Unter Dach und Fach

Die «Gartenbox» als «Loungebox»-Variante von mygarden bietet Platz für Stühle, Tische oder Sonnenschirme. Bild: mygarden GmbH

Aussenbereich.  Möbel im Freien schaffen Ordnung auf der Terrasse und bieten den Gartengeräten Schutz vor Witterung und Langfingern. Doch sie sind auch Wind und Wetter ausgesetzt und müssen daher durchdacht geplant sein.

Der Sommer mit seinen warmen Temperaturen lockt wieder viele nach draussen und lässt so manches Grillmeister- oder Hobby-gärtnerinnenherz höherschlagen. Ist der Grillspass oder das Gärtnern dann vorbei, muss das Material aber auch wieder versorgt werden. Die Utensilien und Arbeitsgeräte wie Grill, Kohle, Werkzeug oder Gartenerde zurück ins Haus zu schaffen, kann umständlich sein, zudem wird damit auch meistens ungewollt Schmutz in die Wohnung gebracht.

Ob auf der Gartenterrasse oder dem Balkon fürs Urban Gardening: Gartenmöbel wie Aussenschränke lösen dieses Problem als praktische Aufbewahrungsmöglichkeit. Sie bieten Stauraum, um Werkzeuge, Möbel, Kissen oder andere Gegenstände sicher und organisiert aufzubewahren. Fast noch wichtiger: Sie schützen die Ausrüstung vor Witterungseinflüssen wie Regen, Schnee oder UV-Strahlung, was ihre Lebensdauer verlängert. Lassen sich die Schränke abschliessen, bieten sie zudem Schutz gegen Diebstahl und verhindern, dass gefährliche Geräte ungewollt in Kinderhände gelangen. Bei der Planung und Umsetzung eines Aussenmöbels muss jedoch vielerlei beachtet werden, weil dieses gerade wegen des Klimas einiges aushalten muss.

"Ein Gartenmöbel hat viel mehr Anforderungen zu bewältigen als ein Innenraummöbel." Martin Siebenmann, Schreiner und Architekt.

Davon ist auch der Schreiner und Architekt Martin Siebenmann überzeugt, der unter anderem auch Möbel für den Aussenbereich herstellt. «Die Nachfrage für Einzelmöbel wie Stühle, Sessel oder Sofas im Aussenbereich ist jedoch beschränkt, weil solche Einzelanfertigungen in der Schweiz sehr teuer sind und es viele tolle Handelsprodukte gibt, vielmehr sind es Stauraummöbel wie Kissentruhen. Dies umzusetzen, ist diffizil, man kann nicht einfach eine Kiste bauen, weil im Innern Kondensat entsteht und die Kiste ohne eine Durchlüftung zu faulen beginnt oder grau wird», sagt Siebenmann. «Ein Gartenmöbel hat viel mehr Anforderungen zu bewältigen als ein Innenraummöbel. Das Holz ist im Aussenraum extremer Trockenheit durch Hitze und hoher Feuchtigkeit ausgesetzt und arbeitet darum maximal. Auch faulen übliche Buchendübel sogar im Inneren einer Verleimung. Das muss im Aussenraum alles bedacht sein.»

Material ist Härtetest ausgesetzt

Ob ein Gartenmöbel überdacht ist oder im Freien steht, gilt es abzuklären. Allerdings müssen in jedem Fall Schwund- und Quellmasse berücksichtigt werden, die Möbel belüftet und aus wasserdichtem Material sein. Für überdachte und vom Wetter geschützte Möbel sind beispielsweise normale Topfbänder ausreichend, da die werkseitige Vernickelung Korrosion verhindert oder zumindest für einen langen Zeitraum deutlich eindämmt. Für ungeschützte, dem Regen ausgesetzte Gartenmöbel sind herkömm- liche Möbelbeschläge allerdings ungeeignet. Hier müssen verzinkte, feuerverzinkte oder Chromnickelstahlbeschläge eingesetzt werden. Wichtig ist auch das Einplanen von wasserführenden Schichten oder Ablaufrinnen, die gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit einem Spengler erfolgen, damit sich das Regenwasser nicht stauen kann. Ausserdem ist der Wind ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Planung. Ein Dachterrassenmöbel muss sturmfest sein und garantieren, dass sich keine Teile lösen und herunterstürzen können.

