Perfektionierte Abstimmung

Bild: Noah Gautschi

Fräswerkzeuge.  Mit spezifisch entwickelten und abgestimmten Werkzeugen unterstützen die Hersteller Schreinerbetriebe in der Fertigung ihrer Werkstücke. Dadurch lassen sich Qualität, Standzeiten und Unterhaltskosten spürbar optimieren.

Vergleicht man heutzutage die Fertigung von modernen Schreinereien, sind auf den ersten Blick nur kleinere Unterschiede erkennbar. Die Ablaufplanung ist bestmöglich auf die räumlichen Gegebenheiten abgestimmt, und der lineare Fertigungsprozess ist klar ersichtlich. Denn für die individuelle Fertigung durch den Schreiner haben sich in den letzten Jahren gewisse Produktionsmethoden etabliert, und auch der Maschinenpark hat sich peu à peu an die individuellen Anforderungen angepasst.

Ein Entwicklungsschritt, der für viele Schreiner noch viel Verbesserungspotenzial eröffnet, ist aktuell bei den eingesetzten Werkzeugen festzustellen. Diese haben in den letzten Jahren in den Bereichen der Schneidengeometrie und der Befestigung eine stetige Entwicklung durchgemacht und werden nun von den Werkzeugherstellern individuell auf die jeweiligen Fertigungsbedürfnisse abgestimmt.

Anwender im Zentrum

So unterschiedlich wie die herzustellenden Objekte, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen einer Schreinerei an die jeweiligen Werkzeuge. Daher passen die Werkzeughersteller die neuen Produkte an die Anforderungen der Anwender an. «Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, können je nach Bearbeitung beispielsweise die Anzahl der Zähne und die Schneidengeometrie des Werkzeuges so gewählt werden, dass ein Maximum an Schnittqualität und Standzeiten erreicht wird», sagt Erik Petersen, zuständig für die Anwendungstechnik, die Beratung und den Verkauf bei der Leuco AG in St. Margrethen SG. Dadurch kann ein Werkzeug in der Anschaffung zwar etwas teurer ausfallen, es hat anschliessend im Gebrauch und im Unterhalt aber deutliche Vorteile. Die Leitz GmbH aus Lenzburg AG stellt die Wirtschaftlichkeit im Unterhalt ins Zentrum. Klassische Diamantwerkzeuge, die nachgeschärft werden können, verlieren durch den Erodierprozess immer minimal an Durchmesser. Der sich damit verändernde Spanwinkel führt dazu, dass die zu erwartende Laufmeterleistung mit zunehmenden Schärfzyklen abnimmt. «Bei unserem ‹Profilcut Q Diamond›-System bleiben die Geometrien über den gesamten Lebenszyklus immer gleich, was eine konstante Wertschöpfung mit sich bringt», sagt Urs Moser, Geschäftsführer der Leitz GmbH.

Gesamtinvestition sehen

Wo früher also vermehrt mit guten Angeboten verkauft wurde, steht heute das Gesamtpaket über den ganzen Lebenszyklus im Zentrum. «Aspekte, wie die Unterhaltskosten, die Standzeiten und das Ersatzmaterial gehören in eine seriöse Gesamtkostenbeurteilung, damit sich der Kunde anschliessend optimal entscheiden kann», sagt Petersen. Die unterschiedlichen Ausrichtungen der Schweizer Schreinereien spiegeln sich auch in der jeweiligen Kaufkraft wider. «Wir haben für unterschiedliche Investitionsbudgets jeweils ein Fräsersystem entwickelt, mit dem der Kunde im Rahmen der jeweiligen Ausgaben die beste Performance erhält», sagt Roland Loacker, zuständig für das Marketing bei der Oertli AG in Höri ZH. Die Anforderungen an moderne Werkzeuge haben sich in den letzten Jahren vermehrt von den Produkteigenschaften zum Gesamtkonzept inklusive Unterhalt verlagert, und in naher Zukunft wird dieser Trend sich sogar verstärken.

Prozessangebote und Digitalisierung

In Zukunft wird die Entwicklung von Werkzeugen vermehrt im Bereich der Digitalisierung stattfinden. «Die Werkzeugtechnologien sind bereits sehr ausgereift, und das Optimierungspotenzial liegt sicher in der engeren Zusammenarbeit zwischen Werkzeug- und Maschinenherstellern», sagt Loacker. Aber auch der Unterhalt werde in Zukunft vermehrt digitalisiert ablaufen, sagt Erik Petersen: «Werkzeugbegleitkarten in Papierform werden komplett durch RFID-Chips oder QR-Codes ersetzt werden, was wiederum die Rüst- und Einstellzeiten verkürzt.» Auch Urs Moser sieht die Zukunft im Bereich der digitalen Prozesse: «Das Zusammenspiel von Maschine, Software und intelligenten Werkzeugen wird uns prägen.»

Es ist beeindruckend, wie die Hersteller ihre Werkzeuge an die Bedürfnisse der Schreiner anpassen, und man kann gespannt sein auf die hoffentlich bald wiederkommenden Fachmessen.

www.oertli.chwww.leitz.orgwww.leuco.ch

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 12. November 2020 / Ausgabe 46/2020

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