Qualität entsteht aus allen Schichten

Der österreichische Hersteller Mafi führt den Gegenzug aus dem gleichen Holz wie die Decklage aus, was Spannungen im Parkett verhindern soll. Bild: Mafi

Qualität.  Parkett ist Eiche. Das ist in der Schweiz zu rund 95 Prozent aller Fälle so. Auf den Märkten ist das Holz aber kaum noch zu bekommen. Was macht das mit der Qualität und vor allem, was macht eine gute Qualität überhaupt aus? Zwei Fachleute geben Auskunft.

Wer ein Parkett sucht, der kann einem mitunter leid tun. Und wer das nicht glaubt, sollte sich einmal durch die Kataloge kämpfen. Spätestens nach dem 44. Parkett-Muster auf Seite 26 weiss man eigentlich nicht mehr, was man sucht und vor allem weshalb man sich für das eine oder andere entscheiden sollte. Denn Parkett, das heisst in etwa 95 Prozent aller Schweizer Bedarfsfälle: Eiche. So kommt es, dass man nach dem dritten Hersteller und dem sechsten Katalog im Grunde auch nicht mehr weiss, wie Eiche eigentlich aussieht.

Was für den Konsumenten schnell zur Erschöpfung führt, ist auch für den Parkettverkäufer schwierig. Wenn fast nur Eiche auf dem Parkett ist, wodurch und wie genau unterscheiden sich dann die Böden? Als Konsument ist man versucht, es an der Farbe festzumachen. Oder man entscheidet sich für einen naturbelassenen Farbton und macht es an der Struktur fest oder doch der Kombination daraus. Dazu kommt das Format, von den technischen Möglichkeiten Zwei- oder Dreischicht, von Klick- oder Nut- und Kammverbindung gar nicht zu sprechen. Und wer dann noch anfängt, Preise zu vergleichen, braucht schon ziemlich starke Nerven.

«Es wäre hilfreich, wenn Parkett eine Kennzeichnung hätte, aus der hervorgeht, woher das Holz stammt und wo das Parkett produziert wurde.»
Susann Schmid, Inhaberin Schmid Parkett AG
 
 

Gerade beim Mehrschicht-Parkett gibt es beim Preis gewaltige Unterschiede, obwohl es dabei stets um die Eiche und auch ähnliche Formate geht. Ob ein Quadratmeter 50 oder 150 Franken kostet, ist nicht egal und die entscheidende Frage lautet: Unterscheiden sich Parkettböden in ihrer Qualität in dem was drin steckt und wie sie gemacht wurden?

Für die Kundschaft der Schmid Parkett AG aus Alpnach Dorf OW scheint dies so zu sein, denn diese treffen ihre Auswahl offensichtlich bewusst. «Unsere Kunden wollen wissen, woher das Holz stammt und wie das Parkett produziert wurde», sagt Firmeninhaberin Susann Schmid. Die verwendeten Hölzer stammen ausschliesslich aus dem Schweizer Wald und produziert wird vor Ort. Am Ende ist der Preis auch deshalb höher. «Unsere Kunden schätzen diese Transparenz und vertrauen in die Güte unserer Produktion», erklärt Schmid. Den grössten Teil nimmt in der Produktion das Zwei-Schicht-Parkett ein. Die Deckschicht mit mindestens fünf Millimetern Stärke wird selbst eingeschnitten und danach auf eine spezielle in Deutschland hergestellte OSB-Trägerplatte geklebt. Die dünnere Variante des Zweischichtparketts hat dagegen einen Gegenzug mit einer HDF-Platte, die in der Schweiz produziert wird.

Was den Unterschied macht

Wie der richtige Aufbau beim Zwei- und auch beim Dreischicht-Parkett aussieht, darüber streiten sich die Geister. «Wir haben sehr gute Erfahrungen mit unserer OSB-Unterlage, selbst bei Wasserschäden», erklärt Schmid. Es gebe deshalb keinen Grund, etwas zu ändern, auch wenn mancher Bodenleger gegenüber der OSB-Platte zunächst skeptisch sei. Wer es probiert habe, der sei sehr zufrieden damit, sagt Schmid.

Auch die oft eingesetzte, geschlitzte massive Fichtenunterlage sei eine gute Variante für das Zweischicht-Parkett. «Die Decklage muss einfach stark genug sein, sodass sich die Fichtenlamellen nicht abzeichnen im Laufe der Zeit», weiss Andreas Zips, Parkettexperte bei der Roser AG in Birsfelden BL. Andere verwenden Multiplex- oder Sperrholzplatten als Gegenzug. Wer die Qualität von Parkett betrachte, der müsse das Gesamtpaket anschauen und dabei aufpassen, dass nicht Äpfel mit Birnen verglichen würden, erklärt Zips.

Das gilt selbstredend auch für das Dreischicht-Parkett. Auch hier sind allerhand verschiedene Aufbauten üblich. Manche, wie der österreichische Hersteller Mafi, schwören darauf, den symmetrischen Aufbau mit einem Gegenzug im gleichen Holz der Decklage auszuführen. Aktuell ist dies eine Herausforderung, weil die Eiche vergriffen ist. Bei den meisten Herstellern ist deshalb die Deckschicht dünner geworden. Nicht selten nur noch 2,5 mm, das Mindestmass für Parkett. Eine so dünne Deckschicht braucht eine flächige Unterlage.

Anders bei der Schmid AG. Sie hat langjährige Lieferanten und nimmt diesen stets verschiedene Holzarten ab. Deshalb wird es das Schweizer Eichenparkett auch morgen noch geben, und dies mit Mindestdicken der Deckschicht von fünf Millimetern.

