Ordentlich geordert

Das Online-Geschäft soll in den nächsten Jahren weiter wachsen. Dabei spielt das Erleb-nis, die einfache und lustvolle Bedienung, eine wichtige Rolle. Bild: USM AG

Konfiguratoren.  Täglich tauchen im Netz neue Werkzeuge auf, die mehr können als nur bestellen, und die darüber hinaus noch Freude bereiten. Produktfinder, Planer und Konfiguratoren mit Visualisierungen erscheinen als Gebot der Stunde.

Kaum ein Produkt, für das sich nicht ein Konfigurator im Internet findet. Darunter auch eher überraschende Seiten wie etwa für den Haus- und Bauherrn ein «Rauchmelder-Konfigurator» bei Rauchmeldershop.ch. Dabei geht es nicht etwa darum, welche Farbe oder Einbausituation des kleinen Helfers am besten zum Raum passt, sondern um die Bestellliste, die es braucht, um je nach Grad des persönlichen Sicherheitsbedürfnisses des Bedieners herauszufinden, welche Technik und damit Komponenten für den geeigneten Schutz benötigt werden. Was bei Rauchmeldern geht, das funktioniert natürlich auch in vielen anderen Bereichen.

Ordentlich bestellt

Das Online-Werkzeug ist ein Kind der Digitalisierung. Genauer gesagt, handelt es sich dabei wohl eher um ein pubertierendes Kind in der fortschreitenden Entwicklung des Online-Marketings. In der Holzbranche hie und da noch eher in den Kinderschuhen, sind Konfiguratoren in anderen Branchen längst erwachsen. Zuallererst natürlich dort, wo das digitale Marketingwerkzeug zuerst professionalisiert wurde, namentlich in der Automobilbranche. Der Kunde wird durch die Detailgestaltung seines Wunschproduktes geführt, welches er – als wesentliches Element eines Konfigurators – im Prozess visualisiert bekommt und so das Gefühl erhält, sein ganz persönliches und individualisiertes Auto kreiert zu haben. Schliesslich geht es heutzutage um viel Geld beim Autokauf und vor allem um viele Ausstattungsdetails, zwischen denen man sich zu entscheiden hat. Da ist es gut, wenn Hilfe in Form von Struktur und portionierter Vorgehensweise bereitsteht. Das Ganze natürlich marketingmässig zerlegt, sortiert und als personifiziertes Erlebnis wieder zusammengesetzt. Jederzeit kann man sein Auto von allen Seiten betrachten, was die Vorfreude deutlich steigert. Wer einfach den Begriff «Konfigurator» googelt, der muss sich zunächst durch alle möglichen Automarken durchscrollen, bevor er in andere Bereiche kommt.

Einfacher, schneller – sprich: konfiguriert

Das spielerische Element ist – wie bei allen zeitgemässen digitalen Werkzeugen – ein ausschlaggebendes Moment für deren Erfolg. Das Ziel des Anbieters ist die Absatzförderung. Der Weg zu seinen Kunden verläuft dabei über das Mass der Freude des Bestellers am Werkzeug zur Absatzförderung. Der alt-ökonomische Grundgedanke der Arbeitserledigung besteht dabei immer noch. Dieser wird jedoch versüsst durch den digitalen «Um-, aber gleichzeitig auch Erleichterungsweg». Denn was früher im persönlichen Gespräch konfiguriert wurde, dafür ist immer weniger Zeit. Der Auftraggeber erledigt das Ganze dank Konfigurator ohne den persönlichen Kontakt online und hat zeitgleich etwas, was er wiederum seinem Kunden zeigen kann. Soweit die Theorie.

Auch für Endkunden

Ein wenig fühlt man sich an das Aufkommen von Apps für mobile Geräte erinnert. Was objektiv gesehen nicht lange zurück- liegt. Wie bei den meisten digitalen Werkzeugen ist der Schreiner dabei Konsument seitens seiner Lieferanten und den Herstellern von Verbrauchs- sowie Gebrauchsgütern. Selbst ist er Anbieter des gleichen Hilfsmittels innerhalb einer Entscheidungsfindung, die im besten Fall zu einer Bestellung durch einen Kunden führt. Web-Konfiguratoren erfreuen sich sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich deutlich wachsender Beliebtheit. Auch verschwimmen die Grenzen durch die neuen Werkzeuge etwas. So etwa kann jedermann einen Personenaufzug der Schindler AG auf der Webseite planungsnavigator.ch erstellen oder ein Velux-Dachfenster auf der entsprechenden Seite konfigurieren. Andere Konfiguratoren, wie der des Kantenlieferanten Ostermann oder der Terrassenkonfigurator der Stark AG, sind nur registrierten, gewerblichen Kunden zugänglich. Ein Blick auf die derzeit verfügbaren Konfiguratoren in der und für die Schreinerbranche zeigt: Die Nutzung webbasierter Konfiguratoren ist für die Macher in beide Richtungen interessant. Denn die Vorteile für den Nutzer liegen auf der Hand: fehlerfreie Angebote und Bestellungen, kurze Reaktionszeiten, Steigerung der Kundenzufriedenheit und weniger Reklamationen.

