«Mr. Parkett» sagt Tschüss

Beni und Monika Lysser dürfen an der Verabschiedung in Lenzburg nebst herzlichem Dank auch manche Geschenke entgegennehmen. Bild: Stefan Hilzinger

Parkettverband.  An der Herbstversammlung der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt vergangene Woche in Lenzburg schlug die Stunde der Wahrheit: Nach mehr als 30 Jahren Engagement für die Branche verabschiedeten sich Monika und Beni Lysser in den Ruhestand.

Es waren schlimme Bilder, die Beni Lysser da auf die Leinwand projizierte: Nach dem Motto «Und bist du nicht willig, so hau ich nochmals einen Nagel in die Sockelleiste» hatte jemand kläglich versucht, seine Arbeit zu retten. «Die dümmsten Handwerker der Welt» hatte Lysser den letzten Teil seiner Abschiedsvorstellung betitelt, die am Dienstag vergangener Woche im Hotel Krone in Lenzburg AG über die Bühne ging.

An der Herbstversammlung der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) hatte der langjährige Geschäftsleiter des Branchenverbandes seinen letzten offiziellen Aufritt. Nach mehr als 30 Jahren tritt Beni Lysser gemeinsam mit Ehefrau Monika in den Ruhestand. Knapp 90 Vertreterinnen und Vertreter aus den Gruppen «Produktion und Handel», «Verlegung» und «Gastmitglieder» nahmen am Anlass teil.

Auf den Boden gekommen

Die Bilder einiger gründlich missglückter Handwerkereien bildeten den humoristischen Schlusspunkt unter Lyssers Rückblick auf seine berufliche Karriere und die Zeit bei der ISP, wobei dies durchaus einen ernsthaften Hintergrund hat. Denn just gut eine Woche vor der Versammlung schloss Lysser seine bisher 3000. Untersuchung ab im Zusammenhang mit Unstimmigkeiten nach Handwerksarbeiten. «Es ging dabei zwar nicht um Holz, aber um Spachtelmassen, die nicht hielten», präzisierte Lysser.Zum Parkett kam Lysser über Umwege. Nach mehreren Semestern Mathematikstudium beugte er sich wirtschaftlichen Zwängen und absolvierte eine Berufslehre als Zimmermann. Später, kurz vor der Prüfung zum Zimmermeister, zwang ihn ein Unfall, sich erneut neu zu orientieren. «Weil ich nicht mehr heben durfte, richtete ich den Blick auf den Boden», sagt er an der Verabschiedung mit Selbstironie im Unterton. Er fand rasch eine Anstellung bei einem einschlägigen Betrieb in Bern, den er in den folgenden Jahren stetig ausbaute, mit der Absicht, die Firma zu übernehmen. «Doch dann verkaufte die Erbengemeinschaft die Firma, ohne mich vorher ins Bild zu setzen.» Lysser fühlte sich ausgebootet und wollte die ihm angebotene Stelle als Geschäftsführer verständlicherweise nicht annehmen. Rasch fand er 1990 eine neue Herausforderung beim Ostschweizer Parketthersteller Bauwerk, bei dem damals die ISP-Geschäftsstelle im Nebenamt angesiedelt war. «Es war wohl schon vor der Anstellung abgemacht, dass ich diesen Teil mitübernehmen werde.» Für seinen neuen Arbeitgeber baute der Berner die Ausstellung in Rubigen BE auf. Ab Anfang der 1990er-Jahre wurde Lyssers Arbeit für die Branchenvereinigung immer umfangreicher, sodass sich 1996 die ISP-Geschäftsstelle verselbstständigte und von Bauwerk löste. Die ISP, in den späten 1960er-Jahren gegründet, ist seither kräftig gewachsen. Mittlerweile gehören ihr 20 Produzenten und Händler an, 210 Verlege-Betriebe und 24 Gastmitglieder sind seit 2004 Teil der ISP-Familie.

Manches Wochenende und viele Abende

Im Zentrum von Lyssers Arbeit stand die Tätigkeit als Experte und Gutachter für Parkett-, Kork- und Laminat-Böden. Teilweise waren es gegen 150 Gutachten jährlich, die in all den Jahren manches Wochenende und viele Abende beansprucht hatten. Unter Lyssers Ägide sind mehr als 40 Merkblätter entstanden, davon allein 37 zum Thema Parkett, wie ISP-Geschäftsleiter Mark Teusch sagte. Diese erfreuen sich nicht allein in der Schweiz grosser Beliebheit, sondern auch im angrenzenden Ausland. Auch bei der Erarbeitung von SIA- und anderen Normen wirkte Lysser im Sinne der Sache. Wo er nicht persönlich mitreden konnte oder durfte, habe er die Interessen der Parkettbranche über persönliche Kontakte eingebracht, sagte Lysser. Er habe auch die Parkettleger-Kurse für Schreiner ins Leben gerufen, was anfänglich nicht von allen in der Branche goutiert worden sei. «Die Schreiner sind doch auch unsere Kunden», betonte Lysser an der Verabschiedung.

Geschäftsführer Teutsch dankte Beni Lysser und seiner Frau Monika, die sich unter anderem um die ISP-Buchhaltung gekümmert hatte, aufs Herzlichste für ihr langjähriges Wirken. ISP-Ehrenmitglied Guido Vogt fällt der Abschied von Beni Lysser schwer. «Ich danke dir herzlich für die lange Zeit, in der du dich mit viel Engagment für Holz und speziell für Parkett eingesetzt hast», sagte Vogt. Noch bleiben der ISP einige Wochen mit Beni Lysser. Ende November ist Schluss. «Dann stehe ich der Branche nicht mehr zur Verfügung», macht «Mr. Parkett» klar.

www.parkett-verband.ch

Stefan Hilzinger

Veröffentlichung: 07. Oktober 2021 / Ausgabe 41/2021

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