Armaturen sind Schmuckstücke

Die freistehende Armatur FS1 von Vola mit formal reduziertem Einhebelmischer. Bild: Vola

Badtechnik.  Schreiner, die für ihre Kunden Badezimmer planen und sie dann ins Sanitärgeschäft schicken, um die passenden Wasserarmaturen zu suchen, vergeben Gestaltungs-Chancen. Erst das stimmige Gesamtpaket überzeugt restlos. Dazu müssen Trends bekannt sein.

Das Einrichten von Badezimmern gehört mittlerweile zum Repertoire vieler Schreinereien, auch wenn sie selber vielleicht keine Mineralwerkstoffe verarbeiten. Das Angebot von Zulieferfirmen und geeigneten Materialien ist ansprechend und die Möglichkeiten werden immer grösser.

Individuelle Lösungen entsprechen einem wachsenden Bedürfnis. Badezimmer sind intime Räume mit Aufgaben, die über die reine Hygiene hinausgehen. Sie sind Wohlfühloasen auf oft sehr kompaktem Raum, weshalb die Gestaltung und die technische sowie materielle Ausrüstung wichtig ist.

Chance durch passendes Gesamtkonzept

Wasserarmaturen bilden die wohl wichtigste technische Ausrüstung. Sie regeln in erster Linie die Wasserzufuhr und dessen Austrittstemperatur – Dinge, die den Sanitär-Installateur betreffen. Bewusst eingesetzt bilden sie jedoch auch eine Form von Schmuck, der markant die Gestaltung mitprägt. Und mit ihnen werden die Handhabungen einzelner Funktionen den Kundenbedürfnissen entsprechend umgesetzt.

Dieses Zusammenspiel von Technik und gestalterischer Wirkung im Badezimmer ist ein wichtiger Bestandteil der Planung und betrifft somit auch den Schreiner. Für gute, passende Vorschläge in diesen intimen Räumen ist der Kunde meist offen. Die Bereitschaft, sich etwas Gutes zu tun, ist dort sehr gross. Ein stimmiger Vorschlag darf dann auch etwas mehr kosten oder ein anderer Bereich einfacher gehalten werden.

Im Ursprung mit Schraubventilen

Wasserhähne haben sich über eine sehr lange Zeit weiterentwickelt und bieten seit dem Aufkommen von Mischventilen die Möglichkeit, unmittelbar definiert warmes Wasser zu erhalten. Die kreuzförmigen Kronengriffe, die um das Jahr 1900 zur Bedienung nötig waren, zeugten noch von einem gewissen Kraftaufwand, der für das dichte Verschliessen und Wiederöffnen der Schraubventile nötig war.

Ein heutiger Bedienknopf kann problemlos zylindrisch und glatt sein und sollte selbst mit eingeseiften Händen noch bedient werden können. Das erlaubt eine sehr grosse gestalterische Freiheit für die Hersteller solcher Armaturen. Einhebelmischer gab es schon in den 40er-Jahren auf dem amerikanischen Markt. Seit den 60er-Jahren hat sich diese Technik dann in Europa verbreitet. Heute dürfte sie sehr bestimmend bei der Badezimmergestaltung sein. Die Firma Franke Water Systems AG aus Unterkulm AG bietet unter der Marke KWC die Armaturenlinie «Domo I 6.0» an, die über 38 Jahre hinweg immer weiterentwickelt wurde. Die sechs Modell-Generationen zeigen äusserlich eine Entwicklung zu schlanken, schlichten Formen mit etwas mehr Kanten.

Nutzen technischer Möglichkeiten

Die Marke Arwa der Similor AG aus Laufen BL hat mit der Linie «Newclassic» Armaturen im Angebot, deren Name Programm ist. Besonders der Waschtischmischer mit den beiden zylindrischen, glatten Griffen aus einem Guss erinnert auf moderne Weise an klassische Zusammenstellungen. Die notwendige Technik befindet sich unter dem Becken oder wird bei Wandmontagen tiefer in die Mauer eingelassen.

Statt den beiden Griffen kann der Einhebelmischer in die Wand montiert werden oder er befindet sich in der Verlängerung der Standsäule. Die Wahl, ob Ein- oder Zweihebelmischer, wird von vielen Herstellern bei ihren Premiumprodukten angeboten. Es gibt viele Kunden, die gerne mit zwei Hebeln hantieren.

Die Vola AG aus Volketswil ZH schafft es sogar, dass die Hebel praktisch identisch aussehen. Der dicke Zylinder mit dem kurzen, vorstehenden Bolzen ist typisch für die Marke. Beim Einhebelmischer ist dann allerdings auch der Bolzen beweglich.

