Wohin mit Spänen und Resten?

Auf diesem Schnitzelberg eines Pelletwerkes dürfen Späne aus Schreinereien nicht landen, denn Pellets bestehen aus naturbelassenem Holz. Bild: Pro Pellets Austria

Resthölzer.  In Schreinereien fallen Staub, Späne und stückige Resthölzer an. Diese kann man äusserst unterschiedlich entweder als Rohstoff, Energieträger oder Abfall betrachten. Eine Analyse der Situation und Möglichkeiten auf der Grundlage der gesetzlichen Regelungen.

Die «Kaskadennutzung» von Holz war eine Zeit lang ein Modewort in der Branche. Der Begriff meint die vorrangige und wiederkehrende stoffliche Verwertung von Holz, bevor am Ende des Materiallebens die finale thermische Verwertung steht. Das ist erklärter politischer Wille, auch vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Man will so Ressourcen sparen und Holz möglichst sinnvoll einsetzen. Gewachsen ist das Bewusstsein vor allem in den Boomjahren, als Holz knapp zu werden drohte, vor allem, weil der Energiemarkt im Zweifel der stärkere ist gegenüber dem holzverarbeitenden Gewerbe und der Industrie.

Heute hat sich die Situation jedoch entspannt. Die insgesamt neu installierte Leistung an Holzenergie in der Schweiz ist zuletzt nur noch um 0,3% gewachsen, und das Grosssägewerk in Domat/Ems ist stillgelegt. Aussen vor bei einer Kaskadennutzung von Holz sind und bleiben jedoch Schreiner und auch Zimmerer. Ihnen bleibt in der Regel nur die thermische Verwertung oder die kostenpflichtige Entsorgung ihres Restholzes. Und das hat mehrere Gründe.

Vielfalt der Materialien taugt nicht

In der Schreinerwerkstatt fallen Abschnitte und Späne vieler unterschiedlicher Materialien samt deren Schleifstäuben an. Dieses Gemisch ist für die stoffliche Nutzung, etwa zur Herstellung von Spanplatten, ungeeignet. «Reine Späne von Hobelwerken verwenden wir, aber der hohe Staubanteil bei Schreinereien verunmöglicht eine Verwertung», sagt Walter Kunz, verantwortlich für den Holzeinkauf bei der Kronospan Schweiz AG. Selbst bei reinen Massivholzverarbeitern, wie etwa Fensterbauern, sei die stoffliche Verwertung des «Abfalls» ziemlich selten, hört man in Fachkreisen. Ein anderer Grund, warum Schreiner ihre Späne und Stücke meistens direkt der Energieerzeugung oder der Entsorgung zuführen, liegt in der Luftreinhalteverordnung (LRV) begründet. Denn: «Die heutige Fassung der LRV unterscheidet Staub, Späne und stückiges Holz nach deren Herkunft und nicht nach Art oder Qualität», weiss Holzenergieberater Andreas Keel.

Material aus der Schreinerei ist Restholz

Laut LRV sind stückiges Holz, Späne und Staub aus der zweiten Holzverarbeitungsstufe immer Resthölzer. Auch wenn das Holz effektiv «naturbelassen» ist. Die Baumkante eines besäumten Klotzbrettes ist in der Schreinerei also Restholz. Würde das Klotzbrett im Sägewerk besäumt, wäre es per Definition der LRV naturbelassenes Holz. Aber auch für die energetische Verwertung von Holzabfällen aus Schreinereien hat die gesetzliche Definition Folgen.

Da alle Holzreste, gleich welcher Form, aus Schreinereien Resthölzer sind, muss das Holz auch einer Restholzfeuerung zugeführt werden. Ein Verkauf als stückiges Brennholz für händisch beschickte Cheminées mit weniger als 40 kW Leistung an Konsumenten ist demnach nicht regelkonform. Da Pellets und Briketts für den Verkauf an Konsumenten aus naturbelassenem Holz bestehen müssen, scheidet auch die Spänelieferung von Schreinern an solche Produzenten aus. Diese etwas absurde Situation gilt es zu beachten bei der Überlegung: «Wohin mit dem Holz aus der Schreinerei?»

