Mit voller Ladung voraus

Derzeit ist eine Rudelbildung bei den E-Fahrzeugen zu beobachten, nicht nur beim Modell Ari. Bild: Ari Motors GmbH

Elektrotransporter.  Die Zahl der Nutzfahrzeuge mit elektrischem Antrieb wächst stetig. Die Konzerne bauen ihre Modelle um, aber auch viele neue Anbieter und Umrüster treten auf den Plan, was zu einer ansehnlichen Vielfalt führt. Höchste Zeit für einen Überblick.

Derzeit drückt die Mobilitätsbranche kräftig auf das Gaspedal. Es geht vor allem um die Förderung und Verbreitung von elektrifizierten Fahrzeugen. Aber auch bei weiteren alternativen Antrieben wie dem Wasserstoff steigt offensichtlich bereits der Druck im Kessel. Kaum ein Tag, an dem nicht Nachrichten über die Meilensteine, Ziele und Visionen der Anbieter elektrifizierter Fahrzeuge zu hören sind. Das gilt auch für das Segment der Nutzfahrzeuge. Die Autobauer wollen im laufenden Jahr gerade in diesem Bereich mit elektrisch ummodellierten Fahrzeugen noch ordentlich Boden gutmachen.

An Fahrt gewonnen

«Vor zehn Jahren war die Zahl elektrisch betriebener, sogenannter leichter Nutzfahrzeuge in der Schweiz gleich null», berich- tet das Bundesamt für Energie (BFE) in einer Ausarbeitung über den Fortschritt bei der Energieeffizienzverordnung. So ganz stimmt das natürlich nicht, kurven doch etwa in Zermatt VS schon seit Jahrzehnten rein elektrisch betriebene Spezialfahrzeuge durch das Hochgebirge. Laut den statistischen Auswertungen des BFE belief sich 2019 die Anzahl der Neuzulassungen elektrischer Nutzfahrzeuge auf exakt 544 Stromer. Beim weiteren Studium der Zahlen fällt auf, dass bei jährlich rund 34 000 in Verkehr gebrachten Lieferwagen, Transportern und Ähnlichem nur ein geringer Anteil – nämlich 1,6 % – auf elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge entfällt. Trotzdem: Wer die Entwicklungskurve des Stromeranteils seit 2017 in dieser Kategorie betrachtet, fühlt sich eher an den ungebremsten Verlauf eines pandemischen Geschehens erinnert als an eine doch oft als Nischentechnologie bezeichnete Variante, der in den vergangenen Jahren immer wieder der Stecker gezogen zu sein schien.

Reichweite und Netzanschluss

Umfragen und Marktforschungen bei den Konsumenten zur Elektromobilität ergeben regelmässig ein einheitliches Bild. Für einen Umstieg sind den Befragten stets die Effizienz und die Reichweite der mit Elektromotor versehenen Fahrzeuge besonders wichtig. Im Windschatten dessen kommt der Ladeinfrastruktur grosse Bedeutung zu. Denn eines erschliesst sich auch dem Laien schnell: Bei der Reichweite stehen die meisten E-Fahrzeuge, gemessen an den althergebrachten Verbrennern, doch regelmässig in der Halteverbotszone. Während der vollgetankte Dieseltransporter nonstop bis nach Portugal fährt, zwingt so manches Elektrofahrzeug die Insassen auf der Fahrt von Bern nach Chur bereits nach halber Strecke zur Einkehr am Rastplatz mit Ladestation – vorausgesetzt, der Stecker passt.

