Neue Bewegung im Holzschutz

Stimmt alles bezüglich Konstruktion, Beschichtung und Pflege, kann so ein Haus ewig halten. Bild: Maurolin AG

Wetterbeständigkeit.  Stark der Witterung ausgesetzte Holzflächen vergrauen und schützen sich durch diese Zersetzung. Wer das Holz behandeln will, muss sich der jeweiligen Anforderung bewusst sein und gute Lösungen kennen. Das Neueste davon hat schon eine lange Geschichte.

Holzoberflächen vor Witterungseinflüssen zu schützen und damit den Nutzen des Holzes und die Wertigkeit des gefertigten Produktes zu bewahren, ist ein anspruchsvolles Thema. Das lebendige Material Holz kann nicht einfach mit einem Einheitsschutzmantel überzogen werden, weil es stark auf Klimaveränderungen reagiert und je nach Verwendung auch noch unterschiedlichen mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. Jeder Schutzfilm muss anpassungsfähig und auf die Situation abgestimmt sein. Er kann somit nur für gewisse Zusammenhänge optimal eingesetzt werden.

Viel Elan mit einseitigem Erfolg

Gerade im Innenbereich gibt es heute fantastische Möglichkeiten für gezielten Holzschutz, er macht die Qualität des Werkstückes erst wirklich aus. Manchmal ist die Euphorie über neue Techniken und chemische Substanzen aber so gross, dass damit alles möglich gemacht werden sollte.

Vor lauter wirtschaftlichen Vorteilen kann der scharfe Blick auf die wirklichen Potenziale von Altem und Neuem verloren gehen. Neue Lösungen durch chemische Produkte erlauben es, identische Substanzen in grossen Mengen schneller und einfach herzustellen. Die wirklich bewährten, alten Beschichtungen für den bewitterten Aussenbereich brauchten viel Zeit. Umwege haben aber auch etwas Gutes: So können Probleme von einer anderen Seite betrachtet werden, und es entstehen Bedürfnisse nach optimierten Lösungen.

So etwa ist wohl auch der Wandel beim Oberflächenschutz von Holz im Aussenbereich zu verstehen. Dort kommen vermehrt Substanzen zum Einsatz, die es in ähnlicher Form schon vor langer Zeit gab. Die alten Nachteile sollen aber verschwinden.

Sieg der einfachen Gangart

In einem kleinen geschichtlichen Rückblick weist Hanspeter Niggli von der Thymos AG im aargauischen Lenzburg darauf hin, dass Ölprodukte früher sehr gute Wirkungen zeigten und individuell vom Maler hergestellt wurden. Das Aufkommen besser zu produzierender und einfacher zu verarbeitender Kunstharze löste die Ölprodukte dann schnell ab. Die Nutzerqualität war aber nie mehr die Gleiche und wurde der Verarbeiterqualität geopfert.

Entwicklung mit altem Fundament

Laut Niggli hatte man früher schon durch die Voroxidation des Leinöles ein sogenanntes Standöl geschaffen, das sehr lange elastisch bleibt und sich somit besonders gut bei bewitterten Flächen eignet. Mit der Leinölfirnis (aus dem Französischen: vernis = Lack) erreichte man sogar eine wesentlich stabilere und schnellere Trocknung als bei rohem Leinöl. Letztlich haben die Erfahrungen mit den Kunstharzen dann gezeigt, dass viele davon nur auf dem Holz haften und durch Eigenhärte zum Verspröden neigen. Wichtig sind das wirkliche Vernetzen mit der äussersten Holzfaserschicht und Elastizität, damit die Beschichtung die Bewegungen des Holzes mitmachen kann und nicht einfach abreisst. Ein zeitlicher Blick zurück hat da sicher geholfen: Neue Entwicklungen haben Lösungen auf Ölbasis hervorgebracht, die diesen Ansprüchen wieder genügen können. Sie müssen aber schneller und besser zu verarbeiten sein.


