Störenden Schall wegschliessen

Der Übergang von der Erschliessungszone in den Sitzungsraum bedarf einer guten Schalldämmung. Bild: Brunex

Schallschutz.  Räume sollen auch vor Schallübertragungen schützen. Dabei sind die Türen in der Regel viel dünner sowie leichter als die Wände und lassen sich erst noch bewegen. Dennoch kann mit ihnen der geforderte Schallschutz erreicht werden.

Das Bedürfnis über Räume zu verfügen, die das, was innerhalb deren getan oder gesprochen wird, nicht nach aussen dringen lassen, gibt es schon so lange, wie Räume überhaupt gebaut werden. Es ist unangenehm, wenn in einem Zimmer Dinge besprochen werden, die nicht für fremde Ohren bestimmt sind und nebenan alles mitgehört werden kann. Es ist umgekehrt auch unangenehm, wenn man mithören muss, was im Nachbarraum gerade so läuft.

Schall-Pingpong

Kubische Räume mit allseitig harten, glatten Flächen reflektieren beispielsweise ein gesprochenes Wort immer wieder, was eher als laut wahrgenommen wird, weil der gleiche Schall, in zwar abgeschwächter Form, mehrmals sehr kurz nacheinander gehört wird. In Kirchen wird diese Nachhall-Wirkung oft als angenehm wahrgenommen, weil gesprochene Worte und auch der Gesang des Chores dadurch eine viel vollere und intensivere Wirkung erhalten. In modernen Wohnbauten, mit ihren Beton- und Glasflächen wirken diese Schallvervielfachungen hingegen störend und werden in den Nachbarräumen auch eher als lärmende Geräusche empfunden.

Gediegen ruhige Sitzungsräume

In Prunkbauten früherer Zeiten sollten die repräsentativen Räume mit ihrer Grösse beeindrucken und dennoch eine gedämpfte Ruhe vermitteln. Dazu wurde die Akustik beispielsweise mittels Kassettendecken verbessert. Schwere Vorhangstoffe, Teppiche und auch textile Wandbespannungen schluckten zudem einen grossen Teil des Schalls.

Räume, in denen wichtige Besprechungen stattfanden, hatten Verbindungstüren aus schwerem Laubholz, die auf der Innenseite mit dicken Polsterungen versehen wurden. Wenn das noch nicht genug Diskretion garantierte, verbaute man Doppeltüren. Dazu wurde das Türfutter von beiden Seiten mit Türblättern versehen, was dann trotz der damals noch fehlenden Dichtungen schon sehr wirksam war.

Trennung der Resonanzkörper

Doppeltüren gelten auch heute noch als ausserordentlich wirksam, wenn tempo- rär höchste Schalldämmung gewünscht ist. Die Türen dürfen allerdings nicht an einem durchgehenden Futter befestigt werden. Die Konstruktion muss entkoppelt sein und die einzelnen Türen müssen den heutigen Anforderungen an schalldämmende Türen entsprechen. Solche Doppeltüren sind dann allerdings wegen ihrer gegenläufigen Öffnungsrichtung als Fluchtwege untauglich.

Moderne Türen basieren auf mehrschichtigen Türblättern, die einen Sandwichauf- bau haben und deren Kern allenfalls sogar asymmstrisch aufgebaut ist. Wichtig für die Wirkung ist auch, ob die Schichten vollflächig oder punktuell miteinander verleimt sind. Auch hier hilft eine gewisse Entkoppelung, damit die Frequenzen der Schallwellen nicht weitertransportiert werden.

Die Türenfabrik Safenwil AG im aargauischen Safenwil hat mit «Recordia» einen Blatttyp im Angebot, der einen Schalldämmwert von Rw = 48 dB aufweist. Die im gleichen Kanton ansässige Türenfabrik Brunegg AG aus Brunegg bietet neu mit dem Türtyp «Brunex Confort 88» ein Blatt mit einem Rw-Wert von 53 dB an.

Beide Türblätter bieten hervorragende Ausgangslagen, wenn anschliessend die jeweilige Türkonstruktion nicht zu viele Verluste einbringt, denn jede noch so kleine Stelle, wo Luft hindurchkommt, transportiert auch Schall. Und jeder durchlaufende feste Körper überträgt die Schallfrequenzen und gibt sie an den nächsten Resonanzkörper weiter.

Den hohen Wert nicht verschenken

Um überhaupt einen Schallschutz bieten zu können, muss eine Tür mindestens eine umlaufendende, lückenlose Dichtungsebene aufweisen, bei der die Dichtungen in den Ecken auf Gehrung geschnitten und dauerhaft dicht gestossen sind. Wie es bei Fenstern schon seit vielen Jahren selbstverständlich ist, empfiehlt es sich, diese Dichtungsecken zu verkleben.

