Träume zu jedem Preis

Parkett.  Die Preise für Endkunden des allgegenwärtigen Naturholzbodens können stark variieren – je nach Produkt und baulichen Gegebenheiten. Man sollte deshalb bei einer Investition unbedingt verschiedene Faktoren berücksichtigen, welche den Kaufpreis beeinflussen und rechtfertigen können.

Bei Auswahl und Anschaffung eines Parketts stellen sich viele Fragen für die Bauherren. Auf dem Markt wird eine grosse Anzahl von Produkten in sehr unterschiedlichen Ausführungen angeboten.

Als Parkett dürfen aber nur Holzböden angepriesen werden, welche eine Nutzholzstärke von mindestens 2,5 mm aufweisen und dadurch mehrfach renovierbar sind.

Untergrundvorbereitung

Parkett wird auf vielen sehr unterschiedlichen Untergründen verlegt. Neben den im Neubau stark verbreiteten Zement- und Calciumsulfat-Estrichen kommen auch Trockenbau-Estriche oder spezielle Unterkonstruktionen zum Einsatz.

Je nach vorgesehener Parkettart können erhöhte Anforderungen an den Untergrund bestehen, welche eventuell Zusatzvorarbeiten erfordern. So sind beispielsweise beim Verbauen von grossformatigen Parkettelementen häufig zusätzliche Spachtel- beziehungsweise Ausebnungsarbeiten nötig, um den Anforderungen des Produktes an die Ebenheit des Untergrundes gerecht zu werden. Dies führt zu Mehrpreisen gegenüber anderen Produkten.

Wird ein Parkettboden direkt auf eine Betondecke oder eine Verbundkonstruktion montiert, erfordert dies gemäss SIA-Norm 251 das Anbringen einer Dampfbremse vor dem Einbau des Holzes. Daneben können andere Vorarbeiten nötig sein, wie eine Grundierung zur besseren Verbindung des Klebstoffes mit dem Untergrund, das Abfräsen von Verschmutzungen auf der Estrich-oberfläche, das Verfestigen von «zu weichen» Untergründen oder das Entfernen von alten Bodenbelägen. All diese Leistungen sind im Basispreis eines Parketts nicht inbegriffen und verursachen Mehrkosten. Zur fachgerechten Verlegung von Parkettböden sind Vorarbeiten je nach Fall unerlässlich und zwingend bei der Planung zu berücksichtigen, um eine einwandfreie Arbeit garantieren zu können.

Vollflächig oder schwimmend

Parkett lässt sich vollflächig auf den Untergrund verkleben, vernageln, verschrauben oder schwimmend verlegen. Die Preise der verschiedenen Verlegearten variieren stark. So kostet die reine Arbeit für eine schwimmende Verlegung in etwa die Hälfte einer vollflächigen Verklebung. Zudem sind die Anforderungen an die Festigkeit des Untergrunds geringer.

Etwa 75 % der neu verlegten Parkettböden werden in der Schweiz vollflächig verklebt, somit kommt dieser Befestigungsart die grösste Bedeutung zu. Die vollflächige Verklebung bietet einige Vorteile gegenüber den anderen Verlegearten. So lassen sich einzelne Elemente mit Werkendbehandlung problemlos austauschen. Vollflächig verklebte Parkettböden weisen gegenüber schwimmend verlegten einen tieferen Wärmedurchlasswiderstand auf, woraus ein besserer Wirkungsgrad der Bodenheizung resultiert. Die Schwind- und Quellkräfte der einzelnen Elemente werden durch den Klebstoff in den Untergrund abgeleitet.

Da seitlich keine feste Verbindung zwischen den Elementen besteht, können diese unabhängig voneinander schwinden und quellen, was zu einer gleichmässigen Verteilung der feuchtigkeitsbedingten Dimensionsänderungen führt und keine grossen Randabstände erfordert. Vollflächig verklebte Parkettböden können ohne Dilatationsfugen endlos breit verlegt werden, sofern keine baulich bedingten Unterbrüche wie Bauwerk- oder Bewegungsfugen im Estrich übernommen werden müssen.

Verschiedene Verlegearten

Schwimmend verlegte Parkettböden haben die Eigenschaft, dass beim Begehen ein leichtes Einfedern möglich ist sowie ein lokaler Austausch einzelner Elemente in der verlegten Fläche weniger einfach ausführbar ist. In der Breite dürfen die schwimmend verlegten Fertigparkettelemente bis maximal 8 Meter zusammenhängen, bei grösseren Raumbreiten bedarf es einer Dilatationsfuge. In der Nutzung sollten grosse Punktbelastungen, wie von schweren Möbeln oder Klavierfüssen, vermieden werden. Diese können das Parkett lokal blockieren und dadurch Aufwölbungen hervorrufen, speziell im Sommer bei höheren Feuchtigkeiten im Raum und im Holz.