Andere Rohrquerschnitte

Was moderne Armaturen können müssen, ist durch Normen sowie Gesetze geregelt und wird von den Herstellern sogar noch weiter optimiert. Interessant ist dann, wie das Perlstrahlsieb in einem flachen Auslauf elegant und unauffällig Platz findet. Dezent vorstehend, ist es noch normal gut zugänglich. Beispielsweise die Serien «CL 1» der Dornbracht Schweiz AG in Aarburg AG und «D.1» der Duravit Schweiz AG in Othmarsingen AG zeigen sehr flache, etwas breitere Auslauf-Enden und bieten somit Alternativen zu sonst eher runden Formen.

Extravagante Lösungen

«CL 1» von Dornbracht bringt mit hochwertigen Griffen aus Swarovski-Kristall eine schon länger nicht mehr gesehene Materialität. Die transparente Optik in dieser schlichten Form setzt sicher Massstäbe in der Oberflächengestaltung und bricht das Umgebungslicht als zusätzliches Gestaltungselement. Drei neue Griffvarianten aus mehrfarbigem oder klarem Kristall verleihen dem Bad ein extravagantes Ambiente.

«D.1e» von Duravit, mit ihrer leicht organisch anmutenden Form, spiegelt den Geist einer Zeit mit innen beleuchteten Schubladen und elektrisch fahrenden Sportwagen perfekt wider: Der schlichte Bedienknopf kann wesentlich mehr als jeder Einhebelmischer. Durch Antippen startet oder stoppt der Wasserfluss, und das Drehen verändert die Temperatur, was der LED-Leuchtring farblich anzeigt.

Bis zu drei Temperaturen lassen sich speichern und direkt anwählen. Der elektronische Thermostat soll sehr sensibel reagieren und bei 38 Grad ist ein Verbrühschutz voreingestellt. Auch sonst gibt es noch einige Voreinstellungen, die individuell konfiguriert werden können. Das Modell «D.1» hat einen normalen Einhebelmischer und «D.1z» Drehgriffe.

Sonderwünsche sind erlaubt

Mit dem x-Tra Service bietet Dornbracht die massgeschneiderte Lösung nach Kundenwunsch an. Auf der Basis der eigenen Produktpalette kann der Hersteller Funktionen modifizieren. So lässt sich beispielsweise vordefinieren, wie gross die Durchflussmenge sein soll. Wer mit den angebotenen Dimensionen der Standardarmaturen nicht auskommt, kann Masse auch individuell wünschen. Ganz verschiedene Oberflächen sind bei einigen Herstellern selbstverständlich. Dornbracht bietet ausser in Galvano-Technik auch Beschichtungen mit PVD, Pulver- oder Nasslack sowie im Wassertransferdruck an. Letzterer ermöglicht sogar Bildübertragungen. Sollten noch andere Produkte im Raum sein, welche die gleiche Oberfläche brauchen, wie etwa Lichtschalter, können selbst diese beschichtet werden. Vielleicht sollen die Armaturen aber besonders beschriftet oder mit anderen Materialien wie Holz, Stein, Glas oder Leder veredelt werden – auch das ist umsetzbar.

Wichtig, aber nicht sichtbar

Wichtig für eine gute Badezimmerplanung ist sicher auch die Weiterentwicklung der «Flexx.Boxx» von Kludi. Das Unterputz-Rohbau-Set wurde derart optimiert, dass der Installationsaufwand massiv reduzierter möglich sein soll. Bei all den sichtbaren Extras vorher ist dieser unsichtbare Bereich ebenso wichtig für ein Gesamtpaket, das den Kunden überzeugen kann.

www.kwc.chwww.arwa.chwww.vola.chwww.dornbracht.comwww.duravit.chwww.kludi.at

ab

Veröffentlichung: 12. März 2020 / Ausgabe 11/2020

Artikel zum Thema

25. April 2024

Stabile Wände fürs stille Örtchen

WC-Trennwände.  In öffentlichen Gebäuden wie Restaurants oder Hotels, wo die Toilette aus einem Raum besteht, sorgen WC-Trennwände für Privatsphäre und Ruhe. Die Schreinerzeitung stellt Systeme verschiedener Hersteller vor und zeigt, wo die Unterschiede liegen.

mehr
28. März 2024

Passgenau und ohne Stolperfallen

Duschen.  Umbauten sind eine grosse Chance für Bauherren, ihre Immobilie attraktiver zu gestalten, und eine Herausforderung für die Planer. Da heute Duschen oftmals über einen guten Start in den Tag mitbestimmen, gilt deren Ausführungsmöglichkeiten viel Beachtung.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Badezimmer