Perfektion bei kleinen Holzteilen

Wer den Blasansatz bei einer Panflöte nicht schafft, hat mit der einteiligen Flöte von Nyfeler vielleicht mehr Erfolg. Bild: SZ, Andreas Brinkmann

Kleines aus holz.  Da, wo viele Schreinereien an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen, beginnen die Hersteller von Holzwaren warmzulaufen. Kleine, perfekt verarbeitete Produkte aus Holz in serieller Fertigung sind ihr Arbeitsgebiet und machen sie auch für andere interessant.

Na, wer hat nicht als Kind mal mit Spielsachen aus Holz gespielt und sich dabei über das angenehm warme Material mit den runden Kanten, den kräftigen Farben und der komischen feinen Maserung gefreut? Spätestens als Schreiner mit eigenen Kindern kommen einem solche Dinge wieder ins Bewusstsein. Und wer dann diese kleinteiligen Produkte erneut in den Händen hat, kommt kaum darum herum, sich zu fragen, wie man so etwas herstellt.

Das «Gewusst wie»

Immer wieder kommen Trends, wie beispielsweise Möbelgriffe oder Schubladeneinteilungen aus Holz, die eine äusserst exakte Herstellung voraussetzen. Solche Dinge ergänzen perfekt verschiedenste Möbel und Innenausbauten, lassen sich aber nicht so einfach mit den vorhandenen, eher groben Maschinen herstellen. Auch fehlt es noch oft am «Gewusst wie», da man neben der normalen Schreinerarbeit kaum Erfahrungen mit solchen Bearbeitungen machen kann.

Die Herstellung von Holzwaren, wie diese Produkte genannt werden, erfordert sehr viel Erfahrung darin, wie sich Holz bei der Verarbeitung und später verhält – und eine Ausrüstung, die auf Serien mit kleinen Teilen ausgerichtet ist. Einzelstücke sind dabei selten ein Thema, denn vieles kann erst ab einer gewissen Menge sinnvoll realisiert werden.

Klötze für rasende Kugeln

Die Nyfeler Holzwaren in Gondiswil BE gibt es nun schon in der dritten Generation, und wohl jeder Erwachsene, der in der Schweiz aufgewachsen ist, kam mit Spielzeug dieser Firma in Berührung. Der heutige Inhaber Remo Nyfeler produziert zu einem grossen Teil die aus Buchenwürfeln bestehenden Kugelbahnen «Cuboro». Damit stapelbare Holzwürfel, die auf verschiedenste Weise zusammengestellt werden können, dann auch wirklich eine Glaskugel durch die kurvenreichen Gänge hindurchlassen, liegt die Präzision der Arbeitsschritte im Hundertstelmillimeter-Bereich. Entsprechend sieht dann auch der ganze Produktionsablauf aus, der schon mit Holzlagerung, -trocknung und dem genauen Feuchtegehalt bei der Verarbeitung beginnt. Dass bei all dieser Präzision dann auch noch bogenförmige Löcher realisiert werden können, ist dabei nur eines von vielen Details.

Plättchen wie ausgestochen

Die Nef Holzwaren AG hat Mitte der Siebzigerjahre mit einem äusserst beliebten Farbkombinationsspiel in Holz angefangen und produziert neben vielen kundenspezifischen Aufträgen in grösserem Mass auch für den Bastelmarkt. Dabei entstehen haufenweise sehr fein ausgefräste steckbare Teile aus Sperrholz mit sehr glatten Schnittflächen und sauberen Kanten. Die Stücke erinnern etwas an gelaserte Blechteile und weisen in der Fertigung eine hohe Wiederholgenauigkeit auf. Das mit dem Lasern kann die Firma zwar auch liefern, aber die Schnittflächen sind dann braun. Hell, sauber und optisch erst noch wie rechtwinklig ausgestochen werden sie durch das Ausfräsen mit Fräsern von gerade einmal 1,6 mm Durchmesser.

Auch wenn bei den Holzwaren nicht immer besonders grosse Stückzahlen erforderlich sind, braucht es zur Ausführung ein starkes Seriendenken. Nur so lassen sich dann auch Lösungen finden, die es erlauben, beispielsweise bei Hunderten von kleinen Holzwürfeln die Kanten zu brechen, ohne dass grössere Kosten entstehen.

