Stufe um Stufe zur Perfektion

Ein echter Hingucker: die aufgesattelte Treppe mit Eckpodest, ausgeführt in massiver Eiche, farbig geölt.Bild: Kühni AG

Treppen.  Eines haben alle Treppen gemein – ihren Zweck. Doch bei der Gestaltung und der Materialisierung war die Vielfalt wohl kaum je grösser als zum aktuellen Zeitpunkt. Die Treppe hat sich zu einem wertvollen Einrichtungselement gemausert.

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Treppe einzig und allein die Funktion hatte, zwei Stockwerke miteinander zu verbinden. Früher möglichst unauffällig ausgestaltet und in die hinterste Ecke gezwängt, dient sie heute als Gestaltungselement.Eine Entwicklung, die Daniel Kern, Mitinhaber der Treppenbau.ch AG im st. gallischen Ganterschwil, sehr entgegenkommt: «Dass die Treppe zu einem vollwertigen Möbelstück geworden ist, eröffnet uns Treppenbauern eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten», erklärt er.Wie die Eiche, so das ÖlAuffallend ist der Trend hin zur offenen Treppe. Diese vermittelt dank der fehlenden Setzstufen eine gewisse Durchgängigkeit. Die Treppe fügt sich in die Wohnung ein, ohne das Raumgefühl zu beeinflussen. Sie wirkt nicht als in sich geschlossenes Objekt, sondern als integrierter Bestandteil des Raumes. Diese Wirkung kann zusätzlich verstärkt werden, indem die Treppe in denselben Farbtönen gehalten wird wie Boden und Wände. Für maximale Transparenz sorgen Glaswandkonstruktionen oder filigrane Stufenaufhängungen.Zu beobachten ist beim Treppenbau aber auch eine Rückbesinnung auf die alten Werte. Die Holztreppe ist wieder gefragt.Doch während diese vor einigen Jahren noch überwiegend in Buche gefertigt war, dominiert heute die Eiche. «80 % unserer Holztreppen sind aus Eiche», bestätigt Daniel Kern. Für ihn ist das eine logische Folge aus der Entwicklung im Parkettbereich, wo die Eiche schon lange vorherrscht: «Das Parkett gibt die Holzart der Treppe vor.»Doch die Holztreppe versinkt keineswegs im Einheitsbrei, denn Ausgestaltung und Oberflächenbehandlung bieten einen gros-sen Spielraum. Letztere insbesondere aufgrund der riesigen Vielfalt an eingefärbten Ölen. Denn was die Eiche beim Holz, ist das Öl bei der Oberflächenbehandlung.mh

Wenn die Ellipse zu schweben scheint

Die ellipsenförmige Treppe ist ein Blickfang, der wohl dem einen oder anderen Schreiner bereits einmal ins Auge gefallen ist. Denn das harmonisch gestaltete Objekt der Roos Treppenbau AG aus dem luzernischen Buttisholz befindet sich im Empfangsbereich der Swiss Krono AG in Menznau LU. Durch die spezielle Ausführungsweise hat die Treppe einen leichten, schwebenden Charakter. Sie wird in einer hängenden Konstruktion von den ovalen Ahornstäben gehalten. Diese sind unten in die Tritte und oben in die Abdeckung eingefräst. Auf diese Weise sind sie genau positioniert und können sich nicht verdrehen. Die Stäbe der inneren Treppenellipse sind an der Decke des Obergeschosses montiert, jene der äusseren an der Decke des Erdgeschosses. Letztere dienen im Obergeschoss zugleich als Brüstungsgeländer.Prägend für die RaumoptikMit dem ausladenden Treppenlochdurchmesser von 5600 × 4100 mm bei einer Geschosshöhe von 4500 mm prägt die Treppe die Raumoptik massgeblich.Die 70 mm starken Tritte und die Geländerabdeckungen sind in massiver Eiche ausgeführt und naturgeölt. Aus Eiche ist auch die schichtverleimte Montageplatte an der Decke des Obergeschosses. Für den farblichen Kontrast sorgen die durchlaufenden Ovalstäbe in Ahorn, weiss geölt, und die Handläufe in Chromstahl.mh

www.roos-treppenbau.ch

Unverwechselbar

«Eine leichte, einzigartige Treppe, die den Eingangsbereich unverwechselbar präsentieren soll.» Basierend auf dem Kundenwunsch und dem Charakter des Raumes, entwarf die AD Architektur Design GmbH aus Zürich dieses Treppenunikat.Die Ausführung des Objektes übernahm die Treppenbau.ch AG aus Ganterschwil SG. Die 7 Meter lange, steigend gebogene Mittelholmwange wurde an einem stockwerkhohen Leimständer in Lamellen verleimt und aufgrund der Grösse nicht mittels Bearbeitungszentrum (Baz), sondern mit konventionellen Abbundwerkzeugen bearbeitet.Um Gewicht zu sparen und so die Aufhängung beim Austrittspodest minimieren zu können, wurden die Brüstungen aus 20 mm dicken Acrylglasplatten hergestellt.Damit sich beim Erhitzen und Biegen der Gläser keine Dellen und Druckstellen bildeten, mussten die Negativformen mit einem weichen Tuch bespannt werden. Die Formen konnten für die Platzierung der gebogenen Acrylglasplatten auf dem Baz wiederverwendet werden.mh

