Von Stäfa nach San Francisco

Philippe Bachmann hat es in San Francisco zum erfolgreichen Unternehmer gebracht. Bild: Bachmann Woodworking

Ausland.  Der Schweizer Schreiner Philippe Bachmann hat sich einen Traum erfüllt und ist nach Kalifornien ausgewandert. Für sein Unternehmen sucht er immer wieder junge Schweizer Schreinertalente, die ihn für 18 Monate unterstützen.

Bilderbuchwetter, Surfen, die Golden Gate Bridge, Alcatraz und antike Kabelstrassenbahnen – was will man mehr? San Francisco ist ein toller Ort zum Leben. Das fand auch Philippe Bachmann. Der 35-jährige Schreiner aus Stäfa am Zürichsee wanderte vor acht Jahren in die kalifornische Metropole aus, um mit seiner Partnerin zusammenzuleben. «Es ist ein Traum hier. Das Wetter ist toll, die Leute gut drauf und ich reite beinahe täglich eine kalifornische Welle», erzählt er mit einem Grinsen.

Arbeiten in San Francisco

Philippe pendelt nicht nur von einem Surfspot zum nächsten und geniesst die Vorzüge der mittelgrossen Weltstadt. Nach fünf Jahren als Projektleiter bei einem dortigen Unternehmen hat er mit Bachmann Woodworking seinen eigenen Schreinerbetrieb gegründet und befindet sich gerade mitten im Geschäftsaufbau. «Das Geschäft läuft gut. Ich habe mich hier im obersten Preissegment positioniert und arbeite viel in prunkvollen Villen. Wer genau meine Kunden sind, darf ich nicht verraten. Hier wird jeweils vertraglich eine Schweigepflicht vereinbart. Was ich sagen kann, ist, dass viele Kunden im nahe gelegenen Silicon Valley tätig sind», erzählt er. Man könnte meinen, die Leute aus der Hightech-Szene setzten auch in ihrem Eigenheim auf eine futuristische Hochglanzeinrichtung. Dem sei aber nicht so, erklärt Philippe. «Es werden zum grossen Teil traditionelle Arbeiten verlangt. Viele Amerikaner wünschen beispielsweise eine gestemmte Tür aus Massivholz. Auch angesagt sind weiss gestrichene Küchen mit grossem Kranzprofil.»

Schweizer Qualität gesucht

Da sein Unternehmen kontinuierlich wächst, ist Philippe immer wieder auf der Suche nach abenteuerlustigen, talentierten Jungschreinern, die ihn für 18 Monate bei der Arbeit unterstützen. «Schweizer Schreiner bringen nach der Lehre ein fundiertes Wissen mit und haben gelernt, was genaues Arbeiten ist. Haben sie noch ein bis zwei Jahre Berufserfahrung im Rucksack, sind sie besonders interessant für mich. Hierzulande gibt es wenige Lernprogramme für Schreiner. Von einer klassischen Berufslehre, wie wir sie in der Schweiz kennen, ganz zu schweigen. Viele, die hier als Schreiner arbeiten, haben die Highschool abgeschlossen und als Hilfsarbeiter gestartet, ohne jegliches Berufswissen. Ein Indikator wie eine Lehrabschlussprüfung fehlt. So ist es natürlich schwierig, potenzielle Mitarbeiter untereinander zu vergleichen, geschweige denn, auch die richtigen auszuwählen. Bei Schweizer Berufsleuten weiss man, was man hat. Das wissen auch die Amerikaner, die gerne auf Schweizer Qualität setzen.»

Anderes Arbeitsverhältnis

Ähnlich wie in der Schweiz kennt man in den USA die 40-Stunden-Woche. Anders ist hingegen die Personalpolitik. «In der Baubranche wird meistens auf Kündigungsschutz verzichtet, ‹Hire and Fire› ist gang und gäbe. Personen können ohne Weiteres von heute auf morgen entlassen werden», erklärt Philippe, der selber kein Befürworter dieses Systems ist. Ein weiterer Unterschied seien die Kundenbeziehungen, sagt er. «Ist man bei einem Amerikaner auf Montage, ist dieser normalerweise recht locker drauf. Man spricht schnell mal übers Surfen oder andere Themen, die nichts mit dem Auftrag zu tun haben. Das ist mir in der Schweiz selten passiert.»

Bist du ein Jungschreiner mit Abenteuerlust und Reisefieber? Dann melde dich bei Philippe Bachmann. Er sucht regelmässig motivierte Arbeitskräfte. ms

www.bachmannwoodworking.com

Veröffentlichung: 02. Oktober 2014 / Ausgabe 40/2014

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