Übung macht den Meister

Mattia nutzt die runden Elemente des Garderobenmöbels als Vorbereitung für die Abschlussprüfung. Bild: Scerpella SA

Tessin.  Für den Schreinerlernenden Mattia Ortelli aus Cadenazzo steht schon bald die Lehrabschlussprüfung vor der Tür. Da kommt es ihm gelegen, dass er im Lehrbetrieb viel selbstständig arbeiten und so Wissenslücken aufdecken und füllen kann.

Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels ist das Tessin näher zur Deutschschweiz gerückt. Nur noch rund anderthalb Stunden dauert die Fahrt mit dem Zug von Zürich in die Kantonshauptstadt Bellinzona. In Giubiasco, einem Nachbardorf der Drei-Burgen-Stadt, absolviert Mattia Ortelli bei der Schreinerei Scerpella das letzte Jahr seiner vierjährigen Schreinerlehre. Das Traditionsunternehmen existiert seit 1945 und wird in zweiter Generation geführt. Mit seinen 15 Mitarbeitenden bietet Scerpella Fenster, Türen und Innenausbau an. Alles, was das Unternehmen verlässt, wird selber produziert.

Gebogene Elemente

Der 19-jährige Mattia stammt aus Cadenazzo und arbeitet zurzeit an einem Privatkundenauftrag. «Das Möbel ist für den Garderobenbereich», erklärt er. Es besteht aus europäischem Eichenholz und verfügt über Schwalbenschwanzverbindungen, Massivholzschubladen, gerade und gebogene Teile. Für die gebogenen Elemente hat der Lernende Schablonen angefertigt. «Es war schwieriger, als ich am Anfang gedacht habe, da man sehr genau arbeiten muss. Schlussendlich hat es aber trotzdem gut geklappt, und ich habe wieder etwas dazugelernt. Solche Herausforderungen sind perfekt als Vorbereitung für die Abschlussprüfung.» Bis auf die Zeichnung macht Mattia von der Materialliste über die Produktion bis zur Auslieferung alles selber. Einzig bei der Lackierung benötigt er Hilfe.

Weisse Oberfläche im Trend

Für die Oberflächenbehandlung zählt die Firma Scerpella seit geraumer Zeit auf das Know-how eines Oberflächenspezialisten aus Italien. Dieser nimmt für seine Arbeit in Giubiasco täglich mehrere Stunden Arbeitsweg in Kauf, denn in Italien ist es wegen der Wirtschaftskrise seit Jahren schwierig, eine Stelle zu finden.

«Unser Oberflächenspezialist ist ein wahrer Meister, was das Lackieren anbelangt. Und ein toller Typ dazu, der mir bei Fragen gerne mit Rat und Tat zur Seite steht», sagt Mattia. Er wird auf sein Möbel einen Klarlack auftragen. Dies widerspricht dem aktuellen Trend im Südkanton.

Sonst wird im Tessin derzeit viel weiss lackiert. Das gilt als modern. So wird für neue Immobilien, die meist kubisch sind und über grosse Glasfenster verfügen, oft weisses Mobiliar gewählt. «Das typische Tessiner Flair der schönen Steinbauten ist leider etwas verloren gegangen, aber das kommt ja vielleicht wieder», sagt Mattia. ms

www.scerpella.ch

Veröffentlichung: 04. Mai 2017 / Ausgabe 18/2017

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