Das Vernageln bzw. Verschrauben kostet in etwa gleich viel wie eine Verklebung, ist jedoch häufig mit Mehrkosten im Bereich der Unterkonstruktion verbunden. Diese Art der Verlegung gelangt bei Neubauten jedoch nur sehr selten zum Einsatz und ist eher im Renovationsbereich anzutreffen.

Das am häufigsten angewandte und gleichzeitig günstigste Verlegemuster ist das Schiffsbodendesign. Hier werden die Parkettelemente ohne genaue Anordnung der Stirnstösse parallel zur Wand verlegt. Wird das Muster diagonal im Raum verlegt, hat dies aufgrund des erhöhten Zuschnittaufwands und des Verschnitts einen Mehrpreis zur Folge. Eine etwas teurere Verlegeart stellt das Dessin «Englisch» dar, mit häufig um die halbe Elementlänge versetzten Stirnstössen. Der grösste Aufwand bei der Verlegung von Parkett entsteht beim Fischgratmuster mit Wandfriesen. Im Vergleich zum Riemenparkett im Schiffbodendessin entstehen auch hohe Kosten bei der Verlegung von Tafelparkett mit Wandfriesen.

Massiv- und Mehrschichtparkett

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Massiv- und Mehrschichtparkett. Da beim Massivparkett die gesamte Dicke aus Edelholz besteht, sind die Preise vergleichbarer Qualitäten prinzipiell höher gegenüber dem Mehrschichtparkett. Eine Ausnahme bildet hier das kleinformatige Klebeparkett, auch bekannt als «Klötzliparkett», das aufgrund der kleinen Abmessungen und der rationellen Herstellung das günstigste Produkt auf dem Markt ist, aber trotzdem eine sehr lange Lebensdauer und das beste Preis-Leistungs- Verhältnis aufweist.

Wird ein Mehrschichtparkett von einem Manufakturbetrieb in der Schweiz oder in einem anderen Hochpreisland hergestellt, kann dieses je nach Holzart teurer sein als Massivparkett, da die Produktionskosten der beiden Produkte im Verhältnis zum Material grössere Unterschiede aufweisen. Einen grossen Einfluss auf den Preis des Produkts haben der Produktionsstandort und der Automatisierungsgrad.

So kann beispielsweise in Osteuropa aufgrund des verhältnismässig tiefen Lohnniveaus sehr günstig produziert werden. In Ländern mit höheren Lohnniveaus können günstige Preise nur mit einem hohen Automationsgrad erzielt werden.

Vielfältiges Erscheinungsbild

Parkett wird häufig in Stabform angeboten. Je nach Grösse spricht man von Riemen, Landhausriemen oder Landhausdielen und je nach Beschaffenheit der Decklage von 1-Stab-Parkett (das Element respektive die Decklage liegt in der Breite aus einem Stück Holz vor) oder 2-/3-Stab-Parkett, wobei über die Breite des Verlegeelementes zwei oder drei Teile zusammengesetzt sind. Preislich sind Mehrstabparkette tiefer einzustufen, weisen aber auch die Optik von Kurzriemen auf.

Heute nur noch selten sind Tafelböden anzutreffen. Diese sind sowohl in massiver als auch in mehrschichtiger Ausführung erhältlich. Die Dessinvielfalt ist hier enorm, können doch neben der Form auch verschiedene Holzarten innerhalb einer Tafel miteinander kombiniert werden. Die günstigsten Ausführungen sind simple Würfel oder Mittelfriesböden. Bei Winkel- und Gehrfriestafeln können eingelassene Filets und Sterne zu sehr hohen Preisen führen. Die teuerste Parkettart bilden Intarsienböden. Die Nutzschicht oder Decklage bildet das zentrale Element eines mehrschichtigen Parkettbodens. Hierbei handelt es sich um den sicht-, begeh- und nutzbaren Teil des Produkts oberhalb des Verbindungsprofils. Häufig werden dafür Edelhölzer eingesetzt. Allgegenwärtig ist aber die Eiche. Hier kann man generell sagen, je grösser das Format, desto teurer wird die Nutzschicht bei gleicher Stärke.

Die Holzsortierung hat ebenfalls einen Einfluss auf die Preisgestaltung. So liegen rustikale Sortierungen mit Ästen, Farbunterschieden und Splintanteilen bedeutend günstiger vor als feine, astfreie Riftsortierungen. Diese Unterschiede resultieren vor allem aus der Verfügbarkeit des Rohmaterials.