Apropos passende Stecker

Wer auf den elektrischen Betrieb umstellen möchte, der muss sich auch mit Ladevorgängen und Steckerformaten auseinandersetzen. Wer kann sich als bislang dieselverschlingender Verkehrsteilnehmer schon etwas unter Steckerformaten wie «Typ 1», «Typ 2», «CCS Combo 2» oder «Chademo» vorstellen? Daneben kann auch am normalen Hausnetz geladen werden, wenn genügend Zeit vorhanden ist, oder mittels sogenannter Wallbox, die den «Typ 2» mit Wechselstrom aufnimmt und die Ladezeit erheblich verringert. Wer mit dem E-Transporter an einer der bislang schweizweit rund 20 Tesla-Ladestationen vorbeikommt, kann diese getrost weiträumig umfahren. Denn die Schnellladestationen des Herstellers sind den eigenen Fahrzeugen mit speziellem Stecker vorbehalten. Einen Adapter für Abhilfe gibt es nicht. Andersherum können Tesla-Fahrende jedoch Adapter nutzen, um eine der gemäss Touring Club Schweiz 575 allgemeinen Schnellladestationen im Land zu nutzen.

Hinter den Steckerbezeichnungen stehen unterschiedliche Technologien und, damit verbunden, deutlich verschiedene Ladezeiten. Je nach Steckertyp und je nach Technologie der Energiequelle wird die Pause mal kürzer, mal länger. Kein Wunder, wirbt der Betreiber der Ladestationen «Gofast» damit, als einziger Anbieter in der Schweiz für alle Steckertypen gewappnet zu sein.

Die Verweildauer an den sogenannten Schnellladesäulen beträgt durchschnittlich nur 30 bis 60 Minuten, um das E-Gefährt wieder mit Energie zu versorgen. Doch ist in Fachkreisen auch zu vernehmen, dass eine Schnellladung nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein sollte. Denn die Akkus leiden wohl unter dem schnellen Betanken, was zu verkürzter Lebensdauer führen kann. Das gilt allerdings nicht nur für die Batterien von Fahrzeugen.

Kernstück ist die Batterie

Wer Elekrogefährte vor der Kaufentscheidung miteinander vergleicht, sollte bei den Angaben für die Reichweite achtsam sein. Diese sind unter definierten Bedingungen getestet und können sich in der Realität, etwa durch das Gewicht der Beladung, eine anhaltende Bergfahrt oder auch winterliche Temperaturen, deutlich streckenmindernd entwickeln.

Als entscheidend für den Preis eines elektrifizierten Fahrzeuges wird im Allgemeinen die Batterie angegeben. Selten setzen Hersteller noch Blei-Säure-Batteriemodelle ein, meist sind es Lithium-Ionen-Batterien, die auch wesentlich leichter sind und durch die enorm gestiegene Nachfrage deutlich günstiger geworden sind. In den Produkten hat sich das nur zum Teil niedergeschlagen. Neben dem Preis ist es vor allem das Gewicht, das die Praktikabilität der Technik einschränkt. Die Batterieblöcke sind so schwer, dass sich dadurch die Zuladung der Lieferwagen deutlich verringert.

Bezüglich der Lebensdauer der Batterien gehen die Expertenmeinungen etwas auseinander. Aber zwischen 500 und 1000 Ladezyklen sollten es schon sein. Wenn man also bei Verbrennern den Zahnriemen tauschen muss, wird es beim E-Fahrzeug Zeit für einen neuen Satz Akkus.

Den Einzelfall prüfen

Bei den elektrischen Nutzfahrzeugen gibt es inzwischen so manches interessante Modell und Angebot, das für den eigenen Bedarf passend sein kann, so vielgestaltig sind die Angebote inzwischen. Selbst weitere Ausfahrten lassen sich mit einigen Fahrzeugen gut realisieren.

Beim oft noch hohen Preis können auch die Fördermöglichkeiten auf kantonaler Ebene eine Rolle spielen. Die überwiegende Anzahl gibt für E-Fahrzeuge Rabatte auf die Motorfahrzeugsteuern. In den Kantonen Schaffhausen, Thurgau, Wallis, Tessin und Basel-Stadt gibt es derzeit finanzielle Beiträge beim Kauf eines Elektrofahrzeuges – für privat und auch für Firmen.

christian härtel

Veröffentlichung: 01. April 2021 / Ausgabe 14/2021

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