Energie aus dem eigenen Abfall

Für die Erzeugung von Wärme aus den betriebseigenen Holzabfällen in einer Restholzfeuerung gibt es mehrere Möglichkeiten. Schnitzelfeuerung, gemischte Formen von Brennstoffen oder reine Stückholzfeuerungen. Generell gilt: Egal, ob Presslinge, lose Späne oder Abschnitte am Stück – die Restholzfeuerung über 40 kW ist messpflichtig, und die Asche daraus muss deponiert werden. Bei Leistungen unter 40 kW muss die Restholzfeuerung automatisch beschickt werden. Da die Heizleistung normalerweise deutlich höher liegt, kann in Schreinereien also auch händisch gefeuert werden. Das ist insofern interessant, weil dies ermöglicht, auch die verschiedenen Formen der Resthölzer in Form von Staub, Span und am Stück einer Schreinerei ohne weitere Bearbeitung zur eigenen Energieerzeugung zu nutzen, vorausgesetzt die Heiz- und Abgasreinigungstechnik lässt dies zu. Für den Schreiner ist das einer der wenigen Vorteile aus den mehrfachen Änderungen der LRV. Wenn schon alles Restholz ist, kann er auch alles über einen Kamm scheren.

Welches Verfahren macht Sinn?

Da sich mit homogenen Brennstoffen ein höherer Wirkungsgrad und eine sauberere Verbrennung erzielen lassen, sollte die Investition in einen Hacker geprüft werden, auch wenn das Hackgut nicht zu Presslingen weiterverarbeitet wird. Limitierende Faktoren für diese einfache Lösung mit Hacker und einer Schnitzelheizung sind ein hoher Staubanteil und mangelnde Lagerkapazität in der Schreinerei. Fällt viel Staub an, gibt es oft grosse Probleme bei der Feuerung und höhere Anforderungen bei der Sicherheit. Zudem brauchen lose Späne viel Raum, das Silo muss gross genug sein. Kommt man mit dem Heizungsbauer zum Schluss, dass eine Schnitzelfeuerung aus diesem Grund wenig sinnvoll ist, kann der Einsatz eines Universalkessels interessant sein. Denn dieser kann dann sowohl automatisch mit Spänen als auch händisch mit stückigen Resthölzern beschickt werden. Auch Lösungen für eine automatische Beschickung mit stückigem Restholz sind am Markt verfügbar. Ein hoher Staubanteil kann jedoch auch diese beiden Lösungen vereiteln. Es sei denn, er lässt sich eliminieren und als Abfall entsorgen. Und es muss organisatorisch und räumlich möglich sein, Stückholz und Späne zu bunkern.

Da auch dies ein hoher Aufwand bedeuten kann, ist die Herstellung von Presslingen, dann meist in Form von Briketts, ebenfalls eine prüfenswerte Variante. Viel Staub ist dann sogar vorteilhaft, weil die Späne beim Pressen besser zusammenbacken. Und das Lagervolumen von Briketts ist gering. Laut Holzenergie Schweiz ersetzt eine Tonne Holzbriketts, je nach Qualität der Presslinge, drei bis fünf Raummeter Buchenholz. Eine Qualitätsanforderung an die Briketts (oder Pellets) aus Restholz gibt es im eigentlichen Sinne nicht. Sie müssen lediglich ordnungsgemäss verfeuert werden, sprich in geeigneten Anlagen, in Restholzfeuerungen. Nicht zu verwechseln mit Presslingen für die Cheminées von Konsumenten, die aus naturbelassenen Holzspänen bestehen müssen. Ein Hintertürchen gibt es für Massivholzverarbeiter. «Kann ein solcher Betrieb sicherstellen, dass nur naturbelassenes Holz in die Presslinge kommt, können die Briketts mittels einer Deklaration auch an Konsumenten verkauft und in Cheminées zu Hause verfeuert werden», weiss Andreas Schädler, Geschäftsleiter bei den Luzerner Schreinern.

