Schwebend in die Tiefe des Raumes

Tiefe Nischen lassen sich mit beweglichen Ebenen besser ausnützen. Bild: Alpnach Norm

Schiebesysteme.  Egal ob Räume gross und minimalistisch eingerichtet sein sollen oder mit ihrem sparsamen Volumen maximal genutzt werden müssen, Stauraum braucht es immer. Mit klaren Vorstellungen sowie Beweglichkeit im Denken und in der Ausführung liegt mehr drin.

Ein Kleiderschrank benötigt eine Tiefe von 500 mm, wenn darin mit Kleiderbügeln Hemden und dergleichen locker aufgehängt werden sollen. Bei einem Ordnerregal muss innen mit mindestens 360 mm gerechnet werden, wenn alle Sorten Ordner und die sonst üblichen Dinge darin versorgt werden sollen. Bei einem Bücherregal können eventuell schon 150 mm Tiefe genügen.

Wenn davor ein Gang mit unter 700 mm Breite ist, wird er als eng empfunden – besonders wenn man sich bückt, um an die Dinge im unteren Korpusbereich zu kommen. Übertiefe Korpusse, deren Inhalt erst deutlich hinter der Schrankvorderkante ergriffen werden können, sind zusätzlich umständlich in der Bedienbarkeit. Gut zugänglich ist somit ein Möbel nur dann, wenn es die passende Tiefe zum Inhalt hat und wenn der Zugangsraum gross genug ist.

Korpusse, die hintereinanderliegen

Nischen in Räumen bieten sich an, um als Stauräume genutzt zu werden. Der deutsche Beschlägehersteller Hettich, der durch die Opo Oeschger AG in Kloten ZH vertreten wird, möchte mit seinen Beschlaglösungen erreichen, dass sich Raum und Möbel den Wünschen der Nutzer anpassen lassen und nicht umgekehrt. Mit den geeigneten Mitteln lässt sich sogar zusätzlich Raum schaffen. Beispielsweise erfreuen sich begehbare Kleiderschränke einer gewissen Beliebtheit, wenn es der Grundriss des Schlafzimmers zulässt. Damit ein solcher Raum aber Sinn macht, muss er mehr Stauraumvolumen bieten, als mit einem Schrank möglich wäre. Zudem sollte sich der Nutzer darin immer noch frei bewegen können.

So manche Raumnische ist viel tiefer, als der erforderliche Schrank sein soll, aber nicht genug tief, um einen begehbaren Raum abzugeben. Bei der Alpnach Schränke AG in Alpnach Dorf OW ist man überzeugt, dass Stauraum auch in Ebenen gedacht werden soll. So teilt beispielsweise ein vor einem Schrank laufendes Schieberegal die nutzbare Tiefe auf. Jeder Bereich ist gut zugänglich und nutzbar. Schieberegale können auch in Dachschrägen den dahinterliegenden Raum verdecken und dennoch diesen zugänglich machen. Damit wandelt sich dieser kaum nutzbare Bereich in einen Schrank mit Regalen davor.

Das Spiel der Ebenen

Durch die Verwendung verschiedener Ebenen lassen sich übertiefe Schränke vermeiden. Damit ist eine individuell auf den Kundenwunsch abgestimmte Einrichtung gut realisierbar. So kann im hinteren Teil eines solchen Aufbaus ein offener Kleiderschrank mit Schubladen-Elementen oder ein Ordnerregal sein, davor ein Bücherregal und abschliessend eventuell noch Schiebetüren, die das System dann vollständig schliessen.

Schieberegale werden von der Alpnach Schränke AG auch als Raumtrenner eingesetzt. So lassen sich Zimmer variabel gestalten und türlose Durchgänge schaffen. Bei der Planung muss die Zugänglichkeit jeder Ebene sehr wichtig sein.

Das Schiebesystem, das die Firma einsetzt, ist boden- und deckengeführt und benötigt jeweils einen geraden und stabilen Boden. Auf elastischen Belägen ist eine Anwendung nicht möglich. Die Schieberegale dürfen gesamthaft maximal 360 kg wiegen und sollten mindestens 500 mm breit sein, damit sie optimal laufen.

