Zwölf Stunden – elf Objekte

Die Arbeit mit Hammer und Stechbeitel gehört nach wie vor zu den Grundlagen des Schreinerhandwerks. Bild: Clemens Fässler

Appenzeller Schreiner.  Mit coronabedingter Verspätung legten 23 Schreinerlehrlinge beider Appenzell an der Holzfachschule in Teufen ihre Teilprüfung ab. Wohlüberlegte Arbeitsabläufe waren dabei genauso wichtig wie geschickter Umgang mit Werkzeug und Maschinen.

Im dritten Lehrjahr, also knapp ein Jahr vor Lehrabschluss, steht für die angehenden Schreiner eine erste grosse Hürde an. Die Frauen und Männer müssen in zwölf Stunden elf kleinere Objekte herstellen. Ein Blick in den Prüfungstag der Appenzeller Schreinerlernenden zeigte einen Querschnitt des Handwerks, aber auch die Chancen und Herausforderungen der Schreinerlehre. An Posten fertigten die Jungschreiner ein Element nach dem anderen an. Zu Beginn der Prüfung, um kurz vor sieben, hatten sie eine halbe Stunde Zeit, die Pläne zu studieren und sich für die anderthalb Tage einen Ablauf zurechtzulegen.

In der Teilprüfung geht es um grundlegende Fertigkeiten. Dazu gehören das handwerkliche Geschick, der Umgang mit Hobel und Handsäge und die Bedienung von Maschinen. Allerdings: Die meisten Fehler passierten nicht beim Handwerklichen an sich, sondern im Arbeitsablauf, beim taktischen Vorgehen, etwa beim Furnieren, wo die Teile in der richtigen Reihenfolge zugeschnitten und verarbeitet werden müssen. Für Thomas Meier, Leiter der Appenzeller Holzfachschule, ist deshalb die Arbeitsvorbereitung das A und O. Die Pläne müssten verstanden und zu einer effizienten Arbeitsabfolge verarbeitet werden. Darin liegt die grösste Herausforderung. Denn die jungen Frauen und Männer seien oft zu stürmisch und dann eben ungenau, wie Prüfungsexperten feststellten.

Handhobeln schult genaues Arbeiten

Die Experten diskutierten auch kritisch den Sinn und Zweck der einzelnen Prüfungsaufgaben, die vom Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) vorgegeben werden und in der ganzen Schweiz die gleichen sind. Denn die Schreinerbranche befindet sich im stetigen Wandel. So sind computerbasierte CNC-Maschinen auch in kleineren Betrieben zum Standard geworden. Im Gegensatz dazu wird der Handhobel wohl kaum je eingesetzt. «Warum also eine Hobelaufgabe an der Teilprüfung?», fragte ein Experte in die Runde und gab sich gleich selbst eine Antwort: «Es schult das genaue Schaffen, eine grundlegende Tugend jedes Handwerkers.» Ein anderer sagte: «Es geht aber auch um das Spüren und Erfahren, wie Material und Maschinen zusammenwirken. Das ist eine Grundlage für erfolgreiche Arbeit mit CNC- und anderen Maschinen.»

Clemens Fässler

Veröffentlichung: 17. September 2020 / Ausgabe 38/2020

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