Die Eiche als Spitzenreiter

Die Holzart hat ebenfalls einen grossen Einfluss auf den Endpreis. Eine Nutzschicht aus europäischem Nussbaum kostet doppelt so viel wie eine aus Eiche (nur Materialkosten). Aktuell liegt die Eiche mit der grössten Nachfrage im Parkettbereich vorn. Hier gibt es bereits Engpässe bei der Rohmaterialbeschaffung, was zur Folge hat, dass die Beschaffung mehr Zeit in Anspruch nimmt und sich somit die Lieferzeiten verlängern. Ebenfalls gestiegen sind aus diesen Gründen die Rohmaterialkosten des Eichenholzes, was für den Konsumenten zu einer Preiserhöhung führt.

Die Dicke der Nutzschicht beeinflusst den Preis des Endproduktes ebenso. Das Edelholz ist wertvoll und der Preis steigt mit zunehmender Nutzholzstärke. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Lebensdauer, und damit verbunden die Anzahl möglicher Oberflächenrenovationen, ebenfalls steigt. Eine Nutzschicht von 2,5 – 4 mm Stärke lässt sich im Normalfall zweimal renovieren. Daraus resultiert bei einer Lebensdauer der Oberflächenbehandlung von 10 – 15 Jahren ein Erwartungsalter von mindestens 30 Jahren. Bei grösseren Dicken verlängert sich die Lebensdauer entsprechend, was zu einer möglichen Nutzung über mehrere Generationen führt.

Bei Massivparkett ist nie die gesamte Dicke der Elemente nutzbar. Genutzt werden kann ausschliesslich der Bereich circa 2 mm oberhalb des Verbindungsprofils. Ist dieser Punkt durch mehrmalige Oberflächenrenovation erreicht, erfordert das Parkett einen Ersatz. Die Lebensdauer von Massivparkett kann somit, je nach Produkt und Profil, nicht länger als die eines Mehrschichtelements mit einer etwas stärkeren Decklage ausfallen.

Direkteinkauf birgt Risiken

In der Zeit des Internets können Bauherren oder Handwerker überall Preise anfragen und Produkte bestellen. Häufig findet sich im Ausland ein Händler oder Hersteller, der zu Handwerkerkonditionen direkt in die Schweiz liefert. So bezahlt man für das gleiche Produkt weniger, als wenn dies über einen Händler oder Handwerker aus der Schweiz bezogen wird.

Der Direkteinkauf ist jedoch mit grossen Risiken behaftet. So kann es durchaus vorkommen, dass sich Garantieleistungen von ausländischen Lieferanten ausschliesslich auf den Produkteersatz beziehen, nur für ein Jahr gelten und die gesamten Zusatzkosten wie Demontage, erneute Montage, Umzug und Malerarbeiten im Schadensfall durch den Bauherren respektiv den Handwerker getragen werden müssen. Ebenfalls wird in diesen Fällen meist auch eine Produktegarantie durch den Handwerker abgelehnt.

Oberflächenbehandlung

Der grösste Teil der heute verlegten Parkettböden weist eine werksbehandelte Oberfläche auf, man spricht deshalb auch von Fertigparkett. Diese Böden benötigen nach der Verlegung keine aufwendige Oberflächenbeschichtung mehr. Eine Erstpflege vor Ort reicht hier völlig aus.

Anders verhält es sich bei Parkett ohne werkseitige Oberflächenbehandlung. Dieses benötigt Oberflächenbeschichtungen in mehreren Arbeitsgängen und muss zum Teil zuvor noch vor Ort geschliffen oder bearbeitet werden. Derartige Fertigstellungen vor Ort sind aufwendiger als die Endbehandlung im Parkettwerk, was im Vergleich zu Fertigparkett zu erhöhten Preisen führt. Dafür weisen die auf der Baustelle erstellten Oberflächenbehandlungen einen sehr guten Kantenschutz auf und sind ganz sicher ein Unikat.

Parkettelemente mit werksbehandelten Oberflächen bieten den Vorteil, dass einzelne Teile lokal ausgetauscht werden können. Einen weniger grossen Einfluss auf die Preisgestaltung hat die Art der Oberflächenbeschichtung. Ob das Parkett geölt, versiegelt, gewachst oder kombiniert behandelt wird, die Preisunterschiede sind relativ gering.

Zum Autor

Mark Teutsch (MT) ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkett-Industrie (ISP). Der 37-Jährige ist gelernter Möbelschreiner, hat anschliessend an der Berner Fachhochschule ein Studium zum Holzingenieur FH absolviert. Teutsch war daraufhin mehrere Jahre für die Firma Tavapan als Projekt- und Produktionsleiter tätig, bevor er die Betriebsleitung der Parqueterie Les Breuleux übernahm. Im Frühling 2016 hat er sein Studium zum Betriebswirtschafter HF abgeschlossen. Mark Teutsch ist verheiratet, hat eine Tochter und wohnt in Ligerz BE.

www.parkett-verband.ch

MT

Veröffentlichung: 01. Dezember 2016 / Ausgabe 48/2016

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