Richtig reingedreht
Obwohl es für fast jeden Einsatzzweck eine passende Schraube gibt, setzt der Schreiner oft Standardprodukte ein. Bild: Pixabay
Schrauben. Beim Blick ins Schraubenregal einer Schreinerei findet sich meist ein Sortiment an Standardprodukten. Für spezielle Anwendungen oder Einsatzbereiche spielen hingegen angepasste Schrauben weit grössere Stärken aus.
Wenn es um den Zusammenbau oder die Montage geht, so spielt die Schraube als Befestigungsmittel fast immer eine zentrale Rolle. Hierbei unterscheiden sich grundsätzlich Metall- und Holzschrauben. Metallschrauben verfügen über ein feineres Aussengewinde, das in ein Gegengewinde, beispielsweise eine Mutter oder ein Innengewinde, eingeschraubt wird. Die Holzschraube hingegen schneidet sich ihr Gewinde selbst ins Material hinein. Letztere steht beim Schreiner besonders häufig im Einsatz. Unter den Begriff Holzschraube fällt allerdings eine breite Palette unterschiedlicher Schraubenmodelle. Gemeinsam ist ihnen, dass sie immer ein selbstschneidendes Gewinde haben. Abhängig vom Verwendungszweck unterscheidet man grundsätzlich zwischen Schrauben für den Innen- und Aussenbereich und Schrauben mit speziellen Gewinden. Aber auch bei der Kopfform gibt es abgestimmt auf den Verwendungszweck verschiedene Lösungen.
Angepasster Standard
Schrauben mit Ösen oder Haken anstatt der gewohnten Köpfe zählen ebenso zu den Holzschrauben, wie Stockschrauben, die keinen Schraubenkopf, dafür aber ein zweites, metrisches Gewinde besitzen.
Trotz der zahlreichen Auswahl an möglichen Holzschrauben werden im Schreineralltag vor allem Spanplattenschrauben, Konstruktionsschrauben und Terrassenschrauben eingesetzt. «Aus Kostengründen und um die Lagerbestände zu begrenzen, suchen Schreiner nach universell einsetzbaren Schrauben», sagt Didier Meyer, Produktmanager Bau bei der Montagetechnik Berner AG in Reinach BL. Standardprodukte sind zwar nicht immer ideal geeignet, bieten aber eine akzeptable Alternative. Für Unternehmen, die sich auf Plattenmöbel, Holzterrassen oder Fenster spezialisiert haben, sind spezifischere Produkte gefragter und auch im Einsatz.
Optimiert für spezielle Anwendungen
Die Hersteller optimieren ihre Schrauben laufend und versehen sie mit besonderen Eigenschaften. Neben spezifischen Gewindeformen spielen vor allem die Materialisierung und die Kopfausformung eine zentrale Rolle in der aktuellen Entwicklung. Nachfolgend eine Produktauswahl von aktuellen Neu- und Weiterentwicklungen.
Korpusse einfach zusammenziehen
Die Zusammenpressschraube «Easy Fast Press» von Berner ermöglicht ein spaltfreies Zusammenziehen von Holzteilen durch die spezielle Unterkopfgeometrie. Eine vorherige Fixierung durch Zwingen ist nicht notwendig. Die Schraube besteht aus blau verzinktem Stahl und ist besonders für den Innenausbau sowie den Möbelbau geeignet.
Für MDF optimiert
Die «Powerfast FDF-ST YZP» ist ideal für die oberflächenbündige Verschraubung in mitteldichte Faserplatten (MDF). Die Kopf- und die Gewindeform sind speziell auf die Anforderungen von MDF abgestimmt, und das Teilgewinde ermöglicht das feste Aneinanderziehen der Elemente.
Vier Schrauben in einer
Die Holzbauschraube «Topix-Plus» von Heco vereint die Produkteigenschaften der vier Schraubenfamilien «Unix-Plus», «Unix-Top», «Topix» sowie «Fix-Plus» und bringt deren Anwendervorteile in einem Holzschraubentyp zusammen. Die Holzbauschraube hat eine optimierte, auf die Gewindelänge angepasste Gewinde- steigung und kann selbst als Vollgewindeschraube Bauteile zusammenziehen.
Justierschraube mit besonderem Clip
Die Justierschraube «FAFS» des Befestigungsexperten Fischer ermöglicht eine stufenlos justierbare Abstandsmontage. Die Justierschraube deckt mit ihren Merkmalen das Befestigen von Wand- und Deckenunterkonstruktionen in einer bestimmten Entfernung zum Untergrund ab. Für die stufenlos justierbare Abstandsmontage verfügt die Schraube über einen Clip auf dem Schraubenkopf, der für die schnelle, einfache und präzise Positionierung sowie Ausrichtung der Anbauteile, wie beispielsweise von Lattungen von Unterkonstruktionen, sorgt. Das Gewinde gewährleistet einen schnellen Anbiss und ein einfaches Einschrauben. Die besondere Form des Clips vermeidet, dass dieser bei der Justierung mitdreht, und sorgt so dafür, dass der Schraubenkopf oberflächenbündig bleibt.