Eigene Brettstärken vermeiden Verluste

Kostenbewusstsein zeigt sich natürlich schon beim Materialverbrauch. Die Hersteller arbeiten vorwiegend mit dicken Brettstärken, dafür kurzen Längen. Die gängigen, vorhandenen Stärken verursachen meistens zu viel Verschnitt. Mit der eigenen Auftrennbandsäge und entsprechend genauen Anschlägen lassen sich dann die benötigten Bretter wunschgemäss schneiden. Spezielle Bänder, die auf der eigenen Schärfmaschine ihren auf den Zweck optimierten Schliff erhalten haben, sorgen zudem nochmals für weniger Verluste. «Wir produzieren wiederkehrende dünne Produkte, die auf der Bandsäge geschnitten und anschliessend nur noch mit der Breitbandschleifmaschine einmal beidseitig bearbeitet werden», erläutert Remo Nyfeler.

Zu Hause bei Daniel Düsentrieb

Wer ausschliesslich kleinere Teile herstellt, richtet sich entsprechend ein. Alles, was sonst in einer Schreinerei Verwendung findet, wird auch da gebraucht, nur müssen für viele Produkte Anpassungen vorgenommen werden, damit die Teile nur schon optimal gehalten werden können. Kaum eine Maschine ist daher in ihrer Standardversion anzutreffen. Diese Schreiner sind Tüftler, die permanent Arbeitsprozesse optimieren und ihre neu erworbenen Erkenntnisse sofort wieder in die nächste Umsetzung von einem Kundenwunsch oder einer eigenen Produktidee einfliessen lassen. Im Gespräch ist die Begeisterung für jeden erreichten Schritt und auch für das Suchen nach immer neuen und noch besseren Ideen spürbar.

Läuft man durch die Betriebe, entdeckt man viele eher seltene konventionelle Aggregate, die früher vor allem in der Industrie Verwendung fanden, aber auch verschiedene CNC-Maschinenlösungen, die zwar logisch erscheinen, so aber weniger bekannt sind. Daneben finden sich Fertigungsmethoden, wie sie auch in der Metallindustrie üblich sind.

Was der Kunde haben kann

Die Tüfteleien und Optimierungsarbeiten sind Antrieb, aber auch Ausgleich für die vielleicht recht monotonen Arbeiten bei der Umsetzung von grossen Serien. Gerade die Erfahrung mit so vielen verschiedenen Bereichen macht es den Herstellern nicht einfach, über generelle Mindeststückzahlen bei Kundenwünschen zu sprechen. Effektiv sind ja auch sehr kleine Mengen möglich. Massgebend ist vor allem der Vorbereitungsaufwand, beispielsweise was für Schablonen gebaut werden müssen.

Auch wenn, oder besser gesagt gerade weil die Eigenprodukte der Firmen vor allem Spielzeuge und Bastelartikel sind, kann so ziemlich alles Kleinteilige in Holz produziert werden. Tabletts, Schatullen und Schubladeneinsätze genauso wie dünnwandige Fräsarbeiten aus dem Vollen oder gut laufende, gefräste Holzgewinde sind Teil des Arbeitsfeldes. Letztere haben durch das Fräsen eine wesentlich feinere Oberfläche, als wenn sie gedrechselt werden. Die Flöte von Nyfeler Holzwaren zeigt, was sonst noch durch Fräsarbeiten aus einem massiven Holzstück herstellbar ist.

Beschriften und Bedrucken

Der Produktebereich bringt es mit sich, dass auch Ansprüche beim Beschriften und Bedrucken realisiert werden können. Das reicht von verschiedenen Präge- und Druckmethoden bei beiden Herstellern bis zu Lasergravuren oder direktem Digitaldruck auf Holz bei der Nef Holzwaren AG. Bedruckt werden können dort aber auch Aluminiumteile oder sogar HPL-Platten in einer wetterbeständigen Qualität. Da bis 22 cm hohe Teile bedruckt werden können, lässt das doch einigen Spielraum bezüglich der Teile. Die speziell für diese Zwecke hergestellten Farben verlaufen nicht auf den Holzoberflächen und lassen feine, scharfe Bilder zu.

www.holzwaren.chwww.nefholzwaren.ch

ab

Veröffentlichung: 25. August 2016 / Ausgabe 34/2016

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