Nach Feierabend schwingt er sich aufs Bike

Adrin Bisig bestreitet mit dem Mountainbike Cross-Country-Rennen. Bild: PD

Lehrziit. Über einen Umweg hat Andrin Bisig zur Schreinerlehre gefunden, die ihm gut gefällt. Der 21-Jährige aus Jona SG fährt in seiner Freizeit Mountainbike und bestreitet Cross Country. Er träumt davon, Profi zu werden.

Mountainbikefahren ist bei Bisigs eine Familienangelegenheit. «Mein Cousin hat mit dem Biken angefangen. Dann haben alle nachgezogen. Ich auch. Meine Cousine ist sogar Profi», erzählt Andrin Bisig, der auf Instagram mit Actionbildern auf sich aufmerksam macht. Mit sechs Jahren hat der St.  Galler mit dem Biken begonnen. Ein Jahr später hat er schon erste Rennen bestritten. «Ich fahre Cross Country, dies ist abwechslungsreich und macht Spass», erzählt er. Bei den Aufstiegen müsse man sich voll reinbeissen, könne sich abwärts etwas erholen und man müsse allgemein mit der Strecke klarkommen. Downhill sei hingegen nichts für ihn. Aufs Rennvelo schwingt er sich ebenfalls ab und zu, allerdings nur zu Trainingszwecken. Das ist gut für die Ausdauer.

Wenn, dann richtig

Für sein Hobby betreibt der 21-Jährige aus Jona SG einen grossen Aufwand. «Meistens trainiere ich 15 bis 16 Stunden pro Woche», sagt er. Dazu gehört im Sommer einmal wöchentliches Training mit seinem Team, dem Race Team Tower Sports, das zum Veloclub Eschenbach gehört. Neben den Stunden auf dem Bike trainiert er auch im Kraftraum und auf diese Saison hin neu mit dem Sypoba-Balanceboard. Das alles neben seiner Lehre als Schreiner. «Das sind schon einige Stunden. Aber wenn ich etwas mache, dann richtig. Sonst lasse ich es. Und wenn ich nicht jetzt in den Sport investiere, dann ist das für mich gelaufen.»

Andrin Bisig fährt derzeit noch in der Kategorie U23. Bald muss er aber zu den Elitefahrern wechseln, wo er auch auf Profis und Stars wie Nino Schurter treffen könnte. «In der Schweiz ist die Konkurrenz gross und stark. Ich will mich jetzt Vollgas reinhängen und schauen, was herauskommt.»

Als Bub unter den Besten

An der Spitze war er schon mal. Als Bub bis etwa 13 Jahre gehörte Bisig zu den Besten der Schweiz. «Dann wurde ich leider von einer Krankheit ausgebremst. Ich hatte die Medikamente nicht gut vertragen und musste kürzer treten», erzählt er. Mittlerweile hat er dies im Griff. «Ich ging dann aus der zweiten Sekundarschule an die Kanti. Weil es dort nicht wie gewünscht lief, fiel ich psychisch in ein Loch und war auch zu wenig motiviert fürs Biken. Das warf mich nochmals zurück.»

Nach drei Jahren im Gymnasium und der Wiederholung einer Klasse habe er eingesehen, dass dies nichts bringe und er brach ab. Weil er nicht recht wusste, was er künftig machen soll, schlug ihm sein Vater eine Lehre in dessen Schreinerei vor. «Ich war nicht abgeneigt. Es ist kein schlechter Job. Ich war zuerst allerdings kein Handwerker.» Doch er stellte sich der Herausforderung, die ihm heute sehr gut gefällt. «Mein Vater ist nicht mein Ausbildner, das ist gut so», sagt Bisig. Er hat nun mit dem dritten Lehrjahr begonnen und absolviert auch die Berufsmatur. Zur Schule geht er nach Ziegelbrücke. «Meine Zeit an der Kantonsschule hilft mir natürlich dabei, weil ich den Stoff meist schon kenne.»

Oft auf der Baustelle

Den Sport mit der Ausbildung zu kombinieren, stellt sich oft als anspruchsvoll heraus. «An manchen Tagen liege ich abends flach. Vor allem, wenn es heiss ist. Denn ich bin hauptsächlich auf Baustellen im Einsatz und schleppe viel umher», erzählt Bisig. «Meistens kann ich mich aber noch fürs Training aufraffen.» In den Ferien würde er sich deshalb voll reinhängen. Jedenfalls bis zu den Vorbereitungen für die Teilprüfung. «Ich muss noch schauen, ob und wie ich das kombinieren kann. Denn die Prüfung ist wichtig und ich will mich gut vorbereiten.» Die Ausbildung sei anspruchsvoller, als er gedacht habe, gibt er zu. «Ich bereue den Schritt, Schreiner zu werden, aber nicht. Es ist aber nicht unbedingt mein Beruf, den ich immer machen möchte.» Er ist deswegen offen, was seine Zukunft angeht. «Mit der Berufsmatur halte ich mir alle Wege offen. Vielleicht übernehme ich eines Tages aber den Betrieb meines Vaters.»

Hoffen auf Weltcup-Start

Am liebsten würde der St. Galler Mountainbike-Profi werden. «Dafür braucht es aber nicht nur Talent, sondern auch Glück und Hartnäckigkeit.» Er sehe dies bei seiner Cousine und mache sich deswegen keine Illusionen, sagt er. Träumen darf er aber. Um dem etwas näherzukommen, müsste er regelmässig im Weltcup mitfahren und Punkte sammeln. «Ich habe mich für den U23-Wettkampf Anfang September im italienischen Val di Sole angemeldet. Die Schweiz verfügt allerdings nur über sechs Startplätze. Und die Fahrer der Nationalmannschaft werden zuerst berücksichtigt.» Sollte er Glück haben, könnte er an den Start gehen. Das wäre sein erster Einsatz im Weltcup.

Internationale Wettkampfluft konnte Andrin Bisig schon früher schnuppern. Dreimal hat er an der Jugend-Europameisterschaft in Graz (A) teilgenommen. «Zweimal bei den U15 und einmal bei den U17. Das war schon toll und hat mich motiviert», blickt er zurück.

Neues Bike für die Rennen

Ein positiver Nebeneffekt seiner Lehre ist, dass er sein Hobby nun etwas mitfinanzieren kann. «Mein Vater hat mich in all den Jahren gesponsert, nun kann ich etwas beisteuern», sagt Bisig. Denn Mountainbiken ist kein günstiges Hobby. «Lange hatte ich nur ein Bike. Nun konnte ich mir aber ein zweites kaufen. So ein Zweirad kostet um die 15 000 Franken. Durch mein Team habe ich glücklicher- weise gute Konditionen.» Zwei Bikes zu besitzen, würde einiges vereinfachen. Das neue kommt bei den Rennen zum Einsatz, auf dem alten wird trainiert. «So kann ich den Verschleiss etwas mindern. Denn wie gesagt, wenn ich etwas mache, dann richtig.»

Nicole DʼOrazio

www.instagram.com/bisigandrinwww.schreinereibisig.ch

 

Veröffentlichung: 01. September 2022 / Ausgabe 35/2022

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