«Wenn beim Parkett die Fugen nicht sauber zusammenbleiben, würde mich der Bodenleger direkt von der Baustelle aus anrufen.»
Andreas Zips, Leitung Parkett Roser AG
 
 

Für den Kunden kommt es auf die Deckschicht an. Kaum würde er daran denken, dass ein Parkett mit europäischer Eiche in China produziert worden sein könnte. Das wurde und wird aber gemacht. Doch die Eiche ist kein leichtes Holz, sondern eines, das Zeit braucht. Bei Schmid wird das Schnittholz zunächst natürlich getrocknet. Eiche muss wenigstens ein Jahr, besser zwei oder drei Jahre, an der Luft trocknen. Dann kommt das Holz bei Schmid in die Frischluft-Abluft-Trocknung. Also auch hier eine schonende und langsame technische Trocknung. Nach vier Wochen verlässt die Eiche die Trockenkammer und hat die richtige Holzfeuchte für die Herstellung.

Aus Holz, das so behandelt wurde, kann kein Parkett mit einem Quadratmeterpreis im Einkauf von 20 oder 25 Euro entstehen. Solches Niedrigpreis-Parkett, wie es ein niederländischer Importeur an der «Domotex» 2019 den Fachmessebesuchern für 18 Euro je Quadratmeter angeboten hat, kann in Ordnung sein. Es kann aber auch in der Qualität und vor allem hinsichtlich der Einhaltung sozialer und ökologischer Standards recht fragwürdig sein. Wo und wie der eingesetzte Klebstoff produziert wurde oder der Lack oder das Öl, bleibt bei Made in China in der Regel unbeantwortet.

«Früher hat man rustikale Eiche relativ günstig einkaufen können, weshalb auch besondere Angebote Made in China nicht unbedingt schlechte Qualität bedeutet haben. Inzwischen sind die Preise gestiegen. Das liegt an Corona, das liegt am Krieg durch Russland und es liegt daran, dass es keine Eiche mehr gibt», sagt Zips. Dies wiederum hat nicht nur zu dünneren Deckschichten geführt, sondern auch zu Veränderungen in der Sortierpraxis. Unter dem Strich wird dabei schlicht grosszügiger agiert. Da jeder Hersteller seine eigenen Sortierbezeichnungen hat, lässt sich für Fachleute nachvollziehen, dass eine bestimmte Sortierung, etwa «Natur select», eines Produzenten vor einigen Jahren noch ohne Splint und ohne grosse Äste auskam. Aktuell dagegen tauchen Splint oder Äste in derselben Sortierung durchaus auf. «Zwischen 2010 und 2020 kann man deutliche Unterschiede zwischen den Ergebnissen ein und derselben Sortierung sehen. Heute ist es willkürlicher, oder sagen wir, bunter», erklärt Zips. Sortiert wird also meist nach eigenen Regeln.

Wilde Sortierung und schlechte Fugen

Parkett nach der Sortierung der EN 13489 mit dem System Kreis-Dreieck-Quadrat taucht in manchen Ausschreibungen auf. Dann müssen die Bestimmungen auch eingehalten werden. Jedoch finden sich viele natürliche Holzmerkmale in den drei Klassen, anders ausgedrückt: Diese sind in der Praxis etwas grob. Die Kennzeichnung mit dem Kreis entspricht der anspruchvollsten Sortierung. Splint und Äste über 3 mm sind nicht zulässig. In der mittleren Klasse Dreieck kann die Oberseite des Parketts schon bis zu 50 Prozent Splint aufweisen. Äste müssen kleiner als 8 mm sein. In der Praxis folgt daraus, dass der Grossteil des Parketts in die Klasse Quadrat fällt. Dort ist fast alles möglich. Sogar Frassgänge von tierischen Schädlingen. Diese tauchen jedoch bislang nur ausnahmsweise in der Realität auf. Wichtig: Es sind nur Frassgänge mit dunklem Rand zulässig, denn diese stammen von den Kinderstuben der Frischholzinsekten, die längstens ausgezogen sind.

Entscheidend für die Qualität eines Parkettbodens sind deshalb ganz praktische Gesichtspunkte. Wer zwei Friese eines Parketts in einer Trockenübung zusammensteckt, merkt schnell, ob es sich dabei um Qualität handelt. Man fühlt die Passgenauigkeit und sieht sie auch. Kaum zu glauben, aber trotz der hochtechnisierten Produktionsanlagen gibt es gar nicht so selten einfach schlechte Fugen, die im Verlauf immer wieder klaffen zwischen den Parkettfriesen. «In der Schweizer Praxis geht so etwas nicht. Ich hätte sofort einen Anruf, wenn ich solche Parkettqualität verkaufen würde», erklärt Zips. Während man die Qualität bei genauem Hinsehen wahrnehmen kann, bleibt die Oberfläche eher im Dunkeln. Angaben wie geölt oder lackiert sagen noch nichts über das eingesetzte Produkt und dessen Qualität aus. Zwar wisse man auch bei europäischen Herstellern nicht immer, welche Klebstoffe oder Öle verwendet wurden, doch gebe es dafür Zertifikate. Spätestens wenn es um die Pflege der Oberfläche ginge, dann komme das genaue Produkt der Behandlung zum Vorschein.

Deshalb ist und bleibt es zu einem guten Stück auch Vertrauenssache. «Die Qualität steckt in allen Schichten», sagt Zips und «wir haben nur Produkte, hinter denen wir voll stehen.» Nur dann könne der Handwerker vertrauen und dies gegenüber seiner Kundschaft leben.

www.schmid-parkett.chwww.roser-swiss.com

christian Härtel

Veröffentlichung: 21. Juli 2022 / Ausgabe 29-30/2022

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