Bei geschlossener Tür muss der Druck auf die Dichtung überall gleich stark sein. Senkschwellen sollten höchstens eine Bodenluft von sechs bis acht Millimeter überbrücken und möglichst nahe bei der Dichtungsebene liegen. Sie müssen perfekt eingestellt sein und auf eine ebene Bodenfläche auftreffen. Es ist von Vorteil, wenn der Boden getrennt ist und auch kein Teppich unter der Tür durchläuft.

Bei Brunex weist man darauf hin, dass mit ihrem Blatt eine Tür auf einem Holzrahmen in begehbarem Zustand Rw = 51 dB erreichen kann. Dazu braucht es dann aber zwei Dichtungsebenen sowie zwei Absenkdichtungen. Eine Anschlagschwelle ist laut Firmenaussage nicht erforderlich.

Vorgaben und ihre Umsetzung

In der Norm SIA 181 «Schallschutz im Hochbau» wird die Luftschalldämmung von Türen zwischen benachbarten Räumen als Teilbereich im baulichen Schallschutz geregelt. Im Merkblatt Nr. 005 vom Verband Schweizerische Türenbranche (VST) werden die Anforderungen an die Luftschalldämmung von Türen sowie deren Prüfungs- und Bewertungsverfahren behandelt.

Die Norm SIA 181 regelt die Mindestanforderungen des Schallschutzes bei Neu- sowie Umbauten und gilt zwischen unterschiedlichen Nutzungseinheiten. Eine Wohnung ist beispielsweise eine Nutzungseinheit. An alle Türen innerhalb dieser Wohnung werden keine Anforderungen gestellt, an die Abschlusstür zur Erschliessungszone – zum Treppenhaus – jedoch schon. Beginnt die Wohnung mit einem geschlossenen Vorraum, besteht eine geringe Lärmempfindlichkeit, womit ein Wert von R’w + C ≥ 32 dB eingehalten werden muss. Führt die Eingangstür direkt in den Wohnbereich gilt der Wert für mittlere bis hohe Lärmempfindlichkeit R’w + C ≥ 37 dB.

Ein kleiner Strich macht den Unterschied

Die vorgegebenen Werte gemäss SIA 181 beziehen sich auf den vor Ort fertig eingebauten Zustand, was durch den kleinen Strich nach dem R angezeigt wird. Damit werden die Einflüsse der baulichen Gegebenheiten auf die Schalldämmung der Tür mit einbezogen. Das kann aber nur der Fachplaner einrechnen, denn dem Türenhersteller sind diese Einflüsse gar nicht bekannt. Der Türhersteller muss bei der Ausschreibung einen Wert ohne diesen Strich erhalten und auch einhalten. In der Ausschreibung ist somit die erforderliche Schalldämmung des Türelementes anzugeben.

Im Merkblatt VST 005 wird ausdrücklich davor gewarnt, einen Wert mit R’ überhaupt als Vorgabe für die Fertigung der Tür anzuerkennen. Weiter steht dort: «Nach der Produktnorm für Innen- und Aussentüren SN EN 14351 muss der Luftschalldämmwert für Türen mit Rw+C, oder Rw+Ctr (im Labor gemessen) deklariert werden.» Das Schalldämmmass bezieht sich somit auf das gesamte funktionsfähige Türelement inklusive Bauanschluss. Letzteres ist, wie schon bei den Brandschutztüren, klar zu bezeichnen und muss bei der Montage genauestens eingehalten werden.

Die Herabsetzung des Schallpegels

Akustikelemente helfen die Nachhallwirkung von Schallwellen in einem Raum so einzuschränken, dass ein angenehmer Aufenthalt, mit einer vorgegebenen Wirkung, mit der in diesem Raum erforderlichen Konzentration Realität wird. Das Spektrum reicht dabei von Konzertsälen bis zu Sitzungsräumen mit einem grossen Anspruch an Diskretion. Im Merkblatt VST 005 wird darauf hingewiesen, dass sich Schalldämmwerte auch durch vorgehängte Türdoppel verbessern lassen.

Die Lignokustik AG in Benken SG ist auf Akustiksysteme spezialisiert und erinnert daran, dass ein Akustikelement auch aus einer Isolationshinterlage hinter dem sichtbaren Element besteht. Erst das vollständige Element erzeugt die gewünschte Wirkung.

www.tuerenfabrik.chwww.brunex.chwww.lignokustik.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 15. Dezember 2022 / Ausgabe 50/2022

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