Richtig heizen in der Schreinerei

Beispiel einer modernen Austragung vom Silo, das sich direkt über der Heizanlage befindet. Bild: Noah J. Gautschi

Abfallmanagement.  Damit es in der Schreinerei schön warm ist, verwendet man entweder das Restholz zur Feuerung oder setzt auf eine alternative Heizenergie. Wie sich ein Schreiner entscheidet, hat mit dem Budget, dem Standort und den baulichen Gegebenheiten zu tun.

Das Restholz einer klassischen Schreinerei wird meistens in einem Silo zwischengelagert und anschliessend der Schnitzelheizanlage zugeführt. Wird um-, neu- oder angebaut, stellt sich der Schreiner oftmals die Frage, ob eine Holzfeuerung mit dem eigenen Restholz Sinn macht oder eine alternative Heizanlage angeschafft werden soll.

Bezahlter Brennstoff

So individuell die Schreinereien in der Schweiz sind, so unterschiedlich sind auch die möglichen Lösungsvarianten, die infrage kommen. Prinzipiell ist die Verwendung der Ressource Holz für eine Schreinerei aus wirtschaftlicher Sicht sehr interessant. Denn der Brennstoff ist in der Regel schon über einen Auftrag gedeckt, leicht erhältlich, gebührenfrei und dem Schreinerherzen nahe. «Aus unserer Erfahrung will der Schreiner eigentlich immer sein Restholz verwerten», sagt Andreas Lüthi, Kundenberater der Rieben Heizanlagen AG aus dem bernischen Oey. Jedoch hört man immer wieder, dass bei Umstellungen auf eine Gasheizung oder einen Wärmeverbund zurückgegriffen wird. Mehrheitlich Kleinstbetriebe im städtischen Umfeld entscheiden sich für diese Alternative. In diesem Fall sind zusätzliche Kosten wie beispielsweise die externe Entsorgung des Restholzes einzuplanen. Ob sich die grosse Investition in eine neue Holzfeuerung lohnt oder nicht, muss immer individuell evaluiert werden.

Platzierung des Silos

Wird eine Schreinerei neu aufgebaut, kann das Silo in der Regel optimal platziert und nach den Normen ausgeführt werden. Das bedeutet, dass es genau oberhalb des Heizungsraumes gebaut wird. Die Brandschutzrichtlinien, die Luftreinhalteverordnung (LRV) und Suva-Vorschriften können ohne Probleme umgesetzt werden.

Umbau mit Holzheizung

«Wenn sich der Schreiner für eine neue Holzheizung entscheidet, ist es wichtig, alle Ämter frühzeitig in die Planung mit einzubeziehen, damit eine konforme Umsetzung gefunden werden kann», sagt Lüthi. Ist es nicht möglich, das Silo richtliniengetreu, also mit genügend Aussenwandanteil zu realisieren, kann auf die Brikettierung zurückgegriffen werden. «Das Brikettlager kann sich auch in einem Kellerraum befinden, und die Briketts benötigen durch die Komprimierung viel weniger Platz», sagt Lüthi. Bei der Zuführung in den Ofen werden die Briketts wieder auf für die Feuerung relevante Stücke zerkleinert.

Alternative Heizung und Entsorgung

Entscheidet sich ein Schreiner für eine Pellet-, Gas- oder Ölheizung, hat dies meistens mit der Nähe eines Fernwärmenetzes oder den Vorschriften in der jeweiligen Bauzone zu tun. Ein Vorteil ist der Platzbedarf. Denn es wird lediglich ein kleiner Raum für die Heizung benötigt, der restliche Platz kann für die Produktion oder als Lagerfläche genutzt werden. Auch im städtischen Gebiet oder bei Kleinschreinereien mit wenig Restholz kann eine alternative Heizanlage Sinn machen. Zu beachten sind in diesem Fall die Zwischenlagerung und die Entsorgung des Restholzes.

Die Planung ist ausschlaggebend

Wie sich ein Schreiner schliesslich entscheidet, hängt von der Betriebsgrösse, dem Standort und dem Budget ab. «Wichtig ist die individuelle Beratung und die Anpassung an die Gegebenheiten», sagt Andreas Lüthi. Die Abstimmung auf den Wärmebedarf und die Restholzmenge sowie die Abklärung zusätzlicher Leistungen müssen im Vorfeld getroffen werden. Eine Holzheizung kostet im Rahmen eines Umbaus zwischen 50 000 und 450 000 Franken, je nachdem, ob nur einzelne Komponenten ausgetauscht oder die ganze Anlage ersetzt werden muss. Um diese Investition wieder zu amortisieren, können auch weitere Gebäude an die Heizanlage angeschlossen werden. Diese Option bedingt eine genaue Abklärung und sollte einen fixen Bestandteil der Evaluation darstellen. Nicht vergessen werden darf der ganze Wartungs- und Serviceaufwand. Dieser kann mit neuer Technik minimiert werden.

