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Automatisierte Systeme benötigen ein grosses Know-how in der Planung und eine präzise und fehlerfreie Produktion. Bilder: Hörmann Schweiz AG

Schiebetüren.  Automatisch öffnende Türen wie im Raumschiff Enterprise sind längst keine Besonderheit mehr, sondern gehören bereits zum Alltag. Die neuen Systeme sind baukastenmässig aufgebaut und können vom Schreiner problemlos angeboten und verkauft werden.

Die rasante Entwicklung der letzten Jahre wird in Zukunft wahrscheinlich nochmals einen Zahn zulegen. So fordern Bauherren und Architekten schon heute vermehrt nach automatisierten Lösungen im Türbereich. Automatische Türen gelten rechtlich gesehen als Maschinen, weshalb ihr Betrieb in der Maschinenrichtlinie geregelt ist (siehe auch SZ 25/2016).

Neben automatischen Drehflügeltüren bieten automatische Schiebetüren eine tolle Alternative und erweitern das Spektrum der automatisierten Türen um einige Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten. In der Schweiz bilden automatisierte Schiebetüren einen stark wachsenden Markt. «Aktuell werden circa 7000 bis 9000 automatisierte Schiebetüren pro Jahr eingebaut», sagt Beat Gurtner, Technischer Sachbearbeiter Türenautomation bei der Hörmann Schweiz AG, aus Oensingen SO.

Angebote für den Schreiner

Die meisten Objekte werden im Moment von Metallbauern oder Systemanbietern umgesetzt. Der Schreiner kann seiner Kundschaft jedoch mit den vorkonfektionierbaren Angeboten der Hersteller auf einfache und sichere Weise eine automatische Schiebtür anbieten. Dazu kann er den Antrieb und die nötigen Aluprofile auf seine Bedürfnisse vorgefertigt und anschlussbereit beziehen. Die Türblätter kann er auf die angegebenen Masse bei seinem Türenlieferanten beziehen oder selber fertigen. Auf dem Bau müssen dann nur noch Antrieb und Türen montiert und durch den Elektriker angeschlossen werden. «Auf diese Weise kann der Schreiner von der modern lackierten bis zur furnierten Schiebetür mit Füllungen alles selber fertigen», sagt Daniel Bur von der Geze Schweiz AG aus dem luzernischen Reiden. Natürlich kann der Schreiner auch die Profile und Glasschiebetüren bestellen und einsetzen. Auf diese Weise können automatisierte Türen passend zum Innenausbau zusammengestellt werden.

Ergänzende Einsatzmöglichkeiten

Durch ihre Eigenschaften sind Schiebetüren für Anwendungen interessant, wo sich ein automatisierter Drehflügel nicht einsetzen lässt.

  • Die Öffnung erfolgt von der Mitte aus. Das bedeutet, dass der Durchgang viel schneller ermöglicht wird. Deshalb sollten, wenn möglich, immer zwei- flüglige Schiebetüren eingesetzt werden, wenn es die Einbausituation erlaubt.
  • Durch die lineare Öffnung zur Seite benötigt es keine zusätzliche Freifläche vor der Tür zur Öffnung.
  • Zusätzliche Komponenten wie elektro- mechanische Schlösser, Fallen, Bänder oder Schliesser werden in der Grundaus- stattung nicht benötigt.

Somit sind die Schiebetüren eine tolle Ergänzung, wenn schnelle automatische Öffnungen mit Barrierefreiheit gefordert sind. Sie können beispielsweise in Praxen, öffentlichen Einrichtungen oder Operationssälen eingesetzt werden, da sie schnell und ohne Hände betätigt werden können.

Planung und Anschluss

Einige Hersteller bieten dem Schreiner eine frühzeitige Beratung im Bereich der automatisierten Türen an. Sie stellen Anschlussdetails, Bearbeitungspläne und verschiedene Ansteuerungsmöglichkeiten zur Verfügung. «Auf unserer Homepage können sämtliche Pläne eingesehen und heruntergeladen werden», sagt Daniel Bur.

«Damit der Elektriker die bauseitigen Anschlüsse zur richtigen Stelle zieht, kann die Anschlussplanung auf Wunsch ebenfalls vom Hersteller übernommen werden», erklärt Beat Gurtner: «Wir gehen mit dem Schreiner auf die Baustelle und geben die nötigen Angaben direkt an den Elektriker weiter.» Durch diese Unterstützung kann der Schreiner die branchenfremden Arbeiten auslagern, ohne seine Schreinerarbeiten abzugeben. Dadurch bleibt ein Teil der Wertschöpfung und des Know-how im eigenen Betrieb.

Sicherheit und Wartung

Wie der automatisierte Drehflügel ist auch die automatisierte Schiebetür der Maschinenrichtlinie untergeordnet. Dies hat neben den erhöhten Sicherheitsbestimmungen, wie beispielsweise dem Einklemmschutz, auch Auswirkungen auf die Wartung. «Gesetzlich ist die Wartung nicht vorgeschrieben. Jedoch ist der Betreiber für die Funktion verantwortlich, weshalb es eine Wartung benötigt», erklärt Bur. Die Wartung kann entweder vom Hersteller durchgeführt werden, oder der Schreiner lässt sich auf dem jeweiligen System schulen und führt die Wartung selbst aus.

Mit etwas Mut kann der Schreiner sein Angebot gewinnbringend erweitern und seinen Kunden die automatisierten Türen öffnen.

Nachfolgend werden drei Schiebetürsysteme etwas genauer vorgestellt.

www.hoermann.chwww.geze.ch

njg

Veröffentlichung: 20. Juli 2017 / Ausgabe 29-30/2017

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