. Das Unternehmen hat sich unter anderem auf die Metallverarbeitung für den Möbel- und den Innenausbau spezialisiert: «Oft werden wir erst sehr spät kontaktiert, was manchmal zu Schwierigkeiten mit dem Liefertermin führen kann», sagt Mitinhaber Daniel Inderbitzin. Viele Blechsorten habe man zwar an Lager, aber je nach Kundenwunsch brauche es eine gewisse Vorlaufzeit für die Abklärungen. «Gerade im dekorativen Bereich muss man ausreichend Zeit für Rücksprachen mit dem Kunden oder Architekten und die Bemusterung einrechnen», sagt Inderbitzin.

Eine wichtige Frage, die ganz am Anfang geklärt werden muss, ist, wo das Blech zum Einsatz kommt. Denn je nachdem, ob es im Innen- oder Aussenbereich montiert wird, mit Feuchtigkeit oder aggressiven Reinigungsmitteln in Kontakt kommt oder starker, mechanischer Beanspruchung ausgesetzt ist, sind andere Legierungen und Beschichtungen nötig. Dies wiederum wirkt sich auf die Bearbeitungsmöglichkeiten und letztendlich auf den Preis aus.

Verschiedene Qualitäten

Ein klassischer Fall ist zum Beispiel das bekannte Aluminium: Wie bei vielen Holzwerkstoffplatten gibt es auch hier verschiedene Qualitäten auf dem Markt. Für einfache und wenig anspruchsvolle Situationen mag eine günstige Standardqualität völlig ausreichen. Soll das Alu-Teil aber eloxiert werden, empfiehlt es sich, auf Aluminium in Eloxalqualität zu setzen. Dabei geht es weniger um die Legierung als um die Qualitätskontrolle. Der Hersteller kontrolliert diese Bleche speziell auf Produktionsfehler und Einschlüsse. Solche können sich nämlich nach dem Eloxieren abzeichnen, was insbesondere im hochwertigen Innenausbau unerwünscht ist. «Braucht man mehrere Bleche für das gleiche Objekt, sollte man zudem auf Chargengleichheit achten», sagt Daniel Inderbitzin.

Bleche aus der gleichen Charge

Das Berücksichtigen der Charge gilt im Übrigen nicht nur für Aluminium, sondern für alle Blechlegierungen. Je nach Produktionslos kann es kleine Unterschiede bei den Farben und Strukturen geben, die optisch erkennbar sind, wenn man sie direkt nebeneinander hält. Aus diesen Gründen lohnt es sich, bei grösseren oder heiklen Aufträgen Reserven einzuplanen, falls in der Produktion oder bei der Montage etwas schief läuft. Immer wieder gefragt sind auch Teile aus sogenanntem Schwarzstahl oder Schwarzblech, zum Beispiel für eine rustikale Optik. Dabei handelt es sich um gewöhnlichen, unlegierten Stahl, der seine Patina im Herstellungsprozess und durch den Kontakt mit der Umgebungsluft erhält. Metallverarbeiter empfehlen deshalb, das Material nach Möglichkeit vor Ort mit dem Kunden auszuwählen. Denn was die Optik angeht, gibt es für Schwarzstahl keine Normierungen oder Vorgaben.

Beschichtung kann massgebend sein

Ebenfalls wichtig für den Metallverarbeiter sind Informationen über allfällige Bearbeitungen der Bleche. Denn sobald ein Blech abgekantet werden muss, ist es nicht mehr nur eine flächige Platte, sondern ein Volumenkörper. Dies wiederum kann einen Einfluss auf die Beschichtungsmöglichkeiten haben, weil die Grössen der Beschichtungsanlagen Grenzen setzen. Zudem müssen die Teile für den Prozess so aufgehängt werden können, dass die Kontaktstellen nachher nicht sichtbar sind. Allenfalls sind dafür kleine Bohrungen oder angeschweisste Bolzen nötig. Laut Inderbitzin ist das Anschweissen bei Blechen bis zu einer Dicke von etwa 3 mm ohne Weiteres möglich. «Bei dünnerem Material zeichnen sich auf der Sichtseite die Schweisspunkte ab.»

