35 Jahre für die Messe Basel

Roman Zahno hat fast sein ganzes Arbeitsleben im Dienste der Messe Basel verbracht. An der Holz 2022 sorgt er als Hallenchef dafür, dass der Strom fliesst. Bild: Beatrix Bächtold

Verwirklicher.  Für eine Messe braucht es Strom. Er beleuchtet, bewegt, temperiert. Roman Zahno lässt diesen Strom fliessen. Mit Begeisterung fungiert der Basler als Adapter zwischen elektrischem Kundenwunsch und Realität. Auch an der Holz 2022.

Roman Zahno ist treu. 42 Jahre FC Basel Fan, 22 Jahre Ehemann. Was er anpackt, macht er nachhaltig. Davonlaufen, wenn es knifflig wird – nicht bei Roman Zahno.

Auch beruflich ist er eher der Durchbeisser, der Dabeibleiber. Und so kommt es, dass er 35 Jahre, also fast sein ganzes bisheriges Arbeitsleben, in den Hallen der Messe Basel verbrachte. Als Hallenchef kennt er jeden Winkel seines Reichs. Und weil gerade in Zeiten des rasanten Wechsels von Technik, Umständen und Gegebenheiten Erfahrung das A und O ist, wirkt der heute 58-Jährige wie ein Fels in der Messebrandung. Die Messe Basel und Roman Zahno gehören zusammen. «Eigentlich wohne ich sogar in der Messe», sagt er und zeigt auf ein Wohnhaus, nur einen Steinwurf entfernt von Halle 2.

Weltbewegende Ereignisse

1987 war Pierre Aubert Bundespräsident der Schweiz. 1987 moderiert Thomas Gottschalk erstmals die Fernsehsendung «Wetten, dass…?». 1987 liest Roman Zahno in der Basler Zeitung: «Hallenelektriker gesucht». Für den damals 24-Jährigen war das so weltbewegend, dass er sich noch heute an jedes Detail erinnert. Es war ein Donnerstag, als er seine Bewerbungsunterlagen persönlich in die Personalabteilung brachte, einen Kaffee trank und den Job holte. «Die Messe ist nicht irgendein Arbeitsplatz. Die Messe ist Faszination. Abwechslung. Dynamik. Das Tor zur Geschäftswelt. Das Schaufenster der Innovationen. Die Drehscheibe der Ideen. Faszinierend bis zum Gehtnichtmehr», schwärmt er. Und ausserdem habe sein Job auch noch einen anderen Vorteil. «Ich muss nie an eine Messe gehen. Die Messe kommt zu mir», sagt er genüsslich schmunzelnd.

Von der Idee zum Stand

Im Prinzip ist nach der Messe vor der Messe. Denn sobald die letzten Stände abgebaut sind, gehen erste Reservierungen ein. Das läuft so ab: Direkt bei der Messeleitung oder online sucht sich der Aussteller einen Standplatz ab Plan aus und unterzeichnet den Vertrag. Nach dieser definitiven Reservation bekommt er Zugangsdaten fürs Programm M-Manager. Dort bringt er sämtliche technischen Wünsche an, wie zum Beispiel Druckluft, Internetanschluss oder Datenleitungen. Auf dem Portal kann er sich auch Trennwände, Mobiliar, Teppiche oder Ähnliches aussuchen und dann für die Dauer der Messe mieten. Wenn es bei der Planung ums Thema Strom geht, ist Roman Zahno zur Stelle. Welcher Anschluss für welche Maschine? Welche Leitungen braucht es? Was ist überhaupt machbar und wie? Sobald alle Angaben vollständig und die technischen Pläne erstellt sind, treten die Dienstleister in Aktion. Vor Jahrzehnten verfügte die Messe Basel noch über hauseigene Bodenleger, Mechaniker, Maler, Elektriker. Mittlerweile lagert man die Dienstleistungen aus. «Wenn die Aussteller am Tag X anreisen, ist dann alles parat und installiert, was bestellt wurde», sagt Zahno.

