Auf Holz stehen

Massiv gefertigt und bodeneben installiert: Die Schreinerei Lohrer ist Spezialistin für Badewannen in Holz. Duschtassen gibt es auf Wunsch. Bild: Klaus Hoffmann

Duschtassen.  Die Rückkehr des Holzes ins Badezimmer schreitet weiter voran. Auch bei den Duschtassen findet sich das Material, entweder komplett in Massivholz oder als Auflage in Form eines Rostes. Beide Varianten haben jeweils ihre Eigenheiten, die es zu beachten gilt.

Holz macht ein Badezimmer wohnlicher. Kein Wunder, sind Akzente mit dem natürlich warmen Material in der Umgebung von überwiegend mineralischen Elementen beliebt. So kommt es wohl auch, dass immer mehr Plättli mit teils gut imitierten Holzdekoren auftauchen. Lavabos und auch Badewannen sind in exklusiven Badausbauten auch öfter komplett in Holz oder mit Holz ausgeführt. Deshalb schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis auch Duschtassen in Holz oder mit Holzauflage den Weg ins Badezimmer finden. Bislang zwar noch eher zögerlich, doch die Anzahl der Ideen für das Duschen mit Holz nimmt stetig zu. «Duschtassen in Holz sind ein Nischenprodukt für uns. Es gibt keine grosse Nachfrage dazu. Aber wenn ein Kunde das wünscht, machen wir das natürlich, wie etwa vor zwei Jahren in einem Einfamilienhaus», sagt Schreinermeister Norbert Lohrer, Geschäftsführer der Traumbad GmbH in Bäretswil ZH, die sich sonst auf Holzbadewannen konzentriert. Solche handwerklichen Beispiele sind jedoch eher rar. Allen voran sind es derzeit die einschlägigen italienischen Hersteller, die Holz auch für Duschen einsetzen.

Was gemacht wird

Neben den Duschwannen, die analog einer Badewanne mit deutlicher Bauhöhe auf den fertigen Boden montiert werden, lassen sich die eher zeitgenössischen Konstruktionen von Duschtassen in Holz im Wesentlichen in zwei Typen unterscheiden.

Zum einen sind dies massive Holzplatten, ähnlich den Waschtischen mit herausgearbeiteten Becken, die auf den Boden montiert werden. Abfluss und Siphon befinden sich in der Plattenebene und im Unterlagsboden. So etwa bei «Glow» vom italienischen Hersteller e-legno. Die Duschtasse misst stolze 1700 × 800 mm bei 80 mm Stärke und wird in Eiche, Teak oder Nussbaum angeboten. Vorteil einer solchen Bauart ist die Möglichkeit, ein Badezimmer auch bei einer Teilrenovation mit einem wirkungsvollen Akzent zu bereichern. Die Traumbad GmbH hat eine massiv gefertigte Duschtasse auch schon bodeneben installiert. «Der Unterlagsboden muss entsprechend abgesenkt sein, und es braucht eine Schräge zum Wasserablauf. Im konkreten Fall sind dies drei Zentimeter auf eine Länge von 140 cm. Der Siphon kann mittels einer Kernbohrung montiert werden, und da in der Schweiz sieben bis acht Zentimeter starke Unterlagsböden üblich sind, ist das in der Regel kein Problem», weiss Lohrer. Der Anschluss von Feuchtbereich zum Parkettboden des Badezimmers wurde mit einer Silikon-Dehnungsfuge versehen. So konnte die massive Duschtasse annähernd nahtlos in den Holzboden des Badezimmers integriert werden.

Ist Flächenbündigkeit mit dem Bodenniveau für die Dusche gewünscht, kommt im Falle einer Holzvariante auch ein anderes Prinzip zum Einsatz: die Trennung von Holzauflage und wasserdichter Wanne darunter. Eine Besonderheit stellt dabei der Entwurf «Bubble Shower Tray» von Karpenter aus Indonesien dar. Sowohl die untere Wanne als auch die Auflage sind aus massivem Holz. Der Abfluss vom «Rost» erfolgt über die verschieden grossen Bohrungen der Deckplatte.

Häufiger finden sich Wannen-Unterkonstruktionen aus Kunststoff mit Stahlkantenabschluss oder ganz aus Stahl. Die beiden italienischen Anbieter Rare und Moab 80 verfahren etwa so. Auch Duschtassen aus Keramik dienen als Grund für die hölzernen Auflagen, wie etwa bei Rifra aus Italien oder als Teilauflage bei Bette aus Deutschland.