Kleine Radien biegen

Beim Abkanten gibt es noch weitere wichtige Punkte, derer sich der Innenausbauer bewusst sein muss: Je dicker das zu biegende Blech ist, desto grösser fällt der Eckradius aus. Die Firma Inderbitzin verfügt aus diesem Grund über ein CNC-Bearbeitungszentrum, auf dem die Bleche entlang der Biegestelle mit einer V-förmigen Nut versehen werden. Das Verfahren ist unter dem Namen «V-Cut» bekannt und wird auch in anderen Bereichen – beispielsweise bei der Bearbeitung von Kompositwerkstoffen wie Alucobond – eingesetzt. Mit dieser Technik sind auch bei dicken Blechen sehr kleine Biegeradien machbar. Ausserdem kann sie schnell umgesetzt werden und ist verhältnismässig kostengünstig.

Es gilt aber zu beachten, dass das Abkanten durch die Dehnung auf der Aussenseite feine Biegerisse verursacht. Je grösser der Radius ausfällt, desto besser sind diese sichtbar. Das ist insbesondere dann ein Thema, wenn es sich um Bleche handelt, die nach dem Abkanten nicht mehr beschichtet werden. «Wir hatten auch schon Fälle, in denen sich die Kunden daran störten», sagt Daniel Inderbitzin. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die Teile erst nach dem Abkanten mit der gewünschten Oberfläche zu beschichten. Materialien wie Edelstahl oder Messing können auch geschweisst, geschliffen und poliert werden.

Alternativen zum Original

Vor allem bei etwas spezielleren Metallen wie Messing und Kupfer ist das Aufpolieren eine aufwendige und teure Angelegenheit. Hinzu kommt, dass sie im Gebrauch eine Patina erhalten, sofern sie nicht durch eine Lackschicht geschützt werden. Auch nachträgliche, galvanische Verfahren wie das Verkupfern oder Verchromen sind relativ aufwendig. Sehr oft kommen deshalb eingefärbte Edelstahlbleche zum Einsatz. Sie sind ab Werk auf Hochglanz poliert, als Spiegelblech oder teilweise auch mit Oberflächenstruktur erhältlich. Versehen mit einer Schutzfolie, lassen sie sich gut abkanten und stellen somit eine schnell verfügbare und kosteneffiziente Alternative dar.

Online konfigurieren

Speziell für den Aussenbereich und Fensterbau hat die SFS Unimarket aus dem st. gallischen Heerbrugg einen Online-Blechkonfigurator lanciert. Hier kann man Standardprodukte wie Quetschbug-, Anschluss- und Aufnahmebleche sowie Pfosten- und Eckverkleidungen online konfigurieren und bestellen. Selbstverständlich sind die Möglichkeiten nicht so gross wie bei der individuellen Fertigung eines Blechverarbeiters. «Aber alles, was man eingeben kann, ist machbar und wird innert der angegebenen Frist geliefert», sagt Thomas Schärli, bei SFS für den Bereich Fenster zuständig. Somit entfallen für den Schreiner in diesem Segment aufwendige Abklärungen und das Einholen von Offerten.

Das gilt auch für die verschiedenen Beschichtungen: Im Konfigurator kann der Schreiner mit den ihm bekannten RAL- und NCS-Farbtönen arbeiten. Im Hintergrund errechnet die Datenbank dann den Farbcode für die Beschichtung. Dieser kann bis zu 13 Stellen umfassen und ist für die Beschichtung massgebend. Der Code enthält nicht nur den eigentlichen Farbton, sondern auch Informationen zur Verarbeitung oder Oberflächenstruktur. In der Grafik ist ein Beispiel des Schweizer Beschichtungspulver-Herstellers IGP abgebildet. «Oft ist den Kunden nicht bewusst, dass es für die Beschichtung von Blechen so viele Parameter braucht», sagt Thomas Schärli.

Gerade weil die Welt der Bleche im doppelten Sinn nicht flach ist wie eine Platte, lohnt es sich, im Zweifel seinen Lieferanten rechtzeitig zu kontaktieren. Denn das nachträgliche Auswechseln und ein unzufriedener Kunde kosten sicher mehr.

www.inderbitzin-ag.chwww.meinblech.chwww.igp-powder.com

ph

Veröffentlichung: 21. Mai 2020 / Ausgabe 21/2020

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