Anekdoten am Laufmeter

So läuft das im Idealfall. Aber es gibt auch Aussteller, die kurzfristig Änderungen wünschen, oder Spontane, die sich noch schnell, schnell einen Ausstellungsplatz ergattern möchten. In so einem Fall verwirbelt sich der ruhige Strom. Dann kommt sogar ein Roman Zahno ins Schwitzen. Dann ist so richtig Aktion im Büro des Hallenchefs, der noch bis zur letzten Sekunde Wünsche oder Zusatzbestellungen entgegennimmt. Schliesslich ist der Kunde König. Auch auf der Messe.

Kurz vor der Eröffnung wird das fertige Gelände dann noch einmal inspiziert. Wurde die Standhöhe eingehalten? Sind die Fluchtwege frei? Wie sieht es mit den Grenzen aus? «Vor Jahren an der Swissbau entdeckten wir einen Stand, der versehentlich am falschen Ort aufgebaut war. Ich kann mich noch gut erinnern, wie verzweifelt der Aussteller war und wie er sich ärgerte. Zum Glück war es ein kleiner Stand und wir halfen alle nach Kräften beim Zügeln mit», sagt Zahno. Aber aus solchen Dingen lernt man. Seitdem läuft der Routinier schon in der Aufbauphase mit wachsamem Auge durch die Halle. Es kommt schon vor, dass er dann sagen muss: «Hehehe, bist du dir sicher, dass das dein Standplatz ist?»

Und weil der Aufbau einer Messe reichlich Knacknüsse und Stolpersteine bietet, kann Zahno auch zahlreiche Anekdoten erzählen. So berichtet er zum Beispiel von einer Messe, an welcher die zehn Meter langen Balken partout nicht in den Lift passen wollten. «Wir hievten sie mit dem Kran in den zweiten Stock der Halle 2, benutzten die beiden Türen des Lifts als Durchgang und beförderten die Balken über die Passerelle in die Halle 1», erzählt er. Bei einer Automesse gelangten die Fahrzeuge ebenfalls mit einem Kran durchs Fenster in den ersten Stock der Halle, sehr zur Freude der vielen Schaulustigen. Diese waren auch zur Stelle, als während der Muba 2012, zeitgleich mit dem Zürcher Sechseläuten, die Basler Schotte-Clique einen Böögg auf dem Messeplatz aufbaute und ihn unter Ge- johle auf abenteuerlichen Holztierchen umrundete. Auch Zahno war vor Ort und amüsierte sich über die bunte Überraschung. Doch es gab auch andere Momente. Momente in denen er und die Mitarbeiter der Messe Basel fast verzweifelten. So zum Beispiel ausgerechnet an der Ineltec, der Fachmesse für Gebäudetechnologie. Da lüpfte nachts ein Platzregen die Kanalisationsdeckel und liess die Messehalle volllaufen. Damit die Messe am kommenden Tag über die Bühne gehen konnte, verlegte das Team Ersatzteppiche aus dem Lager. «6000 m2 in einer Nacht. Und am nächsten Morgen ging die Messe ganz normal wieder auf», berichtet Zahno.

Schätze fürs Leben

Die Aussteller an Publikumsmessen, die Gemüseraffeln und Staubsauber präsentieren, sind in der Regel keine Handwerker und angewiesen auf die technische Beratung von Roman Zahno. Anders die Aussteller der Fachmesse Holz. «Da gibt es die ganz Grossen, wie zum Beispiel die Arthur Bründler AG aus Ebikon LU oder die Eigenmann AG aus Dietfurt SG. Das sind Riesen. Die haben gleich mehrere Standplätze. Die Späne, die bei einer Vorführung anfallen, gelangen durch ein Saugrohr in ein Zentralsilo. Man kann sie ja nicht wie an der Fasnacht als Konfetti auf den Messeplatz pusten», sagt er. Solche Giganten bringen ihr Material und die Techniker gleich selbst mit. Bis auf die Stromkabel für die Leitungen. «Für mich bedeutet das 10 Kilometer Kabel extra», sagt er. Aber auch die mittleren und kleineren Aussteller können sich bestens helfen. «Diese Branche hat eine genaue Vorstellung, was machbar ist und was nicht. Es macht Freude, mit solchen Fachspezialisten zusammenzuarbeiten», sagt er.