Einfach, einfacher, gut

Wer ein umfängliches Systemprodukt anbietet und es seinen Kunden mittels Konfigurator ermöglicht, sich den Kampf durch nicht enden wollende Variantenlisten zu ersparen, der ist im Kerngebiet des sinnvollen Konfiguratoreinsatzes gelandet. Kein Wunder hat die USM AG in Münsingen BE im letzten Jahr ein solches, attraktiv umgesetztes Werkzeug im Netz lanciert. Dahinter steht die Überzeugung, dass Marktforscher Recht haben, wenn sie auf das Wachstum des Online-Shoppings setzen und gleichzeitig die Nutzer immer anspruchsvoller werden. «Die Kunden wollen nicht nur wählen, sondern auch mitgestalten. Mit dem Konfigurator erfüllen wir diesen Wunsch mit einem einfachen und spielerischen Einstieg in die USM-Welt», so das Unternehmen. Besonders clever: USM hat neun namhafte Interior-Designer eingeladen, mit dem Konfigurator individuelle Designlösungen zu entwerfen. Öffentlichkeitswirksam platziert, hat USM damit auch gleich viele Argumente für das Vorgehen und für das Produkt mitgeliefert.

Ein Haus ist zu viel des Guten

Was bei einem umfänglichen, aber gleichzeitig von Grund auf standardisierten Produkt gut funktioniert, ist bei komplexeren Aufgaben mit Schwierigkeiten behaftet. Et- wa wenn es um ein ganzes Haus geht. Für das Modulhaus «Vision:R4» hat die Renggli AG im luzernischen Sursee vor über vier Jahren einen aufwendigen Haus-Konfigurator realisiert. Aus hunderten Varianten kann der Interessent sein Wunschhaus samt Innenausbau gestalten und sieht zeitgleich durch die Visualisierung, wie die Materialien, Farben und Bauteile das Erscheinungsbild verändern. Den bis dato eher rudimentär vorhandenen Möglichkeiten, online ein Haus zu konfigurieren, stellte das Unternehmen damit ein starkes Werkzeug entgegen. Allerdings erkannte man schnell, dass ein Haus über ein solches Werkzeug nicht wirklich abschliessend konfiguriert werden kann. Schon Aspekte bei den Untergründen oder eine Hanglage und die sich daraus ergebenden Änderungen lassen sich kaum mit einem Konfigurator abbilden. Deshalb kommt das Unternehmen zu dem Schluss: «Zum Ausprobieren und Testen ok, für 1:1- Pläne nicht.»

Möglich, aber mit Aufwand

Ein Akteur der ersten Stunde in Sachen Konfigurator ist der Schreiner Michael Schweingruber in Münchenstein BL. Vor bald zehn Jahren hat er unter tisch4you.ch ein Planungs- und Bestellwerkzeug eines Tischentwurfes platziert. «Der Konfigurator wird gut frequentiert und funktioniert, aber inzwischen ist die Konkurrenz der grossen Anbieter, die teilweise auch auf Mass fertigen, massiv geworden», erklärt Schweingruber.

Ein Ausbau dieser Aktivitäten sieht der Schreiner deshalb nicht unbedingt, da der Aufwand und damit auch die Kosten für einen Online-Konfigurator erheblich sein können. Einfache Planungstools gibt es zwar, aber wenn es ein spezielles Produkt ist, das eigene Wege benötigt, dann wird es aufwendig. «Es braucht dann einen gewissen Umsatz mit dem Produkt, und dafür ist mein Unternehmen zu klein im Angesicht der mächtigen Konkurrenz», so der Fachmann.

Für Wirkung und Bestellung optimal

Auf den Weg gemacht, dem Schreiner das Bestellwesen mittels Online-Konfiguratoren zu erleichtern, haben sich inzwischen viele Akteure. Bei der Hawa AG findet man mit wenigen Klicks den geeigneten Beschlag samt dem benötigten Zubehör und den Hilfsmitteln, indem man die möglichen Einbausituationen auch vor Augen hat. Gerade wenn man nicht jeden Tag solche Beschläge verarbeitet, hilft dies, Fehler zu vermeiden.

Umfänglich aufgerüstet in diesem Bereich hat auch der Beschlaghersteller Blum. Mit einer ganzen Reihe von Initiativen im elektronischen Service. Darunter auch ein Beschlagkonfigurator, der sogar Planungsfehler melden kann. Über die Eingabe der Konstruktionsart, der Materialien und der Gewichte erhält man die geeigneten Beschläge für einen Entwurf.

Interessante Wege geht auch der Parketthersteller Bauwerk. Dessen Konfigurator generiert Varianten von Raumsituationen, bei denen etwa mit Wandfarben und dem Parkett gespielt werden kann, um die Raumwirkung der Elemente besser einschätzen zu können.

www.usm.comwww.renggli-haus.ch/konfiguratorwww.tisch4you.chwww.hawa.chwww.e-services.blum.comwww.bauwerk-parkett.ch

ch

Veröffentlichung: 05. Oktober 2017 / Ausgabe 40/2017

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