Diese Anforderungen musste ein Stauraummöbel mit integrierter Sitzbank erfüllen, das Siebenmann für eine Anwaltskanzlei gebaut hat und sich auf einer Dachterrasse im sechsten Stock befindet. Gleichzeitig dient das Aussenmöbel auch als Absturzsicherung. «Das Möbel ist eines mit den höchsten Anforderungen, das wir jemals gebaut haben. Da darf nichts wegfliegen oder wegfaulen. Normale Möbelbeschläge konnten nicht verwendet werden, daher wurden massive Bänder aus rostfreiem Stahl eingesetzt.» Die Grundkonstruktion ist eine wasserfeste, mit Weissleim verleimte Dreischicht-Platte, welche mit Eternit verkleidet wurde. Die Stösse deckte man mit Blech ab, zudem wurde ein Wasserlauf eingeplant. Das Eternit bringt genügend Gewicht und sorgt für einen stabilen Stand, zusätzlich wurde das Möbel im Boden verankert.

Sinvoll geplant, stabil gebaut

Ebenso massiv wurde von der Formare GmbH in Ebnet LU ein Gartenschrank für einen Privatkunden gebaut. Er misst 2500 × 1350 × 2700 mm und wiegt knapp 600 Kilogramm. «Zuerst liessen wir einen Stahlrahmen herstellen, der als Grundkonstruktion für die äussere Verkleidung mit Sipo und für die innere Verkleidung mit OSB-Platten diente. Die Mittellage haben wir mit XPS-Dämmplatten ausgekleidet, dadurch ist der Schrank auch isoliert. Wir haben Kunden, welche die Schränke im Sommer auch als erweiterten Kühlschrank benützen», sagt Reto Zemp, Schreiner und Projektleiter bei Formare. Das innen liegende, leicht vorstehende Flachdach wurde vom Spengler angefertigt. Ein Abflussrohr sorgt für den Ablauf des Regenwassers.

«Um die Luftzirkulation zu gewährleisten, haben wir Entlüftungslöcher eingeplant und mit Gittern versehen, so kann sich auch kein Schimmel bilden. Zudem ist unter der Sipo-Verkleidung ein Blech angebracht, das gegen Schlagregen und Spritzwasser schützt», sagt Zemp.

«Oft wünschen sich Kunden, dass sich grös-sere Dinge wie Poolroboter, Rasenmäher, Gartentische oder Sonnenschirme verstauen lassen. Daher sind die Gartenschränke auch dementsprechend gross. Und da wir alles auf Mass produzieren, können Kunden auch zwischen einer oder zwei Türen und den Dimensionen entscheiden», sagt Zemp weiter. Die Stahlkonstruktion ist feuerverzinkt und dadurch rostfrei, zudem sind Chromstahlschrauben für die Montage und vernickelte Beschläge verwendet worden. Zusätzlich wird an der Oberkante der Türöffnung ein Schutzblech montiert, welches vor Wassereintritt schützt.

Der Gartenschrank wurde passend zum Terrassenboden und zu einem bestehenden Schrank ebenfalls in Sipo ausgeführt, was heute wohl nicht mehr der Fall wäre, wie Zemp sagt: «Mit Sipo arbeiten wir nur noch selten bis gar nicht mehr, weil es schwierig ist, Holz in der gewünschten Qualität zu finden. Zu 80 Prozent verarbeiten wir heute Accoya.»

Simpel und individuell

Der Aussenschrank, den Valentin Egli, Geschäftsführer bei Egli Holz ZH, für eine Kundin schuf, wurde ebenfalls auf einer Gartenterrasse aufgestellt. «Die Kundin suchte nach einem Stauraum auf ihrer Dachterrasse, der gewissen ästhetischen, qualitativen sowie nachhaltigen Ansprüchen gerecht wird. So haben wir ihr einen frei stehenden Schrank vorgeschlagen und umgesetzt», sagt Egli. Die Inneneinteilung wurde individuell eingerichtet und auf die langen Gartengeräte angepasst. Der geölte Schrank wurde aus Dreischicht-Lärchenmassivholzplatten hergestellt. «So konnten wir auf eine aufwendige Rahmenkonstruktion verzichten und dadurch weniger massiv bauen», ergänzt er. Der 500 × 1100 × 2000 mm grosse Geräteschrank wurde in Einzelteilen geliefert und vor Ort zusammengebaut. «Bei der Konstruktion achteten wir auf Details wie den Einsatz von Chromstahlschrauben, dass das Dach eine Neigung hat und auf der Unterseite eine Wassernut besitzt», sagt Valentin Egli.

