Botschafter für Musik und Holz

Schreiner Anton «Töni» Bärtsch (70) – hier mit dem Bündner Volksmusikpreis – hat die Musik schon früh für sich entdeckt.

«Also ich glaube, wir machen das mit dem Du. Ich bin der Töni.» Der Auftritt von Anton – oder eben Töni –Bärtsch wirkt vom allerersten Augenblick an äusserst sympathisch. Ohnehin, man scheint den rüstigen 70-Jährigen hier im Dorfcafé im bündnerischen Zizers zu kennen und zu schätzen. Nicht nur, weil der gebürtige Prättigauer seit bald fünf Jahrzehnten hier in der Bündner Herrschaft lebt, sondern weil er spätestens seit dem vergangenen Jahr auch so etwas wie eine kleine lokale Berühmtheit ist. Vor gut einem Jahr erhielt der gelernte Schreiner und passionierte Klarinettist nämlich den «Bündner Volksmusikpreis». Er werde damit für seine «Verdienste rund um die Bündner Volksmusik» ausgezeichnet, hiess es in der Jurybegründung. «Das war eine sehr grosse Ehre für mich», erinnert sich Bärtsch. Denn so etwas sei ja alles andere als selbstverständlich. Auch nicht selbstverständlich, aber zumindest schon relativ früh klar war indes, dass er den Weg zur Musik finden würde. Bereits sein Urgrossvater sei ein grosses Musiktalent gewesen, erklärt Bärtsch. Er selber kam als Zwölfjähriger mit der Musik in Berührung, als er auf der Klarinette seines Grossvaters spielen durfte. «Da wusste ich sofort, dass das etwas für mich ist», erinnert sich Bärtsch. Was folgte, waren zahlreiche Auftritte in der Region, die Gründung des «Prättigauer Ländlerquintetts» sowie Gastspiele im Rest der Schweiz, in Österreich, Deutschland, Italien, ja sogar in England. Mittlerweile hat Töni das «Musik-Gen» schon weiter vererbt – sowohl an seine Kinder als auch an seine Enkelkinder. «Es ist wunderbar, wenn wir mit der ganzen Familie zusammen musizieren können», schwärmt Bärtsch.

Nicht aus Familientradition entstand derweil Bärtschs Wunsch, Schreiner zu werden. In einer Bauernfamilie aufgewachsen, kam er in der Schule mit dem Holzhandwerk in Berührung. «An einem Nachmittag in der Woche hatten wir jeweils das Fach ‹Schreinern›», erinnert sich Bärtsch. Und dabei sei es ihm wie bei der Musik ergangen. Er habe sofort gemerkt, dass ihm das Schreinern unheimlich Freude bereite. Eine Freude, die bis heute geblieben ist. Denn mit 70 Jahren führt er noch immer einen Ein-Mann-Montagebetrieb in Zizers. «Auf einer Fräse ein Stück Holz zuschneiden, gefällt mir heute noch immer genauso gut wie damals», sagt er lachend. Freude und Leidenschaft. Das scheinen zwei zentrale Punkte im Leben von Töni Bärtsch zu sein. In dieses Bild passt auch die Jagd – eine weitere grosse Passion. Er sei schon als Teenager in den Wald gegangen und dem Wild mit seinem Fotoapparat nachgeschlichen, sagt er. In diesem Jahr bestreitet er bereits seine 51. Bündner Jagdsaison. «Früher wollte ich natürlich möglichst schöne Hirsche schiessen, mittlerweile geht es mir vielmehr um das Erlebnis als solches», sagt Bärtsch.

Ob nun eine Jagdsaison mit oder ohne Hirschgeweih-Trophäe – langweilig dürfte es Bärtsch so oder so nicht werden. Egal ob Musik, Jagd oder Holzarbeit – Töni Bärtsch hat noch lange nicht genug. «Solange es die Gesundheit zulässt, möchte ich schon noch so einiges tun», stellt er klar. Er meint zum Beispiel die Erfüllung seines grossen Wunsches, einmal gemeinsam mit seiner ganzen Familie eine Volksmusik-CD einzuspielen. «Drei Bärtsch-Generationen vereint auf einem Volksmusik-Tonträger, das wärs doch.»

«Es ist wunderbar, wenn wir mit der ganzen Familie musizieren können.»

FB

Veröffentlichung: 20. Oktober 2016 / Ausgabe 42/2016

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