Moderne Überwachungstechnik

Mit den neuen technischen Möglichkeiten können zum Beispiel Brennwerte in Echtzeit kontrolliert und optimiert sowie die Wartungs- beziehungsweise Reinigungsintervalle individuell angepasst werden. Dadurch sinkt der Aufwand seitens der Schreinerei, und die Heizung kann im optimalen Leistungsbereich arbeiten. Über einen Schaltkasten im Heizungsraum können alle Werte eingesehen werden, und man kann bei Bedarf Einfluss nehmen.

Es ist auch möglich, die Daten der Heizanlage direkt zum Hersteller oder ins Büro zu senden. Auch im Bereich der Reinigung und Entsorgung hat sich im Vergleich zu den älteren Heizanlagen einiges getan. Vorbei sind die Zeiten der von Russ geschwärzten Heizungsräume. So wird die Asche beispielsweise in Metallcontainern aufgefangen, die einfach entleert werden können.

Beide Möglichkeiten nutzen

Die PM Mangold Holzbau AG aus Ormalingen BL arbeitet am Hauptstandort mit einer Holzschnitzelheizung und zusätzlichem Zwischenlager und am Zweitstandort in Kaiseraugst AG mit einer Gasheizung. Beim Hauptsitz wurde die Anlage mit einem externen Container erweitert. Dieser wird abgeholt, wenn er voll ist, und dient als Puffer, wenn das Silo gefüllt ist. «Die Holzschnitzel im Container werden von einem Heizverbund weiterverwendet. Die Anlieferung und das Abholen sind in unserem Fall kostendeckend», sagt Georg Lienhard, Betriebsleiter der Schreinerei.

Beim Zweitstandort konnte sich die Firma direkt an das vorhandene Fernwärmenetz anschliessen. Das Restholz wird von einem naheliegenden Unternehmen gratis abgeholt und dort für die Energiegewinnung eingesetzt. «Für uns ist der enorme Platzgewinn ein grosser Vorteil», sagt Lienhard und fügt an: «Wir benötigen gerade noch einen kleinen Raum, in dem der Brenner steht.»

Als Schreiner will man natürlich den eigenen Rohstoff verwerten, zumal dieser meist schon über einen Kundenauftrag gedeckt ist. Mit einer modernen Filteranlage, Späneaustragung und einer angepassten Heizanlage ist es praktisch überall möglich, eine Schnitzel- oder Brikettheizanlage einzusetzen. Da es sich um eine Grossinvestition handelt, sollte unbedingt von Beginn weg ein Fachmann beigezogen werden, um alle Möglichkeiten genau abzuklären. Eine genaue Bedarfsplanung der Heizanlage, eine Analyse des Restholzvolumens und der Einbezug weiterer Wärmequellen wie Maschinen und Kompressoren (siehe Artikel auf Seite 16) müssen berücksichtigt werden. Ist die Heizanlage richtig geplant und eingebaut, hält sie einige Jahrzehnte.

www.heizen-mit-holz.chwww.pm-holzbau.ch

njg

Veröffentlichung: 24. August 2017 / Ausgabe 34/2017

Artikel zum Thema

16. Mai 2024

Mit optimalen Mitteln produzieren

Betriebsmittel.  Das grösste Kapital einer jeden Firma sind die Mitarbeitenden und die Betriebsmittel, die ihnen zur Verfügung stehen. Der eigenverantwortliche und umsichtige Umgang mit diesen Mitteln bedarf auch einer guten Koordination seitens der Leitung.

mehr
16. Mai 2024

Gezogen, nicht gedrückt

Zwischenlager.  Chronischer Platzmangel in der Werkstatt hat seinen Ursprung nicht immer in zu kleinen Räumen. Oftmals wird der vorhandene Platz einfach nicht optimal genutzt. Deshalb kann es sich lohnen, einen genauen Blick auf den Materialfluss zu legen.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Betriebseinrichtungen