Nicht auf die lange Bank schieben

Die Leimfuge dieser Hinterzange hat den klimatischen Veränderungen in der Werkstatt nicht standgehalten. Eine baldige Reparatur kann schlimmere Schäden vermeiden. Bild: André Raul Surace

Bankraum.  Bei einer Tischkreissäge oder Hobelmaschine ist es selbstverständlich, regelmässig eine Wartung durchzuführen. Die Hobelbänke hingegen werden oft vernachlässigt. Dabei macht eine gut gepflegte Hobelbank auch einfach mehr Freude beim Arbeiten.

Kaum ein Werkzeug symbolisiert den Schreinerberuf so sehr wie der Hobel. Nach wie vor erhalten die Lernenden bei der Abschlussprüfung für ausserordentliche Leistungen traditionsgemäss einen Putzhobel aus Holz. Im Arbeitsalltag wird der Handhobel allerdings nicht mehr so häufig verwendet. In modernen Schreinereien haben stationäre und computergesteuerte Bearbeitungsmaschinen das handgeführte Hobelwerkzeug grösstenteils abgelöst. Dies mag ein Grund dafür sein, dass auch die Hobelbank im Schreineralltag an Bedeutung verloren hat. So steht längst nicht mehr in jedem Bankraum ein Exemplar.

Wandelnde Anforderungen

Eine gute Hobelbank zeichnet sich dadurch aus, dass dank des hohen Gewichtes und stabilen Untergestelles starke Kräfte problemlos aufgenommen werden können. Solche Kräfte treten vor allem beim Sägen und Stemmen oder eben beim Hobeln von Hand auf. Wenn ein Unternehmen vorwiegend Spanplatten und kaum noch Massivholz verarbeitet, stellt sich durchaus die Frage, ob im Bankraum wirklich Hobelbänke stehen müssen. Viele Schreinereien setzen inzwischen auf Hubtische. Meist sind diese Tische mit Rollen ausgestattet und können so flexibel platziert und auch als Transportmittel eingesetzt werden. Dank Höhenverstellung ist es stets möglich, in der ergonomisch optimalen Position zu arbeiten. Über diese Annehmlichkeiten verfügt die klassische Hobelbank nicht.

Made in Switzerland

Marco Kornmaier, Geschäftsführer der Wettstein Werkstattbau AG in Ermatingen TG, bestätigt, dass seitens der Schreinerbranche die Nachfrage nach Hobelbänken in den letzten Jahren durchaus etwas abgenommen hat. Allerdings verlagerte sich die Hauptkundschaft schon vor langer Zeit von den Schreinereien zu den Schulen.

Seit 1889 fertigt das Unternehmen am Untersee Hobelbänke unter der Markenbezeichnung «Gropp», welche ihren Namen einem kleinen, nachtaktiven Grundfisch, dem Groppe, verdankt. Etwa 90 Kubikmeter Holz wird jedes Jahr verarbeitet. Zwischen 180 und 260 Hobelbänke verlassen jedes Jahr die Produktionshallen in Ermatingen. Dafür wird ausschliesslich Schweizer Buchenholz verwendet.

Wie der Name der Firma vermuten lässt, fertigt und montiert die Wettstein Werkstattbau AG aber auch komplette Werkraumeinrichtungen für Primar-, Oberstufen- und Gewerbeschulen. Nach wie vor werden in den Werk- und Kursräumen hauptsächlich Hobelbänke eingesetzt. Allerdings haben sich die Anforderungen an den Arbeitsplatz auch hier gewandelt. «Das Schulfach Werken wird jetzt oftmals ‹Gestalten› oder ‹Makerspace› genannt», sagt Kornmaier. «Was früher eine reine Holz- oder Metallbearbeitung war, wird heute breiter gefasst.» Schülerinnen und Schüler sind freier in der Projekt- und auch in der Materialwahl. Mit diesem Konzept braucht es dann oft keine klassische Hobelbank mit Vorder- und Hinterzange mehr. «Wir haben darauf reagiert und vor zwei Jahren ein neues Modell in unser Sortiment aufgenommen, bei welchem die Arbeitsplatte mit einem Lochreihensystem ergänzt wird», sagt Kornmaier. Dies ermöglicht diverse Spannoptionen in der Fläche.