Vorausschauend angepasst entwickeln

Ein Knackpunkt ist beispielsweise bei speziell optimierten Ölen mit einer dickeren Konsistenz: Als Lösemittel kann nicht wie früher Terpentinöl verwendet werden, weil dieses in einigen Ländern nicht mehr zugelassen ist. Erfreulich ist daher, dass durch gezielte Forschungen wie 2008 in den Niederlanden erste wassergetragene Ölfarben in professioneller Qualität entwickelt worden sind und angeboten werden.

Die kleine Produkteschau im Anschluss gibt einen Einblick, womit aktuell Holz im Aussenbereich beschichtet werden kann. Aber auch heute braucht es den versierten Fachmann, der schon im Vorfeld die Konstruktion optimal ausführt und dabei den Schutzschichtauftrag sowie dessen Pflege in alle Überlegungen mit einbezieht.

www.thymos.ch


Matte Öloberfläche

Das «Temporale Allwetteröl» ist ein Spezialöl der Werner Bieri AG mit hoher Aussenbeständigkeit. Durch die geringe Viskosität weist es eine gute Vernetzung auf, ist nicht filmbildend und kann somit auch nicht abblättern. Es wird üblicherweise ein- bis zweimal mit einem Lappen aufgetragen und eingerieben, bis es matt wird. Da keine UV-Absorber enthalten sind, empfiehlt sich eine Vorbehandlung mit einem Farbton aus dem Timberol-Beizsystem der Firma oder die direkte Einfärbung des Öles. Für einen konstanten Schutz bei direkter Bewitterung wird eine leichte Pflege nach zwei Jahren empfohlen.

www.bieriholzlacke.ch


Geprüfter Schutz

Die Produktreihe Cromaprotect der IVM Group, die von der Anwander Vertriebs GmbH angeboten wird, hat gute Voraussetzungen, um masshaltige Bauteile wie Fenster, Türen, Fensterläden und Gartenmöbel für eine lange Zeit zu schützen. Dies bestätigt die Din-Zertifizierung nach EN 927. Zu den zertifizierten Drei- und Vierschichtsystemen gehören farblose und farbige Imprägnierungen wie 91020, der deckend weisse ISO-Spritzprimer 91205-91 und der deckende Topcoat 945x-91 in verschiedenen Farbtönen.

Die Materialsysteme zeichnen sich durch eine hochwertige Bindemitteltechno- logie, kurze Trocknungszeiten und gute Nasshaftung aus. Durch den Einsatz spezieller Oxidpigmente wird eine Verwitterung weitgehend verhindert. Auch tragen diese dazu bei, dass möbelartige Oberflächen mit einem guten Slipeffekt entstehen. Darüber hinaus lassen sich die Outdoor-Lasuren einfach anwenden, was Zeit spart.

www.anwander.ch


Oberfläche atmet mit

In Schweden sind die meisten Holzhäuser seit jeher mit einer roten Schlammfarbe angestrichen, die als Recyclingprodukt bei der Kupfergewinnung in Falun entstand – günstig und gut. Sie wurde schon vor 30 Jahren weiterentwickelt und ist in 60 NCS-Farbtönen bei der Falu Vapen Schweiz GmbH erhältlich.

Die Schlammfarben bestehen aus einer Wasserbasis mit Bindemitteln aus pflanzlichen Ölen und sind geprüfte Eco- Produkte. Sie enthalten viele Pigmente, die vor UV-Licht schützen. Die Farbe dringt in die Holzoberfläche ein, ist diffusionsoffen und atmet wie das Holz selbst. Im Gegensatz zum früheren Produkt färbt die moderne Schlammfarbe im Alterungsprozess nicht mehr ab. Sie kann nicht abblättern und hält auch bei scharfkantigen Übergängen. Verwenden kann man sie ausser auf rohem ebenfalls auf gehobeltem oder geschliffenem Fichten- und Tannenholz. Druckimprägnierte Ware muss dagegen ein Jahr alt sein, damit sich die Schlammfarbe gut mit der Oberfläche verbindet. Eine Nachbehandlung ist erfahrungsgemäss nach 8 bis 15 Jahren nötig.

