«Zuerst habe ich ein Modell aus Karton gebaut»

Ein Ort, um zu chillen: Elia Balmer sitzt in seinem Arvenhedron. Bild: PD

Sitzt er in seinem Arvenhedron, vergisst Elia Balmer die Aussenwelt. Für seine besondere Holzkugel mit hohem Chillfaktor und eingebauter Soundanlage hat der Zofinger, der sich im dritten Lehrjahr befindet, Ende 2020 Preise am Aargauer Lehrlingswettbewerb gewonnen.

Schreinerzeitung: Du hast eine grosse Holzkugel gebaut. Wie bist du darauf gekommen?
Elia Balmer: Letztes Jahr wollte ich am Aargauer Lehrlingswettbewerb teilnehmen. Lange habe ich nicht gewusst, was ich herstellen soll. Bei meiner Internetrecherche bin ich dann auf ein grosses Horn, in das jemand sitzen kann, gestossen. Das fand ich toll und wollte etwas Ähnliches machen, das es jedoch noch nicht gibt. Ich habe dann die Formel eines Polyeders – genau genommen des Rhombenikosidodekaeders –gefunden und wollte diese Form umsetzen.

Kannst du diese kurz erklären?
Ja. Es handelt sich um einen Polyeder, einen Vielflächner, englisch Hedron. Es besteht aus 20 regulären Dreiecken, 30 Quadraten und zwölf regelmässigen Fünfecken. Zusätzlich ist jedes Teil schräg, damit es zu einer Kugel wird.

Das tönt kompliziert.
Das war es auch. Zuerst habe ich ein 1:1- Modell aus Karton gebaut, um die Dimen-sionen richtig einschätzen zu können. Nur mithilfe der Pläne war dies wegen der rundlichen Form nicht gut sichtbar. Das Zusammenkleben der Teile war ebenfalls nicht ganz einfach und beanspruchte viel Zeit. Ein weiterer Knackpunkt war, die genauen Positionen der vier Teilelemente zu bestimmen, damit die Arvenkugel für den Transport zerlegt werden kann.

Da hattest du einiges zu tun.
Ja. Vor dem Abgabetermin habe ich während rund zweier Monate nach Feierabend jeweils an meinem Hedron gearbeitet. Es hat Spass gemacht. Allerdings war ich auch froh, als ich fertig war.

Dann hattest du keine Probleme?
Die passenden Polster waren noch eine etwas schwierige Sache. Das Zuschneiden und das Nähen waren knifflig, damit sie passten. Weil der Boden kein Rechteck und auch nicht rund ist. Das habe ich aber nicht selber gemacht, sondern eine Polsterin damit beauftragt.

Weshalb hast du dich für Arvenholz entschieden?
Wegen des herrlichen Dufts. Dieser brachte mich auf die Idee, auch die anderen Sinne anzusprechen. So kann man sich in der Arvenkugel verwöhnen lassen. Der Arvenduft bringt Körper und Geist in Einklang. Das eingebaute Soundsystem ermöglicht ein aussergewöhnliches Hörerlebnis. Die Vibration der Musik ist an den Innenwänden spürbar. Und auf dem eingebauten I-Pad sehen die Augen schöne Bildmomente.

Musstest du das Material selbst bezahlen?
Nein, das hat der Betrieb übernommen. Von der Gesamtfläche habe ich rund sieben Quadratmeter Arve verbaut.

Für dein Objekt hast du mehrere Preise eingeheimst, darunter den Gesamtsieg. Ich nehme an, dass du dich sehr darüber gefreut hast?
Ja, natürlich. Beim Aufbau der Ausstellung war die grosse Kreativität aller Wettbewerbsteilnehmer zu sehen, und es war schwierig einzuschätzen, wer vorne sein könnte. Natürlich habe ich gehofft, gut abzuschneiden. Es macht mich stolz, neben dem Preis der Konsumentenjury auch den Gesamtsieg geholt zu haben.

Wo steht die Arvenkugel jetzt?
In meinem Zimmer. Sie ist ein toller Rückzugsort. Ich sitze oft darin, höre Musik oder schaue einen Film. Zuerst war sie noch im Schaufenster meines Lehrbetriebs ausgestellt, der Schreinerei Guyer. Mein Chef hat ebenfalls grosse Freude am Hedron.

Gefällt dir deine Lehre?
Ja, ich finde es super. Ich gehe gerne arbeiten. Mir war schon als Bub klar, dass ich Schreiner werden will, da ich im Werken Spass hatte. Ich schnupperte in zwei, drei Betrieben, dann war der Fall klar. Ich mag den Umgang mit dem Holz und den Maschinen und finde es toll, Schönes herzustellen.

Welche Arbeiten werden dir zugeteilt?
Da wir ein kleiner Betrieb sind, darf ich ein breites Spektrum an Arbeiten übernehmen. Ich durfte schon früh selbstständig arbeiten und darf mit auf Montage.

Was machst du am liebsten?
Ich arbeite sehr gerne mit Massivholz.

Bereitest du dich schon auf die Teilprüfung vor?
Ja, ich habe mit verschiedenen Übungen begonnen und mache bald einen Zwischentest zur Einschätzung.

Nicole D'Orazio

www.guyer-schreinerei.ch

Veröffentlichung: 02. Februar 2021 / Ausgabe 6/2021

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