Brennende Leidenschaft

Mara Bühler (27) bei der Arbeit mit dem Brennkolben. Dazu reicht ihr der heimische Bürotisch als Arbeitsplatz. Bild: PD

Leute. Ihren freien Tag widmet Mara Bühler gerne der Brandmalerei. Dabei ist die Arbeit mit dem Brennstift nicht mehr nur ein Hobby für Sie.

Von einer Erscheinung der Neuzeit kann man bei der Brandmalerei, auch Pyrografie genannt, nun wirklich nicht sprechen. Bereits in den Anfängen der aufgezeichneten Geschichte haben beispielsweise die Ägypter diese Kunstform auf Gegenständen oder Steinwänden angewandt. Aus den damals verwendeten, glühenden Holzstücken sind inzwischen elektrisch beheizte Brennapparate geworden. Ein solches Gerät hat auch Mara Bühler zu Hause. Die 27-jährige Schreinerin wohnt im thurgauischen Hosenruck, in der Gemeinde Wuppenau. In einem 80-Prozent-Pensum arbeitet sie bei der Hugentobler AG in Braunau. Ihren freien Tag widmet sie gerne der Brandmalerei. Dabei ist die Arbeit mit dem Brennstift nicht mehr nur ein Hobby für Bühler. Auf ihrer Website können sich Kundinnen und Kunden inspirieren lassen, um sich ihr eigenes Unikat mit eingebrannter Verzierung zu bestellen. «Meine häufigsten Arbeiten sind Geschenke für Geburtstage oder Hochzeiten», sagt Bühler. Das können Schneidebrettchen oder einfach dekorative Holz- stücke sein. Ein Couchtisch war der bisher grösste Gegenstand, den sie verzieren durfte. «Die Leute wünschen sich persönliche Widmungen oder ein spezielles Motiv.» Da bei der Pyrografie meist auf Holz gemalt wird, liegt der Gedanke nahe, dass die junge Schreinerin über ihren Beruf auf die traditionelle Volkskunst gestossen ist. Tatsächlich war es jedoch andersrum. Im Rahmen der Berufsberatung besuchte Bühler einen Workshop zur Brandmalerei. Die künstlerische Arbeit faszinierte sie so sehr, dass sie sich einen einfachen Lötkolben besorgte, um sich weiter damit auseinandersetzen zu können.

«Das sind die wenigen Momente, in denen ich absolut nichts anderes im Kopf habe.»

Der mit dem Hobby verbundene Umgang mit Holz brachte Bühler auf die Idee, Schreinerin zu werden. Das Know-how aus der Lehre konnte sie wiederum bei der Brandmalerei anwenden. Nach der Ausbildung hat sie sich ein professionelles Gerät mit zwei Brennkolben und regelbarer Temperatur geleistet. «Bei weichen Holzarten verwende ich eher tiefere Temperaturen. Bei harten Hölzern erreicht man hingegen bessere Resultate, wenn die Brennspitze heisser eingestellt ist», erklärt Bühler. Mit verschiedenen Aufsatzspitzen lassen sich unterschiedliche Linienstärken definieren. So brennt Bühler zuerst die feinen Konturen mit einer dünnen Spitze vor, um mit einem breiteren Aufsatz danach die Flächen «auszumalen». Je nach Holzart stelle die Maserung eine Herausforderung dar. «An den harten Spätholzringen bleibe man gerne mal hängen», erklärt Bühler. Deshalb seien Hölzer wie Ahorn, Linde oder Birke für die Brandmalerei besser geeignet als Eiche oder Esche.

Es brauche aber immer eine ruhige Hand und einiges an Erfahrung, damit die Führungsrichtung des Werkzeuges stets stimme. «Für mich ist die Brandmalerei ein wunderbarer Ausgleich zum manchmal stressigen Alltag», sagt Bühler. «Wenn ich mich vollkommen auf die Arbeit konzentrieren kann, komme ich in einen meditativen Zustand. Das sind die wenigen Momente, in denen ich absolut nichts anderes im Kopf habe.»

Pro Jahr habe sie ungefähr zehn Aufträge. Eine gute Zahl, wie sie sagt. «Es soll eine Nebenbeschäftigung und eine Leidenschaft bleiben.»

Sven Bürki

Veröffentlichung: 15. Mai 2023 / Ausgabe 19/2023

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