Curling-Spieler durch und durch

Marco Klaiber (33) ist als Curling-Spieler schon gegen Olympia-teams angetreten und hat als Coach die Junioren an die Weltmeisterschaft nach Sotschi begleitet. Bild: Helen Oertli

Auf dem Eis steht Marco Klaiber schon seit Kindertagen. Seine Eltern waren passionierte Curling-Spieler, und so war ihr Sohn meist dabei, wenn sie in den Curling Club Dübendorf fuhren. «Es hat einfach immer Spass gemacht», sagt der 33-Jährige. Mit einigen seiner Team-Mitglieder spielt er schon seit seinen ersten Abspiel- und Wisch-Versuchen. Curling ist ein Mannschaftssport. Vier Spieler auf dem Eis versuchen, ihre Steine möglichst nahe an einen Zielkreis zu spielen. Ein Mannschaftsmitglied spielt den Stein ab, zwei andere beeinflussen seinen Lauf durch Wischen. Der «Skip» dirigiert vom Zielkreis aus sein Team. Curling wird auch «Schach auf dem Eis» genannt, weil es im Vergleich zu anderen Sportarten körperlich weniger fordernd ist – dafür umso mehr mental. Taktisches Vorgehen und gute Kommunikation, das macht Curling aus. Arbeiten im Team und einen offenen Austausch, das schätzt Klaiber auch in seinem Berufsalltag. Als Schreiner in einer Firma, die Plexiglas verarbeitet, hatte er diese Aspekte vermisst. Deshalb absolvierte er die Ausbildung zum Technischen Kaufmann und fand bald darauf eine Stelle im Aussendienst bei Bosshard Farben in Rümlang ZH. Hier berät er nun Holz verarbeitende Betriebe darin, welche Farben für welchen Einsatz am besten geeignet sind. «Hier kommt gleich mehreres zusammen, was mir liegt. Farben, Beratung und der Werkstoff Holz», erklärt Klaiber. Auch wenn er selbst nicht mehr als Schreiner arbeitet, so schreinert er doch in seiner Freizeit immer wieder ein einfaches Möbelstück oder packt an, wenn Freunde Hilfe beim Aufbauen eines Regals brauchen.

Als Curler spielte Klaiber während zweier Saisons in der Curling-Elite mit und trat an internationalen Wettkämpfen gegen Olympiasieger an. Eine Knieverletzung setzte seinen Ambitionen ein Ende, bis ganz an die Spitze zu kommen, und doch stand er 2013 auf der Eisfläche von Sotschi. Denn unter Klaibers Coaching wurde das Dübendorfer Juniorenteam Schweizermeister und durfte dann an der Junioren-Weltmeisterschaft antreten. «Wie wir zusammen auf diese Eisfläche auftraten, daran werde ich mich immer erinnern», sagt Klaiber. Curling ist für ihn mehr als Sport. Es ist ihm eine zweite Familie. «Ja, wir sind Gesellige», gibt er mit einem Lachen zu. Eine goldene Regel des Curlings ist: Der Gewinner lädt den Verlierer zum Bier ein. Wer sich auf der Eisfläche einen erbitterten Kampf geliefert hat, sitzt danach zusammen und schwatzt. Man kennt sich gut innerhalb der Szene. Auch über die Landesgrenzen hinweg. Bei auswärtigen Wettkämpfen woh- nen die Teams meist bei anderen Curling-Spielern. Fouls sind wohl auch deshalb Tabu. «Ich kann an einer Hand abzählen, wann bei einem Spiel ein Schiedsrichter einschreiten musste. Unstimmigkeiten werden unter den Teams selbst geregelt.» Sein Engagement im Curling Club Dübendorf hat Klaiber etwas reduziert. Statt die Junioren an zwei Abenden pro Woche zu trainieren und sie an den Wochenenden an die Matches zu begleiten, leitet er seit 2020 den Bereich Nachwuchs im Club. Er plant die Trainings, sucht Sponsoren oder organisiert die internationalen Junioren-Wettkämpfe.

Anders als viele Eishallen in der Schweiz blieb die Dübendorfer Eisfläche während der letzten Monate geöffnet. Zwar durften nur Spieler unter 16 Jahre trainieren. Dafür nutzten diese das freie Eis in fast jeder freien Minute und brachten auch ihre Geschwister und Freunde mit.

«Ich kann an einer Hand abzählen, wann bei einem Spiel ein Schiedsrichter einschreiten musste. Die Teams regeln Unstimmigkeiten unter sich.»

Helen Oertli

Veröffentlichung: 13. Mai 2021 / Ausgabe 20/2021

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