www.schwedenfarben.ch


Hochglanz für draussen

Aus der Verkochung von Leinöl und Tungöl entsteht der sehr dünnflüssige Tungöl-Lack der Kremer Pigmente GmbH. Das Tungöl hat eine sikkative Wirkung auf das Leinöl, weshalb der Lack sehr schnell trocknet: In zwei Stunden ist er staubtrocken, in acht Stunden hart und in einem Tag – nach anschleifen – überstreichbar. Der hochglänzende Film wird sehr glatt, gemäss Herstellerangaben ist er äusserst UV- sowie witterungsbeständig, stoss- und abriebfest, kann eingefärbt werden und bleibt elastisch. Durch die schnelle Trocknung dringt der Lack aber nicht tief ins Holz ein, weshalb eine Grundierung mit Halböl notwendig ist. Für den Aussenbereich werden vier Lackschichten empfohlen, im Innenbereich zwei. Verwendet man mehrere Anstriche, eignet er sich auch als Bootslack.

www.kremer-pigmente.de


Tauchen, fluten, spritzen

Diotrol Aqua Hydroperl UV von Maurolin ist eine wässrige Öllasur und basiert auf natürlichen, pflanzlichen Ölen aus nachwachsenden Rohstoffen, auf natürlichen und fossilen Wachsen und auf mikronisierten, mineralischen UV-Absorbern. Laut Hersteller hat die Lasur eine starke Tiefenwirkung, verzögert die Holzvergrauung und ist für alle Holzarten geeignet. Sie ist zudem frei von VOC (flüchtige organische Verbindungen) und Holzschutz-Bioziden, und sie weist einen hohen Abperleffekt auf. Zudem verhindert ein Filmschutzmechanismus die Ausbreitung von Mikroorganismen auf der Oberfläche. Es sind alle konventionellen Auftragsarten möglich, und mit zwei bis drei Schichten besteht ein ausreichender Schutz im Aussenbereich. Nach sechs bis acht Stunden ist eine Schicht überstreichbar. Regelmässige Nachkontrollen und Auffrischungsanstriche erhalten die Wirkung.

www.maurolin.ch


Messlatte höher gesetzt

Auf Basis funktioneller Polymere der neuesten Generation hat Remmers die Rezeptur für die deckende Holz- fensterbeschichtung Induline DW-601 Aqua Stopp verändert. Das Schutzniveau gegenüber Feuchtigkeit wurde beibehalten und andere Eigenschaften wurden optimiert. Der Anstrich nimmt sehr wenig Feuchtigkeit auf und ist dennoch atmungsaktiv. Grossen Wert hat der Hersteller auf die Aspekte Sicherheit und Schnelligkeit gelegt. Durch ihre spezielle, vergilbungs- und kreidungsarme Bindemittelkombination ist die Beschichtung beständig und sehr langlebig – laut Hersteller sowohl gegenüber Verschmutzung als auch Witterungsbelastung. Sie kann auf viele Arten aufgetragen werden und verleiht dem Holz eine möbelartige Haptik in den Glanzgraden matt, seidenmatt und seidenglänzend.

www.remmers-ag.ch


Silikatfarbe für Holz

Der Farbanstrich Oleith-Deck vereint die Vorzüge einer traditionellen Ölfarbe mit dem tuchmatten und sehr dauerhaften Erscheinungsbild einer echten Silikatfarbe. Er ist ein Produkt der Farbwerke Beeck und wird von der Thymos AG vertrieben. Die in 200 Tönen erhältliche Farbe ist laut Hersteller ein ökologisch einwandfreier Hybridanstrich auf Basis von Wasserglas (wasserlöslichem Alkalisilikat) mit einem Anteil einer speziellen Ölkomponente. Die Farbe eignet sich besonders als Anstrich auf sägerauen unbehandelten Nadelhölzern im Fassadenbereich. In Kombination mit dem Oleith-Grund können auch geschliffene Holzoberflächen behandelt werden. Die Alterung erfolgt in minimalem Schichtabbau und garantiert so den langfristigen Werterhalt der Holzfassade.

www.thymos.ch

ab

Veröffentlichung: 28. Februar 2019 / Ausgabe 9/2019

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