Nach einem Messetag sind sie müde und heiser

Adrian Stettler betreut am Stand des VSSM gerade den Pod Chair. Bild: Nicole D'Orazio

Lernende und frisch Ausgelernte haben an den Swiss Skills in Bern am Schreiner-Stand die Besucherinnen und Besucher betreut und deren Fragen beantwortet. Eine schöne, aber auch anstrengende Aufgabe.

Der Lärmpegel ist hoch und die Menschen drängen sich durch die Expohallen in Bern. An den Swiss Skills Mitte September war viel los. An fünf Tagen wurden den Besuchern rund 150 Berufe präsentiert. Mittendrin natürlich auch die Schreinerinnen und Schreiner. Der Pod Chair, der futuristische Stuhl, in dem man ein Video über den Schreinerberuf schauen kann, steht ganz vorne im Stand des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM). Die Kinder und Jugendlichen sind neugierig und wollen reinsitzen. Es bildet sich teilweise eine Schlange. Sofort ist Adrian Stettler zur Stelle. Der Thuner (4. Lehrjahr, Kipfer Schreinerei) schaut beim Pod Chair zurzeit zum Rechten, zeigt den Besuchern, wie sie die Klappe schliessen können, und beantwortet Fragen.

Liebe für den Beruf weitergeben

Stettler ist einer von mehreren Lernenden und frisch ausgelernten Schreinern und Schreinerinnen, die sich für den Einsatz am Messestand gemeldet haben. «Ich bin an allen Tagen im Einsatz, ausser am Donnerstag, weil ich dann Berufsschule habe», erzählt er. «Es ist eine super Sache und macht grossen Spass.» Es sei anstrengend und abends sei er jeweils kaputt und etwas heiser vom vielen Reden. «Aber ich liebe meinen Beruf und möchte andere dafür begeistern. Deswegen habe ich mich gemeldet.» Viele Schülerinnen und Schüler seien wirklich interessiert und stellten gute Fragen. «Natürlich gibt es auch jene, die nur die Antworten für ihre Fragebögen suchen und sonst eher unmotiviert sind. Aber ich bin zu allen freundlich.» Die Arbeit an der Messe findet Stettler super.

«Ich finde es gut, dass wir bei den Aufgaben rotieren. Am liebsten betreue ich die Leute beim Fräsen.» Die Besucher erhalten beim VSSM-Stand nicht nur viele Informationen zu den Aus- und Weiterbildungen, sondern dürfen auch selbst Hand anlegen. Mit einer Shaper Origin können sie die Löcher eines Mühlespiels unter Aufsicht selbst fräsen und danach ihren Namen oder eine Zeichnung ins Spielbrett lasern lassen.

An der Quelle für neue Lernende

Sarina Bläuler aus Oberdiessbach BE war 2018 bei den Swiss Skills schon einmal im Einsatz und ist erneut zwei Tage dabei. Sie hat ihre Lehre letztes Jahr abgeschlossen und betreut bei ihrem Arbeitgeber (Möbel Ryter) die Lernenden. «Es ist sehr wichtig, dass wir ständig Nachwuchs haben. Deswegen bin ich gerne hier und mache Werbung für unseren Beruf. Hier bin ich an der Quelle.»

«Ich bin täglich im Einsatz und finde es Hammer», sagt Seraina Wolf aus Weisslingen ZH. Sie passt gerade auf, dass die Besucher die mobile CNC richtig bedienen. «Es ist schön, dass die Leute selber etwas machen können», sagt sie. Der Grossteil sei interessiert und stünde dafür auch über 20 Minuten in der Schlange. Sie sei Schreinerin aus Überzeugung und hoffe, Jugendliche für den Beruf zu begeistern. Wolf hat ihre Lehre diesen Sommer abgeschlossen und nimmt eine kurze Auszeit, um sich zu erholen. «Ich war kürzlich probearbeiten und warte auf den Bescheid. Ich hoffe, im Oktober dort anzufangen.»

Ramona Lang hat gerade ihre Ausbildung abgeschlossen und hat sich auf einen Instagram-Aufruf spontan für den Einsatz an den Swiss Skills gemeldet. «Es ist eine coole Erfahrung und ich finde es schön, neue Leute kennenzulernen», erklärt die Schreinerin aus Udligenswil LU. «Es ist streng und abwechslungsreich, aber ich bereue es nicht, dabei zu sein.» Lang arbeitet in ihrem Lehrbetrieb (Schreinerei Arnold) weiter und will Erfahrungen sammeln. «Später möchte ich schon mal wechseln und einen neuen Betrieb sehen.»

Wagner sind eher unbekannt

Florian Leutwiler aus Schaffhausen hat die Lehre Fachrichtung Wagner vor Jahresfrist abgeschlossen und ist weiterhin bei der Koch Wagnerei-Antikschreinerei tätig. Er stellt an den Swiss Skills das Wagner-Handwerk vor. «Die jungen Leute sind sehr interessiert an meinem Beruf und stellen viele Fragen. Die meisten kennen die Wagner gar nicht und staunen, dass Schlitten- oder Wagenbau ein eigener Beruf ist, finden das aber spannend.» Wer will, kann bei ihm ausprobieren, selbst eine Speiche zu schnitzen. «Das ist am Anfang recht schwierig, aber es freut mich, mein Handwerk zu zeigen.»

Nicole D’Orazio

www.vssm.ch

 

Veröffentlichung: 06. Oktober 2022 / Ausgabe 40/2022

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