Wenn die Oberfläche das Budget sprengt

Die Dunstleiste ist an die Absaugwand angeschlossen und kann separat zugeschaltet werden. Bilder: SZ, Andreas Brinkmann

Spritzeinrichtungen.  Egal ob ein Spritzraum häufig oder selten genutzt wird – der Qualitätsanspruch bleibt gleich. Für kleinere bis mittlere Firmen bedeutet das, mit engem Budget und entsprechender Fantasie, gute Lösungen zu finden.

Gute Produkte haben eine perfekte Oberfläche, und die wird von Vorteil im eigenen Betrieb gemacht, um die Qualität sicherzustellen. Der Wunsch nach einer möglichst guten Oberfläche und die bestehenden Vorschriften erfordern einen separaten Spritzraum, der entsprechend ausgerüstet ist. Wer diese Ausrüstung nicht ständig braucht, kann auch nicht grosse Beträge dafür ausgeben.

Beispiel einer Planung

Aber was sind denn grosse Beträge und wie viel ist wirklich notwendig, um gut arbeiten zu können?

«Wir haben die vorhandene Spritzraumsituation überprüfen und uns ein Angebot machen lassen», berichtet der Geschäftsinhaber der Schreinerei Sollberger AG in Biberist, Adrian Jordi. Seine Firma hatte, wie wahrscheinlich viele kleinere bis mittlere Betriebe, eine nicht sehr befriedigende Lackieranlage und gibt hier ein Beispiel.

«Mit allen technischen Möglichkeiten und den entsprechenden baulichen Massnahmen hätte die Anlage rund Fr. 200 000.– gekostet. Davon wären Fr. 70 000.– für die reinen Gerätekosten angefallen. Den noch weit grösseren Betrag hätte der Umbau gekostet, vor allem, weil die bestehende Betondecke für die Luftzufur eine grosse Öffnung gebraucht hätte.»

Ein solcher Betrag war für die Firma nicht zahlbar. Auch ging es da um eine Investition, die keinen Mehrwert generieren konnte, da kein neues, zusätzliches Angebot möglich wurde, denn bisher wurde ja schon lackiert.

Konsequent die Ziele festlegen

Da kam es gelegen, dass ein Mitarbeiter der Firma, im Zusammenhang mit seiner Ausbildung zum Fertigungsspezialisten, eine Projektarbeit über einen Spritzraum für ihren Betrieb machte.

Da jeder in dieser Schreinerei seine Aufträge von Anfang bis Ende selber macht, und somit auch jeder lackiert, wurde zusammen mit der Belegschaft überlegt, was wirklich notwendig ist. Mit den Daten und der Wunschliste im Gepäck setzte man sich mit den Experten der Neuen Protechnik AG aus Neuenhof zusammen. Aus der gemeinsamen Lösungssuche ergab sich dann eine Verteilung der Aufgaben: Fast alles, ausser den Geräten und Anschlüssen, konnte somit von der Schreinerei selber ausgeführt werden.

Eine etwas andere Lösung

Eine zweistufige Absaugwand wurde, nachdem der Raum der Brandschutzverordnung entsprechend ausgekleidet war, installiert. Die erste Stufe erreichte eine Leistung von 4500 m3/h, was der vorherigen Anlage entsprach. In der zweiten Stufe wurde eine Maximalleistung von 8000 m3/h erreicht, womit genügend Leistung für zusätzliche Aufgaben vorhanden war.

Die Dunstleiste des benachbarten Trockenraumes verbanden die Lüftungstechniker, mittels eines zusätzlichen Flansches, mit der Druckbox der Absaugwand. Das Abluftrohr erhielt eine Gabelung mit zwei separaten Schiebern. Somit können die maximal erlaubten 50 % der Abluft, statt nach draussen, über verschiedene Filter in den Spritzraum zurückgeführt werden.

Für die Frischluftzufuhr konnte eine Lösung mit verschiedenen Filtern von den beheizten Kellerräumen her gefunden werden. Grosse Aufmerksamkeit galt daher auch der Abdichtung der Verbindungstür zur übrigen Produktion, denn dieser Staub sollte nun definitiv draussen bleiben.

Auch wenn noch nicht alle Details ganz fertig sind, so hat sich der Aufwand doch sehr gelohnt. Ausser der klar verbesserten Arbeitsplatzsituation hat sich das Ganze auch finanziell ausgezahlt: Die Lüftungsgeräte und die Beleuchtung schlagen mit Fr. 14 000.– zu Buche. Die Eigenleistungen und alles Material erreichen zusammen nicht ganz Fr. 40 000.–.