Neue Branchen

Auch die Bollmann Holzwerkzeugfabrik AG in Kriens LU fertigt Hobelbänke und Einrichtungen von Schulwerkräumen. «Auch wenn wir ebenfalls weniger Hobelbänke an Schreinereien verkaufen, haben wir insgesamt einen höheren Absatz als noch vor zehn Jahren», sagt Stefan Roesch, Produktionsverantwortlicher bei dem Unternehmen. So habe etwa die Nachfrage von Zimmereien stark zugenommen. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die Ausbildungszeit der Zimmerleute im Jahr 2014 von drei auf vier Jahre angehoben wurde. Wie Roesch sagt, werden auch in sozialen Institutionen und im privaten Bereich deutlich häufiger an Hobelbänken gearbeitet. Beispielsweise in Burn-out-Kliniken, wo Erwachsene im Rahmen der Beschäftigungstherapie ans Handwerk herangeführt werden. So produziert die Bollmann Holzwerkzeugfabrik AG jährlich 350 bis 400 Hobelbänke. Auch in Kriens wird nur mit einheimischem Holz gearbeitet.

Revision und Pflege

Eine gute Hobelbank ist für gewöhnlich nahezu unzerstörbar. Es gibt wenige mechanische Teile, und diese sind technisch simpel sowie einfach zu pflegen. Das bedeutet allerdings nicht, dass man sich die Pflege gänzlich sparen kann.

Das weiss auch Christof Tanner, Geschäftsführer der Ettima AG in Toffen BE. Sein Unternehmen bietet einen Revisionsservice für Hobelbänke an. Genutzt wird das Angebot hauptsächlich von Schulen. «Teilrevi- sionen führen wir in der Regel vor Ort durch», sagt Tanner. Bei den Totalrevisionen nimmt man die Bänke in die Firma. «So produzieren wir in den Schulen nicht so viel Staub, und die Zerlegung und erneute Montage ist bei uns in der Werkstatt einfacher.» Auch die Wettstein Werkstattbau AG und die Bollmann Holzwerkzeugfabrik AG bieten ihren Kunden den Revisionsservice an. Wie Marco Kornmaier sagt, kontrolliert man normalerweise im Zwei-Jahres-Rhythmus die Bankzangen und stellt diese bei Bedarf ein. Nach fünf bis sechs Jahren im Schulalltag seien die Bänke dann oft in einem solchen Zustand, dass die Sorgfalt der Schülerinnen und Schüler stark nachlasse. «In den kommenden Jahren nehmen die Schäden meist exponentiell zu. Nach zehn Jahren machen wir dann die erste Revision», sagt Kornmaier. Dabei wird die Fläche abgerichtet, allfällige Risse und Löcher werden repariert, die Bankzangen gewartet und neu eingestellt. Anschliessend wird die Bankplatte neu geölt.

Handmaschinen oder CNC

Bei der Ettima AG und der Wettstein Werkstattbau AG wird die Bankplatte grundsätzlich mit der Handhobelmaschine abgerichtet. Bei der Bollmann Holzwerkzeugfabrik AG geschieht dies seit rund 15 Jahren nur noch auf der CNC. Hierfür musste jedoch ein Weg gefunden werden, die teuren Werkzeuge zu schonen. In den Bankplatten stecken oft Nägel oder Schrauben. Deshalb wird die Fläche zuerst mit einem Fräser aus der Metallbearbeitung überfahren. Allfällige Fremdkörper sind danach gut sichtbar und können ausreichend versenkt werden. Nun wird die gesamte Fläche nochmals mit einem herkömmlichen Fräser abgerichtet, und die Kanten werden umfahren.

«Auch bei einer Totalrevision fräsen wir nur so viel wie nötig ab. Normalerweise sind das etwa 3 mm», sagt Stefan Roesch. Denn unendlich oft könne man dies nicht machen. Auch wenn die Bankplatten mancher Hobelbänke bis zu 120 mm dick sind, ist die Materialdicke über der Führung der Hinterzange ausschlaggebend. Hier werden je nach Hersteller und Modell Brettdicken von 15 bis 18 mm verbaut. «Diese Materialdicke definiert, wie oft die Hobelbank noch revidiert werden kann», erklärt Roesch.