Wo die Knackpunkte liegen

«Im Prinzip ist eine Duschtasse aus Holz einfach zu machen», sagt Lohrer. Zumindest im Vergleich zu einem Lavabo oder gar zu einer Badewanne. «Bei Duschtassen muss man darauf achten, dass kein Wasser auf der Fläche stehenbleiben kann. Besonderes Augenmerk sollte man auf die Dichtigkeit beim Übergang vom Holz zum Ablauf legen», weiss der Experte. Der Hersteller e-legno montiert deshalb bei der massiven Duschtasse «Glow» den Anschluss fix vor der Auslieferung. Der Installateur muss dann nur noch die Abflussleitung mit dem fest installierten Übergangsstück samt Siphon verbinden.

Bei Rare geht man noch einen Schritt weiter, indem die Entwässerungsebene im System «Ad hoc» komplett vorgefertigt wird. Diese Einheit wird einfach in die Aus- sparung des Unterbodens eingesetzt, um zu einer flächenbündigen Dusche zu kommen. Als Trittfläche lässt sich jedes geeignete Material verwenden. Die wasserdichte Edelstahlwanne mit Kunststoffbeschichtung sitzt auf einem schalldämmenden Sockel aus EPS-Kunststoff. Der Abfluss ist komplett vorinstalliert. Montiert wird als Einheit, sodass Fehler weitestgehend ausgeschlossen werden können.

Insbesondere im Hinblick auf die Anschlusssituation der Duschkabine bieten solche Systeme Vorteile. Ist die dauerhafte Dichtigkeit sonst immer ein Thema, braucht es bei «Ad hoc» keine Silikonfugen, weil die Kabine bzw. die gläserne Spritzschutzwand von einem an der Kante der Wanne sitzenden Profil aufgenommen wird. Auch der Wandanschluss ist unabhängig vom Material gelöst und schliesst so mögliche Fehlerquellen aus. Wandverkleidungen aus Paneelen mit Tropfkante sind so leicht realisierbar. «Wir konzentrieren uns auf Duschsysteme, bei denen die Duschkabine mitgedacht und in die Duschtasse integriert wird», erklärt Pietro Ravazzani, Geschäftsführer bei Rare. Das Grundelement berücksichtigt das Gefälle für den Wasserabfluss. Weitere besondere Dichtungsmassnahmen seien bei dem System nicht erforderlich, so Ravazzini. Solche in sich funktionierenden Systemkomponenten können dann mit einem Rost aus Holz ihr finales Antlitz erhalten. Die Einbauhöhe ist jedoch beträchtlich: Beim System von Moab 80 beträgt diese 86 mm und bei Rare 95 bis 120 mm.

Erst am Anfang

Nachteil bei den Holzauflagen ist die Gefahr der andauernden Durchfeuchtung. Distanzstücke aus Kunststoff, wie sie bei Moab 80 verwendet werden, würden hier Abhilfe schaffen. Es finden sich aber auch reine Holzrostkonstruktionen, bei denen je nach Holzart durch den dauerhaften Wassereinfluss auch Verfärbungen auftreten können. Weiter wird so das Werfen des Holzes begünstigt. Für Lohrer sind deshalb massive Duschtassen die bessere Alternative, weil das Wasser an der Oberfläche, einmal abgetrocknet, keine Gefahrenquelle mehr für die Konstruktion darstellt. Seit zwei Jahren ist die bodenebene, massive Duschtasse aus der Schreinerei nun in Gebrauch und funktioniert reibungslos, so Lohrer. Problemlos sei auch das Thema Rutschhemmung auf den nur äusserst gering geneigten Holzflächen. Zumal das geölte Holz bei Nässe nicht rutschig wird, sondern stumpf und griffig bleibt. Neben geölten Holzoberflächen setzen die Hersteller in vielen Systemen aber auch auf mehrschichtige, filmbildende Oberflächenbehandlungen. In Verbindung mit Seife erhöht sich die Rutschgefahr, vor allem auf so behandelten glatten Flächen.

Überhaupt brauche eine Duschtasse aus Holz eine gewisse Pflege, weiss Lohrer. Dies gerade in der Schweiz, wo Kunden auch heikel sein können. Eine Dusche aus Holz sei zwar schön anzusehen, aber beim praktischen Nutzen noch weit von einer Holzbadewanne entfernt. Deshalb ist Holz für den Holzbadewannenexperten nicht das optimale Material für Lavabos und Duschtassen. Für die Umsetzung eines durchgängigen Gestaltungskonzeptes sind die Duschtassen in Holz aber in jedem Fall eine Bereicherung. So lassen sich in mineralischer Umgebung noch mehr Akzente in Holz setzen. Einzig die Toilette wird wohl noch längere Zeit nicht über den WC-Sitz in Holz hinauskommen.

www.holztraumbad.chwww.lohrer.chwww.e-legno.itwww.karpenter.comwww.raresistemidoccia.comwww.moab80.itwww.rifra.comwww.bette.de

ch

Veröffentlichung: 15. Juni 2017 / Ausgabe 24/2017

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