Wenn das Budget noch kleiner ist

Noch etwas knapper rechnen war in der Oliver Strohmann GmbH in Wittenbach angesagt. Als Kleinbetrieb musste auf eine gute Grundlage mit kontinuierlichen Verbesserungsmöglichkeiten geachtet werden, denn zuerst sollte der Raum und die Grundausstattung, entsprechend den aktuellen Vorschriften, möglich werden. Auch in diesem Betrieb hat ein Mitarbeiter seine Projektarbeit in der Ausbildung zum Fertigungsspezialisten dem Lackraum gewidmet.

Problemzonen wurden so erkannt und in einen Zusammenhang zueinander gestellt. Gemeinsam mit der K Lips AG aus Altstätten wurde eine Basis geschaffen, die es grundsätzlich ermöglicht, Oberflächen in einer guten Qualität zu behandeln.

Grundlegendes wird geschaffen

Dabei galt es, zuerst den Raum, wo nötig, mit 15 mm dicken Gipsplatten auszukleiden und eine Absaugwand mit ausreichender Leistung, gut positioniert, aufzustellen.

Da nur der Lack, welcher an diesem Tag verarbeitet werden soll, im Raum sein darf, wurde ein entsprechender Arbeitsplatz eingerichtet. Für die korrekte Lagerung der Behandlungsstoffe musste noch ein spezieller Schrank her. Auch waren Dinge zu berücksichtigen, dass zum Beispiel nur gespritzt werden darf, wenn auch die Absaugwand läuft.

Es ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig, die kantonalen Verordnungen zu kennen und in der Planung zu berücksichtigen.

Aufwirbelnder Staub und Lacknebel

Was beide Betriebe noch nachrüsten werden, ist ein Bodenrost. Obwohl nur 2 cm hoch, verhindert er doch ein Aufwirbeln des Niederschlags. Bei diesen Lackierböden gibt es grundsätzlich zwei Systeme: Einerseits leisten die kästchenbildenden, feuerverzinkten Roste, wie man sie vom Stahlbau her kennt, gute Dienste. Andererseits bietet beispielsweise die Neue Protechnik AG einen Boden mit Längsrillen. Wenn die Rillen in Richtung Absaugwand ausgerichtet sind, leitet das den Spritznebel dorthin. Der Boden kann zudem sehr einfach mit einer Stahlbürste gereinigt werden.

Wer einen Rost verwendet, sollte trotzdem den darunterliegenden Boden abdecken, damit er nicht nach einiger Zeit komplett verklebt ist. Eine einfache und gute Lösung ist das Einstreichen mit Bodenabziehlack. Dieser wasserverdünnbare Lack ist antistatisch, bedarf keiner Vorbehandlung und kann später wie eine Haftfolie abgezogen werden. Das Gleiche gibt es auch für Frontblechhauben oder in transparenter Ausführung für Scheiben, Lampen und dergleichen.

Käufliche Arbeitserleichterungen

Hilfsmittel, wie Tagesbedarfstische und Pistolenhalterungen können die Arbeit massiv erleichtern und lassen sich oft einfacher reinigen als Produkte aus der eigenen Fertigung. Die Tische verfügen in der Regel über Chromstahlflächen und sind mit Schutzwänden und allenfalls sogar umlaufenden Auffangrillen für verschüttete Flüssigkeiten erhältlich.

Wer lackiert, muss auch ans Trocknen denken. Gerade bei den Regalwagen lohnt sich ein Nachfragen bei den Händlern. Schliesslich soll das Gestell nicht unnötig viel Platz in Anspruch nehmen und dennoch bei Bedarf eine grosse Anzahl von Teilen sicher aufnehmen. Da diese Werkstücke immer wieder andere Grössen haben, muss eine schnelle und gute Verstellbarkeit der Auflagen gewährleistet sein.

Auch wenn die Wagen alle etwas ähnlich aussehen, gibt es doch klare Unterschiede. Sie können sowohl ein- und zweiseitig belegt, durch Ausziehen in der Tiefe erweitert als auch mit schwenkbaren Teilen flexibel erweitert werden.

Im Preis sind die meisten Hilfsmittel in einem Bereich, der auch für kühle Rechner interessant sein sollte, denn auch Eigenleistungen kosten.

www.sollberger-kuechenbau.chwww.protechnik.chwww.oliverstrohmeiergmbh.chwww.lipsag.ch

Unter schreinerzeitung.ch/zusatzinformationen sind ergänzend zum Artikel noch mehr Bilder bereitgestellt.

ab

Veröffentlichung: 16. Oktober 2014 / Ausgabe 42/2014

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