Gartenbox mit System

Die Idee, im Garten Stauraum zu schaffen, der kompakt gehalten und gleichzeitig ästhetisch ansprechend ist, führte Peter Richard, Inhaber der Winkler Richard Naturgärten AG, Grafiker Hanspeter Schneider und Schreiner Matthias Eberli zur Entwicklung der «Gartenbox».

Gemeinsam gründete das Trio das Label «mygarden», das sich auf Gartenprodukte wie Möbel, Werkzeuge oder eben Gartenboxen spezialisiert hat. Dabei werden sämtliche Produkte in Manufakturen oder geschützten Werkstätten in Europa hergestellt.

Die «Gartenboxen» gibt es in elf verschiedenen Modellen, wobei sie sich jeweils bezüglich Innenausbau und dem Türausschnitt unterscheiden. Sie werden in Matthias Eberlis Schreinerei in Wiezikon TG hergestellt und haben alle die Aussenmasse von 960 × 850 × 2210 mm.

«Das vereinfacht die Produktion, weil wir so identische Schränke produzieren können und wir je nach Box nur noch das entsprechende Innenleben und den gewünschten Türausschnitt sägen müssen», sagt Matthias Eberli. So ist beispielsweise die «Dogbox» mit einem seitlichen Eingang für den Hund, Aufnahmemöglichkeiten für Leinen und Bürsten und einem Hundeknochen-Ausschnitt in der Tür versehen. Die «Grillbox» wird mit einem abnehmbaren Bügel am Boden ausgestattet, um den Grill darin zu versorgen, und ist mit einer Grillflamme als Türausschnitt ausgestattet. Oder die «Badebox», in der man sich umziehen kann und die gleichzeitig als Stauraum für Badesachen dient.

«Abgesehen vom Dach beziehen wir das Holz für die Boxen zu 98 Prozent aus regionalen Wäldern. Die Kunden können dabei aus elf verschiedenen Farben auswählen oder die Box in Natur bestellen», sagt Eberli. Die Fichtenholz-Boxen werden aussen mit einer mineralischen Silikatfarbe behandelt und innen naturbelassen. Für die Luftzirkulation sind zwischen den Riemen jeweils 4 mm breite Spalten vorhanden. Das vorstehende und mit Fassadenschrauben montierte Dach besteht aus einer bakelisierten Sperrholzplatte. Für die Boxen werden verzinkte Beschläge verwendet, auf Wunsch lässt sich die Box auch mit einer Überfalle zum Abschliessen bestellen. Der Türrahmen wird als einziges Teil zusammengeleimt, die Verkleidung wie auch die Rahmenkonstruktion werden dabei von innen verschraubt.

www.7moebel.chwww.formare.chwww.valentinegli.chwww.eberli-schreinerei.chwww.mygarden.ch

outdoor-beschlag

Edelstahlscharnier für den Aussenbereich

Das Scharnier «Veosys» aus Edelstahl eignet sich für den Einsatz an Aussenmöbeln. Laut Hersteller bleibt es auch unter dem Einfluss von Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und Salz voll funktionsfähig. Dank der Korrosionsbeständigkeit lässt sich das Band daher in Wellnesscentern, Laboren und Krankenhäusern einsetzen. Durch Aufklipsen ist das Band schnell montiert und über die 3D-Verstellung seitlich, in der Höhe und Tiefe einstellbar. Optionale Abdeckkappen verdecken die Verstellschrauben. «Veosys» besitzt wie bei üblichen Hettich-Scharnieren auch eine Dämpfung und einen Selbstanzugswinkel von 35 °.

web.hettich.com

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 20. Juli 2023 / Ausgabe 29-30/2023

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