www.treppenbau.ch

Ästhetisch wie die Kunst des Faltens

Eine Faltwerktreppe, die ihren Namen verdient, hat die Kühni AG aus Ramsei im Emmental realisiert. Bei der halb gewundenen Treppe gehen Tritt- und Setzstufe optisch tatsächlich so nahtlos ineinander über, dass es erscheint, als wären die Stufen aus dem massiven Eichenholz gefaltet worden. Dies auch deshalb, weil die Treppe auf kleiner Fläche realisiert worden ist und die Übergänge im Mittelbereich dicht aufeinander folgen. Die Ausführung verleiht dem naturgeölten Objekt einen filigranen Charakter. Dieser wird zusätzlich verstärkt durch die Inox-Seile, an denen die oberen Stufen an die Dachschräge gehängt worden sind. Die Drahtseile nehmen zugleich die Funktion des Geländers ein.Von der ersten Idee bis zur Lösungsfindung war Innovation gefragt. Die Schwierigkeit bestand darin, die verschiedenen Treppenelemente so miteinander zu verbinden, dass sowohl der Funktion, der Statik, der Sicherheit als auch der Ästhetik Rechnung getragen werden konnte.mh

www.kuehni.ch

Treppe pur

Die Bianchi Holz- und Treppenbau AG aus dem bündnerischen Landquart zeigt einen Trend zur Nüchternheit. Der Kunde wünschte für sein Engadinerhaus eine «Treppe pur, schlicht und mit schwebend aufeinander liegenden Balken». Dem Wunsch wurde mit einer Blockstufentreppe aus weiss geöltem Lärchenholz entsprochen. Diese zeichnet sich aus durch ein klares und schnörkelloses Design.Die Wirkung des Objektes wird ausschliesslich durch Form und Holzart bestimmt. Für die notwendige Stabilität sorgt die verdeckte Wange, die wandseitig in die Stufen eingefräst ist. Dank dieser Konstruktion bleibt der klare Charakter der Treppe erhalten. Ausserdem sind auf diese Weise nur zwei Befestigungspunkte in der Natursteinwand nötig, während andernfalls jede der unsichtbar miteinander verschraubten Stufen einzeln an der Wand hätte befestigt werden müssen. Das Metallgeländer rundet das Objekt optisch ab, nimmt die Schwingungen auf und unterstützt die Tragfähigkeit der Treppe.mh

www.bianchi-treppen.ch

Formvollendete Holzgestaltung

durfte den Traum eines jeden Schreiners realisieren: eine Wangentreppe, vollumfänglich ausgeführt in naturgeölter Lärche. Die Stufen der zweimal ein Viertel gewundenen Treppe sind auf der Aussenseite an die ebenfalls in Lärche gehaltene Wand montiert und lichtseitig in die massiven Geländerwangen eingestemmt. Und eben diese Geländerwangen sind das Herzstück der Treppe. Sie wurden vom freischaffenden Stanser Bildhauer Rochus Lussi durch kunstvolle Schnitzereien als «wehender Vorhang» gestaltet. Um die Schnitzereien realisieren zu können, war eine Holzdicke von 80 mm nötig. Ein Verziehen der Platten wurde mit der Wahl von Riftholz vermieden. Bei der Planung und der Montage galt eine Nulltoleranz, denn die Tritte wurden direkt in die Wände montiert und das Geländer musste bündig zur Fensterlaibung sein. Eine Herausforderung war daneben die zeitliche Abstimmung der Arbeiten mit dem beteiligten Künstler.mh

www.ambauen.ch

Offen und leicht

«Ziel erreicht», so das Fazit der Keller Treppenbau AG aus dem bernischen Urtenen-Schönbühl. Mit der freitragenden Treppe ist dem Wunsch des Kunden nach einer «offenen, sicheren und doch leichten Treppe ohne ein normales Treppengeländer» Rechnung getragen worden.Die Stufen sind in Massivholz Eiche, naturgeölt, ausgeführt und mit Bolzen direkt in die Wand montiert. Wandseitig wurde daneben auch ein Handlauf aus Chromstahl angebracht. Damit ist die Sicherheit gewährleistet, weil auf der offenen Treppenseite eben auf jenes «normale Geländer» verzichtet wurde. Hier setzte die Keller Treppenbau AG auf raumhohe Inox-Drahtseile in ästhetischer Harfenoptik.Wichtig bei der Ausführung eines solchen Harfengeländers ist, dass die Löcher in der Decke für die Befestigung der Seile vorgängig gebohrt werden. So kann die Decke ganz fertiggestellt und danach die Treppe montiert werden. Für eine zusätzliche Stabilität sorgen die Verbinder in Edelstahl zwischen den einzelnen Stufen.mh

www.keller-treppen.ch

Für den Aufstieg ist Transparenz gefragt

Die Glaswandtreppe besticht durch höchste Transparenz und vermittelt ein grosszügiges Raumgefühl. Die optischen Barrieren werden auf ein Minimum reduziert und bringen Raum und Treppe optimal zur Geltung. Beim Objekt der Columbus Treppen AG aus Oberbüren SG wurden die Stufen an tragendes Verbundsicherheitsglas (VSG) geschraubt. Das Glas kann, wie auf dem Bild zu sehen ist, abgehängt oder auf den Boden gestellt werden. Als Variation ist auch eine Bauart mit einer Glaswange möglich. Um die Stufen aus amerikanischem Nussbaumholz optisch durch das Glas laufen zu lassen, werden Abschnitte der Stufenstirne an der Aussenseite des Glases angebracht. Sie dienen zusätzlich als Abdeckung für die Schraubenköpfe.Wie die Treppenwand bestehen auch die Kinderschutzleisten, die unter die Stufenvorderkante eingenutet sind, aus VSG. Und bei Kindern bietet die Treppe einen wesentlichen Vorteil, denn an der Glaswand können sie nicht hochklettern.mh

www.columbus.ch

Veröffentlichung: 17. Mai 2018 / Ausgabe 20/2018

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