Beeindruckender Schreinernachwuchs

Besonderen Eindruck hinterlassen bei Zahno auch immer die jungen Schreiner, die am Wettbewerb Schreiner-Nachwuchsstar des VSSM teilnehmen. «Das Niveau ist grandios. Da hört man oft, die jungen Leute würden nichts mehr machen und könnten nichts mehr, aber wenn man schaut, mit welcher Leidenschaft und mit wie viel Können und Kreativität sich diese jungen Schreiner präsentieren – Hut ab!», sagt er.

«Die ausgestellten Exponate sind richtige Kunstwerke und äusserst nachhaltig. Das sind Schätze fürs Leben, nicht einfach Möbel», schwärmt er. 2019 holte Dino Hediger aus Steinen im Kanton Schwyz den Titel Schreiner-Nachwuchsstar. An das Siegerexponat, den total leimfreien Töggelikasten aus Ahorn- und Birnbaumholz, kann sich Zahno noch gut erinnern und er ist extrem gespannt, was junge Schreiner an der diesjährigen Holz zeigen werden. Zum Staunen bringen den «abgebrühten» Messeprofi auch immer wieder die ausgeklügelten Maschinen. «Vorne Baumstamm rein, hinten Fenster raus», beschreibt er den Prozess stark vereinfacht.

Schneller, effizienter, polarisierender

35 Jahre an der Messe. Da trifft man nicht nur neueste, technische Errungenschaften und Kunstwerke, sondern auch Menschen, die die Welt bewegen. «Brad Pitt, Paris Hilton, Krokus, Elton John, Status Quo, Jean Tinguely. Auch den Uhrenkönig Nicolas Hayek lernte ich kennen. Das war noch ein richtiger Patron und mutiger Unternehmer», berichtet Zahno. Aber bei aller Begeisterung wäre ihm nie in den Sinn gekommen, ein Autogramm zu verlangen. Als Messemitarbeiter hält man sich diskret im Hintergrund. «Da bin ich professionell genug, um zwischen privat und geschäftlich zu unterscheiden», sagt er.

Zahno hat den Wandel miterlebt, den Messen in den vergangenen Jahren gemacht haben. Früher schleppten die Gäste kiloweise Prospektmaterial mit nach Hause. Heute holt man sich weitere Informationen im Internet. Früher wartete man jahrelang, um ein neues Produkt an der Messe vorzustellen. Heute wirft man es direkt auf den Markt. «Der technische Fortschritt könnte einen sonst überholen.» Die Messestände sind tendenziell kleiner als früher.

«Ist ja klar, denn auch die Maschinen sind schlanker und kompakter», sagt er. Und noch ein Unterschied: Während man vor 35 Jahren das Material für den Stand noch mit Handkurbeln oder auf dem Buckel beförderte, hat man heute Hilfsmittel. «Holzbau Schweiz kommt mit einem eigenen Kranwagen, um das Massivholz für den zweistöckigen Stand zu bewegen», sagt er.

Messen, die polarisieren

Und wie nie zuvor polarisieren Messen auch. «Ob Auto, Rüstung, Sex, Fantasy oder die Kerntechnik-Ausstellung Nuklex – zu all diesen Themen kann man geteilter Meinung sein. Natürlich gibt es ab und zu auch eine Demo vor unseren Hallen», sagt er. Und auch die Frage, was denn für ihn als Messeprofi an einer Messe besonders schön sei, bringt Zahno kurz zum Grübeln. Dann sagt er: «Wenn alles termingerecht startet und alle zufrieden sind, dann ist das für mich immer das Schönste.»

Beatrix Bächtold

Veröffentlichung: 29. September 2022 / Ausgabe 39/2022

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