Wenn schon entsorgen, dann kostenfrei

Es hängt von vielen Parametern ab, welcher Weg für die jeweilige Schreinerei sinnvoll ist. Klar wird aber schnell: Strebt man eine eigene energetische Nutzung an, muss man entweder in die Aufbereitung des Brennstoffes oder aber in die Heiztechnik investieren. Bauliche Massnahmen für das Handling sind meistens in beiden Fällen nötig. Zahlreiche Schreiner verfügen weder über die Möglichkeit der Späneaufbereitung mit einer Produktion von Presslingen noch über eine Heizanlage zur Verwertung der Resthölzer. Für sie ist die kostenpflichtige Entsorgung Normalität. Zwischen 130 und 190 Franken kann das pro Tonne kosten – Anlieferung in die Kehrichtverbrennungsanlage, bei Entsorgungsunternehmen oder auch zu den Holzenergieerzeugern vorausgesetzt. Die Preise unterscheiden sich eher kantonal als nach der Art der Abnehmer, wie der Vergleich zeigt.

Die Sache mit den «reinen» Spänen

Für Marcel Tschopp von Interspan ist es allerdings sehr entscheidend, um was für Restholz es sich handelt. Sein Unternehmen bietet die Abholung bei der Schreinerei an, am besten ab 60 m3, damit der Lastwagen voll ist. Ob es sich um Wertstoff oder Abfall handelt, kommt immer auf den Einzelfall an, erklärt der Unternehmer. «Sobald sich Material von Spanplatten im Restholz befindet, muss der Schreiner für die Entsorgung bezahlen. Die Platten sind problematisch, weil man das nicht pelletieren kann», so Marcel Tschopp. Handelt es sich um reine Holzspäne, dann veredelt das Unternehmen auch Restholz vom Schreiner zu Presslingen. «Wir haben einige Kunden, welche das Material trennen, was sinnvoll ist», so Tschopp. Für reine Holzspäne gibt es zwischen zwei und sechs Franken je Kubikmeter für den Schreiner.

Durch den gesetzlich verpflichtenden Umweltcheck von Schreinereien macht der Verband der Luzerner Schreiner die Verpflichtung der Kantone zu einer Tugend. Im Rahmen der Bestandesaufnahmen vor Ort bei den Schreinereien bietet die VSSM-Sektion auch die Nutzung eines Netzwerkdienstes an. Denn zu diesem Umweltcheck gehört auch der Umgang mit den anfallenden Resthölzern. «Finden die Späne in der Schreinerei keine Verwertung, können wir den Kontakt zu Abnehmern herstellen», erklärt Andreas Schädler. So kann der Umgang mit dem Abfall optimiert werden, denn «Mischbetriebe, in denen Plattenmaterial und Schleifstaub anfallen, müssen in der Regel für die Entsorung bezahlen, wenn sie nicht eine eigene thermische Verwertung haben», bestätigt der Experte. Und das ist nach wie vor weit verbreitete Realität.

Altholz

Jedes Stück Holz, das schon einmal einen Verwendungszweck hatte, gilt per Gesetz als Altholz. Ob Fensterrahmen, Zaunpfahl oder Tischbein: Wird das Material nicht mehr gebraucht, muss es über geeignete Kanäle entsorgt werden. Altholzfeuerungen müssen eine Leistung von mindestens 350 kW aufweisen. Da die Ansprüche an Rauchgasreinigung, Filtertechnik und regelmässige Kontrollen hoch sind, «sollte man von der Idee einer eigenen Altholzfeuerung absehen», sagt Holzenergieberater Andreas Keel. «Lieber das wenige, anfallende Altholz entsprechend entsorgen und eine Restholzfeuerung betreiben, die dann auch deutlich über 350 kW sein kann. Das ist wirtschaftlicher und mit wesentlich weniger Ärger verbunden.»

Denn Kooperationen und Verbünde sind auch für Schreiner spannend, gerade weil nicht alle Schreinereien über eine entsprechende Anlage verfügen. Warum nicht Restholz von Kollegen gebührenfrei abnehmen und in der eigenen Feuerung energetisch verwerten? Davon hätten dann beide etwas.

www.energieundholz.chwww.luzerner-schreiner.chwww.interspan.ch

ch

Veröffentlichung: 02. August 2012 / Ausgabe 31-32/2012

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