Persönliches Sammeln für Erfolge

Mit dem eigenen Sammeln, Skizzieren und Aufschreiben professionell werden. Bild: Andreas Brinkmann

Dokumentieren.  Wer eine Handwerkerlehre beginnt, hat sich mit dem Lehrbetrieb für eine bestimmte Fachrichtung entschieden. In diesen Bereichen werden Fähigkeiten aufgebaut, die auch später abrufbar sein müssen. Vieles geht aber verloren, wenn das Wissen nicht laufend gesichert wird.

Für so manchen mag sich die Lehre nach der Schulzeit wie ein Fluss anfühlen: kraftvoll dahinfliessend. Vieles entsteht, und jeder ist ein Teil eines grösseren Teams, in dem routinierte Schreiner den Takt angeben und die Anfänger mitziehen. Anfang Jahr zeigt sich dann jeweils das gleiche Bild: Alle Lernenden im dritten und vierten Lehrjahr haben praktische Abschlussprüfungen. Das sorgt für zusätzliche Strudel im Wasser und für mehr oder weniger unruhige Zeiten im Betrieb.

Prüfungen mit praktischem Nutzen

EFZ-Lernende trainieren am Ende des dritten Lehrjahres während der Arbeitszeit, damit sie die Fragmente der Teilprüfung in jeweils nur einer Stunde so fertigen können, dass sie genügend Punkte erhalten.

Erst im vierten Lehrjahr wird dann das gemacht, wozu man diese Lehre überhaupt angefangen hat: eine Kundenarbeit.

Die Individuelle Praktische Arbeit (IPA) wurde vor einigen Jahren geschaffen, damit Lernende mit den ihnen vertrauten Arbeiten, wie sie der Lehrbetrieb für seine Kunden anbietet, abschliessen können. Davor musste beispielsweise ein Stuhlschreiner an der Prüfung ein Korpusmöbel fertigen, weil er ja Schreiner Fachrichtung Möbel gelernt hatte. Stühle haben aber mit dem Plattenbau nichts Gemeinsames.

Der Lernaufbau ist nur die Grundlage

Damit ein ausgelernter Schreiner auch in anderen Betrieben rentabel eingesetzt werden kann, sollte er in der Lage sein, die ausführende Arbeit eines Auftrages selbstständig entsprechend seiner Kompetenzen zu planen und auszuführen. Dafür hat er in dreieinhalb Jahren viele Handgriffe und Maschineneinstellungen mit Fragmenten geübt und sein Wissen und Können mit den betrieblichen Arbeiten aufgebaut.

Wie ein gelernter Schreiner EFZ

Der Lernende überprüft in der IPA also die Pläne und Materiallisten, macht den Arbeitsablauf mit der ganzen Zeitplanung und führt die einzelnen Arbeiten nach seinen eigenen Vorgaben professionell Schritt für Schritt aus. Da er nach der eigentlichen Ausführung alles den Experten präsentieren muss, macht er während dieser Arbeit auch immer wieder Fotos und Notizen für die Dokumentation. Diese wird dann zu Hause, ausserhalb der Prüfungszeit, geschrieben und muss vor der Präsentation dem Experten abgegeben werden.

Wer glaubt, dass diese Dokumentation wohl eher eine Schul- oder Büroarbeit ist, hat nicht verstanden, dass die Ausführungen im Lehrbetrieb nur einen kleinen Teil dieses Berufes ausmachen. Neue Kenntnisse muss man richtig zuordnen und anwenden können, alte dürfen nicht vergessen gehen.

Eigene Mittel aufbauen und nutzen

Fotos, Skizzen und Notizen helfen, ganz nach den eigenen Fähigkeiten aufzubauen und sich immer weiter zu entwickeln. Fotos von Arbeiten sind heute mit den Smartphones kein Problem mehr. Sie zeigen das, was man schwer erklären kann, und natürlich das, worauf man stolz ist. Letzteres hilft später bei einer Stellensuche, und vielleicht will der Chef auch einige Fotos für die Dokumentation der Firma, um Kunden zu gewinnen.

Jahrelang trainierte Zusatzaufgabe

In der Lehre gehört das Erstellen von Lerndokumentationen von Beginn weg dazu. Fachlehrer, ÜK-Leiter und Ausbildner können da mit vielen Tipps weiterhelfen. Dadurch entsteht ein immer besseres Nachschlagewerk, das an beiden praktischen Prüfungen hilfreich sein wird.

Ausserdem lässt sich mit jeder Dokumentation, die man für sich angelegt hat, die Fähigkeit aufbauen, wirklich wichtige Dinge zu erkennen und fachliche Zusammenhänge verständlich zu fixieren. Eine professionelle Zusammenarbeit ist nur mit fachlichem Austausch möglich. Ein Schreiner, der sich auf diese Weise Routine angeeignet hat, kann dann den Takt mitangeben und seine Begleiter dadurch mitziehen.

ab

Veröffentlichung: 04. Juni 2020 / Ausgabe 23/2020

Artikel zum Thema

02. Mai 2024

Eine Regalproduktion als Werbung in eigener Sache

Um den Beruf der Schreinerin und des Schreiners Schülerinnen und Schülern vorzustellen, haben die Lernenden der Röthlisberger Innenausbau AG in Gümligen ein 45-minütiges Video gedreht. Jasmin Bieri erzählt, wie das gelaufen ist.

mehr
02. Mai 2024

Klein, pfiffig und mit Enthusiasmus hergestellt

Beim Lernendenwettbewerb des VSSM Kanton Zug haben neun Personen teilgenommen und ein Objekt eingereicht. Dominic Odermatt (2. Lehrjahr) und Tobias Huwyler (3.) haben die Aufgabe am besten gelöst.

mehr
02. Mai 2024

«Die Genauigkeit einer CNC beeindruckt mich»

Im Rahmen des überbetrieblichen CNC-Kurses am Berufsbildungszentrum Emme in Langnau BE hat Daniel Beer einen Schrank hergestellt. Die Arbeit am Bearbeitungszentrum war für den 19-Jährigen allerdings nicht neu. Weshalb, erzählt er im Monatsinterview.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Lehrziit