Wechselnder Schrankzugang

Schieberegale müssen sich nicht unbedingt in Laufrichtung der Rückwand bewegen lassen. Bei Hettich wurde eine Lösung ausgearbeitet, wie ein Regal in Laufrichtung der Seitenwand verschoben werden kann. Damit lässt sich ein begehbarer Schrank realisieren, der sich am System von Archivschränken orientiert. Ein Element mit beidseitigem Regal wird dabei so zwischen zwei offenen Kleiderschränken montiert, dass es sich jeweils parallel zu den Fronten der Schränke hin verschieben lässt. So entsteht ein breiter Zugang zu dem jeweils gewünschten Schrankbereich. Auf diese Weise hat der Nutzer vier in Breite und Höhe gleiche Schränke. Die restliche Raumbreite steht als Gang zur Verfügung.

Schiebetüren als Schrankseiten

Hettich zeigt immer wieder mit konkreten Beispielen, dass sich mit Standardsystemen auch ganz ungewöhnliche Ideen umsetzen lassen. Die Verschiebbarkeit des mittleren Blockes im begehbaren Kleiderschrank (Bild links) basiert auf dem Schiebetürsystem «Topline XL», welches für Fronten bis 100 kg entwickelt wurde.

Die 840 mm tiefen Seiten des verschiebbaren Mittelblocks fungieren technisch gesehen als Schiebetüren. An ihnen werden die Laufwagen-Beschläge montiert, die sonst an die Schiebetüren kommen. Diese laufen dann in den Korpus-Laufschienen, die im Rückwandregal der begehbaren Schrankeinheit und am Träger über dem Eingangsbereich befestigt sind.

Mit dem Alu-Rahmensystem «Cadro» lassen sich die Regale des verschiebbaren Mittelblocks fertigen. Das laut Firma montagefreundliche Rahmensystem samt Verbindungsknoten und Zubehör ist mit diversen Beschlagsystemen von Hettich kombinierbar, was solche Lösungen vereinfacht.

Lösungen für alle

Der Beschlaghersteller zeigt seine gestalterisch anregenden Lösungen nicht nur an Messen und auf Fotos, sondern hält alle für den Nachbau erforderlichen Unterlagen frei zugänglich auf seiner Webseite bereit – dort im Bereich Planung, unter «Design Gallery und Produktanwendung».

Mit dem Schiebetürsystem «Topline XL» wurden ganz verschiedene Lösungen angestrebt und verwirklicht. Die Beispiele zeigen, dass alleine schon mit einem solchen Produkt neue Wege gegangen werden können. Manche Beschläge lassen sich wohl auch für andere Aufgaben einsetzen, wenn die technischen Funktionen beibehalten werden.

Anwendungen zum Weiterdenken

Das verschiebbare Wandelement in den beiden Bildern links oben zeigt den Einsatz des Schiebetürbeschlags in seiner simplen Logik: Zwei gleich grosse Regale stehen einander gegenüber und haben Schiebefronten. Diese sind gleichzeitig auch die Aussenseiten des Schiebeelementes, welches somit rechtwinklig zwischen ihnen aufgehängt ist. Mit der Anzahl der Lauf- und Führungsteile lässt sich das Gesamtgewicht der verschiebbaren Wand bestimmen. Dieses raumteilende «Transforming-Möbel» erlaubt mit der frei positionierbaren Wand beidseitig die individuelle Nutzung der entstehenden Räume.

Beim Essplatz auf den unteren beiden Bildern wurde der Schiebebeschlag ungefähr gleich eingesetzt, aber anders positioniert: Der Korpus mit Sitzkissenauflage reicht bis zur Kniestockwand und verfügt über eine Schiebefront. Der verschiebbare Korpus hat Richtung Wand eine breite Seite, welche als vordere Schiebetürfront vom Sitzkorpus fungiert und den Schrank auf dieser Seite trägt. Die andere Seite steht auf Bockrollen. Diese seitliche Verschiebbarkeit erinnert dann wieder an das System von der Alpnach Schränke AG.

www.alpnachnorm.chwww.hettich.comwww.opo.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 23. Februar 2023 / Ausgabe 8/2023

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