Einfach, aber sinnvoll

Es lohnt sich, die Hobelbank regelmässig zu pflegen. Denn, wie in Schulen, gibt es auch in den Schreinereien den Punkt, bei welchem man nicht mehr so sorgfältig mit der Hobelbank umgeht. Deshalb empfiehlt Christof Tanner, der Hobelbank zumindest einmal jährlich etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Fremdkörper oder Leimreste auf den Spannflächen der Bankzange sollten entfernt werden. Die Stellen kann man bei Bedarf gut mit einer Ziehklinge glätten. Hier sollte nicht mit Schleifmitteln gearbeitet werden, da die geraden Flächen sonst uneben oder rund werden. Die Bankplatte hingegen kann man mit dem Rutscher anschleifen und anschliessend wieder ölen. «Wir verwenden hierfür stets Leinöl, sowohl für neue Hobelbänke als auch bei Revisionen», sagt Stefan Roesch. «Wichtig ist, dass dem Öl genügend Zeit gegeben wird, um durchzutrocknen, bevor die Oberfläche erneut beansprucht wird.» Auch die mechanischen Teile der Bankzangen sollten von Zeit zu Zeit geschmiert werden. «Früher griff man auch gerne mal zur Seife, wenn die Spindeln quietschten oder sich nur noch schwergängig bewegen liessen», sagt Marco Kornmaier. Heutzutage wird Gleitspray oder ein antistatischer Ölspray verwendet.

Bankzange ist nicht gleich Bankzange

Damit Werkstücke nicht beschädigt werden, sollten die Spannflächen einer Bankzange plan und parallel zueinander sein. Ist dies nicht mehr der Fall, kommt man um ein Demontieren der Beschläge nicht herum. Auch wenn die Mechanik der Bankzangen simpel erscheint, sollte man schon wissen, was man tut, oder dies von einem Fachmann erledigen lassen.

«Es gibt einige Schreinereien, welche die Bankzangen ihrer Hobelbänke von uns revidieren lassen, weil sie sich die Nerven sparen wollen», sagt Stefan Roesch. Wie überall gibt es auch bei den Beschlägen der Bankzangen verschiedene Hersteller. Demnach gibt es durchaus Unterschiede, wie man bei einer Demontage oder bei Einstellarbeiten vorgehen sollte.

Potenzial ausschöpfen

Klar ist, heute sieht der Schreinerberuf anders aus als noch vor 50 Jahren. Die Hobelbank hat sich indessen nur wenig weiterentwickelt. Ins Bild der modernen Schreinerei mag ein Hubtisch mit Lochplatte besser passen als die klassische Hobelbank mit Vorder- und Hinterzange. Zweifelsohne hat beides Vor- und Nachteile. Warum aber nicht beides kombinieren? Dem Rücken und Nacken zuliebe ist ein höhenverstellbarer Arbeitsplatz in vielen Fällen sinnvoll. Deswegen muss man seine Hobelbank aber nicht gleich ersetzen. Die Wettstein Werkstattbau AG hat beispielsweise ein Untergestell für Hobelbänke im Sortiment, welches sich über eine Handkurbel und ein Hydrauliksystem in der Höhe verstellen lässt. Auch bei der Bollmann Holzwerkzeugfabrik AG findet man solche Hobelbankgestelle. Hier kann man wählen zwischen einem rein mechanischen System oder einem elektrischen. Im Gegensatz zu einem Scherenhubsystem ist bei den Gestellen der beiden Unternehmen der Platz unter der Bankplatte weiterhin nutzbar.

Spannende Ergänzungen

Mit den Bankzangen lassen sich Werkstücke einfach und schnell einspannen. Inzwischen gibt es aber auch viele, buchstäblich spannende Spannmöglichkeiten für die Lochtischsysteme. Kniehebel- und Waagrechtspanner sowie Schraub- oder Hebelzwingen können auch an der Hobelbank eingesetzt werden. Dafür braucht es nur eine Reihenlochbohrung in der Fläche. Auch die breite Vorderkante kann dafür genutzt werden. Die Löcher können problemlos selbst gebohrt werden, entweder von Hand oder auf der CNC. Allerdings muss Letztere auch über die nötige Überfahrhöhe verfügen. Für diejenigen, die sich die Mühe sparen möchten oder nicht über die nötigen Werkzeuge oder Maschinen verfügen, hat die Wettstein Werkstattbau AG ein entsprechendes Angebot.

Nachgerüstete Mobilität

Normalerweise hat eine Hobelbank ihren festen Platz in der Werkstatt und wird kaum mal verschoben. Denn in der Regel braucht es dafür zwei Personen und ein geeignetes Transportmittel. Mit Heberollen wird die Hobelbank mobiler. So können beispielsweise die «Werkbankrollen Bora» von Sautershop per Fusshebel abgesenkt werden. Mit einer Nutzlast von 70 kg pro Rolle tragen sie auch schwere Hobelbänke. Sind die Rollen hochgeklappt, steht die Hobelbank gewohnt stabil auf seinen Füssen.

www.wettstein-werkstattbau.chwww.bollmann-ag.chwww.ettima.chwww.sautershop.de

Veröffentlichung: 07. September 2023 / Ausgabe 36/2023

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