Auf Kufen zur Medaillenjagd

Genau mit diesen Schlittschuhen hat Michel Grolimund (26) schon Gold und Silber eingefahren. Bild: Beatrix Bächtold

Eishockey ist ein verdammt harter Sport. Wer sich auf dieses Spiel einlässt, nimmt blaue Flecken und Blessuren in Kauf. So wie Michel Grolimund. Wenn er nämlich erst einmal auf Schlittschuhen dem Puck hinterherhechtet, ist er oft nur mit massivem körperlichem Einsatz zu stoppen. Trotzdem – der Schreiner ist auf dem Eis happy und in seinem Element.

«Ich habe schon zwei Mal die Schulter operieren müssen, und Bänderzerrungen gehören zum täglichen Leben eines Spielers. Doch zum Glück habe ich alle meine Zähne noch», sagt er und erklärt, dass er rein theoretisch plant, so lange auf Kufen zu stehen, wie es sein Körper zulässt. «Mich schmerzt das Aussetzen, das Für-eine-gewisse-Zeit-nicht-mehr-Spielen-Können, mehr als alle Verletzungen», betont er. Der sportliche junge Mann stammt aus einer Eishockeyfamilie. Bereits im Alter von vier Jahren hat ihn sein grosser Bruder mit aufs Eis genommen und auch sein Vater war plauschmässig mit dabei. «Ich hatte gar keine andere Wahl, als ihnen nachzueifern und mitzumachen», witzelt er. Grolimund startet in der Kategorie Bambini und Piccolo beim EHC Kloten. Später wechselt er zum EHC Winterthur, momentan spielt er beim EHC Frauenfeld. In der Saison 2014/15 wird er mit dem EHC Winterthur Schweizer Meister in der 1. Liga Ost. Und in der aktuellen Saison, gerademal vor einem Monat, wird er mit dem EHC Frauenfeld Vize-Schweizer-Meister in der 1. Liga.

Somit hat Michel Grolimund eigentlich alles erreicht, was man als Amateur auf Kufen erreichen kann. Gäbe es ein Navi für sportliche Leistung, so würde es sagen: Sie haben Ihr Ziel erreicht. «Fast erreicht», relativiert Grolimund, und während er auf die Medaille zeigt, sagt er: «Silber ist gut. Gold wäre besser.»

Um sich die Leistungsfähigkeit zu erhalten, trainiert der 26-Jährige an zwei Abenden pro Woche fürs Eis- hockey. Dazu kommen wöchentlich zwei Spiele. Nach Feierabend praktiziert er zuerst eine Stunde lang Krafttraining, danach geht es noch eine Stunde aufs Eis, um vor allem die taktischen und spielerischen Elemente zu trainieren. Während der Play-offs findet das Training sogar täglich statt. Nach seinem Arbeitstag und dem Training kommt der Winterthurer erst spät in der Nacht zurück in seine Wohnung und kocht sich dann schnell Pasta oder Pizza, um die Kohlenhydrate aufzufüllen.

Grolimund ist Amateur. Er bereut es keinen Moment, nie den Schritt zum Profi versucht zu haben. «Eine neue zusätzliche Herausforderung brauche ich nicht. Als Schreiner gefällt es mir mega gut und ich bin total zufrieden», sagt er. Ausserdem sind ihm die Kollegialität und die vielen Freundschaften beim Eishockey wichtiger als alle denkbaren Auszeichnungen.

Unterstützt wird Michel Grolimund von seiner Familie und seiner Partnerin Selina. «Während dem Match sitzt sie meist neben meinen Eltern oder einer Kollegin und nicht etwa bei den Trommlern in der Fankurve. Sie bleibt cool und wird nur dann emotional, wenn mich einer umfräst», erklärt er und schmunzelt.

Als Dank für ihre treue Unterstützung würde er seine Freundin gerne einmal zu einer gemeinsamen Reise einladen.

«Quer durch die USA bin ich erst kürzlich mit Kollegen gereist. Aber Asien würde mich auch noch reizen», sagt er und erklärt dann gleich, warum das wohl so bald nicht möglich sein wird. Er sagt: «Wir müssten vom Klima her im Winter gehen, und ausgerechnet dann habe ich ja intensives Training.»

«Eine neue zusätzliche Herausforderung brauche ich nicht. Als Schreiner gefällt es mir mega gut und ich bin total zufrieden.»

BEB

Veröffentlichung: 18. Mai 2017 / Ausgabe 20/2017

Artikel zum Thema

27. Mai 2024

Tixer87 brettert über den Rundkurs

Leute. Die Fans auf der Tribüne sind parat. Kevin Tix hört sie jubeln. Es ist heiss hier in Budapest.

mehr
20. Mai 2024

Auch für guten Speck brauchts Holz

Leute. Seinen Bastelraum im Keller nutzt Simon Schifferle nicht fürs Schreinern. Er baut darin auch keine Modellflugzeuge und stellt keine Modelleisenbahnanlagen auf.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Leute