Terrassen ohne Oxidation und Ausriss
Mit «Easypat» hat Berner eine Terrassenbauschraube entwickelt, die entweder aus dem martensitischen Edelstahl «Easypat martensitisch» oder aus Edelstahl A4 bzw. «Easypat A4» besteht. Die martensitische Ausführung hat einen Korrosions-Schutz, der zwischen verzinkt und Edelstahl A2 eingeordnet werden kann, bietet jedoch nicht genügend Schutz bei Hölzern mit einem hohen Gerbsäureanteil, wie beispielsweise bei Akazie, Eiche, Lärche oder Zeder. Hier gilt es, die Ausführungsvariante «Easypat A4» einzusetzen, damit die Oxi- dationen vermieden werden. Der Zylinderkopf verhindert das Spanaufstellen, die Kerbspitze das Aufspalten der Dielen, und das Reibegewinde am Schaft vermindert den Eindrehwiderstand um bis zu 25 Prozent. Bei der Verarbeitung von Terrassendielen wird das Vorbohren mit dem 0,6- bis 0,8-Fachen des Schraubendurchmessers empfohlen.
Eine Schraube für die Ecke
Die Eckverbinderschraube «Dusafix» wurde in Zusammenarbeit von RWDM Datenmanagement und SFS sowie dank dem Input von vielen Profis aus dem Markt entwickelt. Mit der neuen Lösung kann künftig bei Eckverbindungen auf Dübel verzichtet werden. Die präzise Positionierung ist durch den abgestuften Durchmesser der Schraube gewährleistet. Da- durch wird die Verarbeitung effizienter, es fällt weniger Materialverbrauch an, und die Abbindezeit entfällt. Zudem bietet «Dusafix» eine hohe Winkelstabilität, zieht gleichmässig in verschiedenen Mate- rialien ein und ist bis 0,5 Millimeter nach- justierbar. Auf den Schraubenkopf passen die Standard-T20-Abdeckkappen.
Für ein sauberes Schraubbild
Mit der «Tefafix» bietet die Sihga GmbH eine Holzschraube aus gehärtetem, rostfreiem Edelstahl, die ein sauberes und einfaches Eindrehen ohne Vorbohren oder Vorsenken ermöglicht. Besonders bei Fassadenbekleidungen aus Holz sollten bei der Montage Riss- und Spaltenbildungen vermieden werden. Denn diese stören nicht nur den Gesamteindruck, sondern können auch zu Schäden durch Feuchtigkeitseintritt und Insektenbefall führen. Besonders harte Hölzer verlangen daher meist ein Vorbohren, was mit der neuen Schraube nicht mehr nötig ist und die Montagezeiten verkürzt. Die Schraube verfügt über einen speziell ausgebilde- ten Reibeschaft, welcher die Riss- und Spaltbildungen verhindert. Des Weiteren verfügt sie über einen mehrstufigen Schraubenkopf, der sehr dünn und mit Sägezahnrippen ausgestattet ist. Dadurch verhindert er ein Verdrängen oder Absplittern des Holzes. Geeignet ist die Schraube für nahezu alle Weich-, Hart- und Thermohölzer.
Präzise Kontrolle
Die Justierschraube von Spax bietet präzise Kontrolle bei der Ausrichtung. Durch das Teilgewinde ist eine schnelle und einfache Montage möglich, sodass auf das übliche Unterlegen von Keilen verzichtet werden kann. Randnahe Verschraubungen sind dank der verringerten Spaltwirkung des Holzes durch die «4 Cut»-Schraubenspitze und das Wellenprofil möglich. Der Flachkopf zieht beim Verschrauben die Holzfasern nach unten, wodurch eine flache Auflagefläche für das aufliegende Bauteil entsteht. Durch die Schraubenspitze ist zudem kein Vorbohren in Weichholz notwendig. Erhältlich ist die Schraube in den Längen: 60, 70, 80, 90, 100, 110, 120, 130, 145 und 160 Millimeter.
Voll-, Teil- und Spezialgewinde
Wenn das Aussengewinde direkt unterhalb des Schraubenkopfes beginnt und sich über die gesamte Länge der Schraube erstreckt, dann spricht man von einer Vollgewindeschraube. Hat die Schraube unterhalb des Kopfes einen gewindefreien Schaft, handelt es sich um eine Teilgewindeschraube. Eine Sonderform haben Teilgewindeschrauben, bei denen sich direkt unter dem Schraubenkopf ein kurzes Teilgewinde befindet, das aber nicht bis zur Schraubenspitze durchläuft, sondern von einem Schaft unterbrochen wird. Solche Schrauben werden zum Beispiel zur Befestigung von Terrassendielen oder zum Nivellieren verwendet.
Nestingverbinder mit Schraube
René Wetzstein Datenmanagement (RWDM) hat einen neuen Nestingverbinder mit Spanplatten- oder Selbstbohrschrauben entwickelt. Nesting bietet einige Vorteile, die jedoch mit herkömmlichen Verbindern, die einen doppelten Trennschnitt oder Taschen benötigen, wieder verspielt werden.
Der Verbinder wurde ursprünglich für die Schreinerei Schmutz aus Ried bei Kerzers BE entwickelt, dies mit dem Ziel, die Durchgängigkeit der neuen Nestingmaschine zu erreichen. Der Verbinder vereinfacht den Prozess bis zum Zusammenbau. Die Testphase mit 3D-Druck-Teilen der fixen «Easy-Version» des Verbinders ist abgeschlossen, und auch eine lösbare «Endlos-Easy-Version» steht kurz vor der Testphase. RWDM hat verschiedene Versionen des Verbinders entwickelt sowie die Testphasen gestartet. Nun ist das Unternehmen auf der Suche nach geeigneten Herstellern.
www.rwdm.chVeröffentlichung: 08. Juni 2023 / Ausgabe 23/2023
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