Das Bad ist die neue Küche

Die Mischung macht es. Nussbaum massiv, Beton und ein Schuss Kupfer. Fast wie in der Küche, hier von Dade-Design. Bild: Dade-Design, Markus Bstieler

Waschtischabdeckungen.  Die Materialvielfalt hält auch im Badezimmer Einzug. Holz spielt für Schreiner dabei eine wichtige Rolle, nicht nur bei Waschtischabdeckungen, dem Mittelpunkt des Badezimmers. Auch andere Werkstoffe können neue Chancen eröffnen.

Dass die Küche im zeitgemässen Wohnen eine dominante Rolle einnimmt, wird kaum jemand bestreiten. Dass sich das Bade- zimmer mit gleichem gestalterischem Anspruch als nächste «Heimat» im Haus etabliert, scheint inzwischen offensichtlich. Die besondere Herausforderung ist die oft deutlich kleinere Grundfläche, weshalb die Elemente weniger wuchtig, dafür edel im Detail werden.

Adieu tristesse

Dazu gehören Waschtische, nicht wie in der Küche als Arbeitsfläche, sondern als Wohlfühlfläche gestaltet. Der prägende Waschtisch beansprucht zunehmend Platz. Und wer Platz hat, kann mit den Flächen arbeiten. Für eine grosszügige Wirkung des Bades kommt so dem meist zentralen Ort des Bades eine besondere Bedeutung zu. Das bestätigt auch Reto Stamm für Dade-Design. «Das Badezimmer ist fast noch trendiger geworden als die Küche. Die Bäder werden deshalb auch zunehmend grösser, offener und wohnlicher gestaltet», sagt er.

Auch erlebt der Spezialist für feine Arbeiten aus Beton, dass sich deshalb «Küchenbauer mehr und mehr dem Badezimmer zuwenden», denn einher geht damit auch eine grössere Vielfalt an Materialien.

Gleichgesetzt

Küche und Bad, das kann man sowohl von den Ansprüchen an die Materialien als auch von den Wünschen an Gestaltung und Raumwirkung eigentlich gleichsetzen. Und deshalb verwundert es auch nicht, dass Küchenbauer in jüngster Zeit das Feld der einstigen Nasszelle für sich neu entdecken und oft auch äusserst kreativ bearbeiten. «Unsere Betonarbeiten begannen vor mehr als fünf Jahren mit der Badewanne, also einem Stück, das oft mit Wasser in Berührung kommt», sagt Stamm. Die Fehler aus der Vergangenheit gab es beim Spezialisten nie. «Der Beton darf nicht porös und rau sein, sonst klappt es nicht im Bad und auch nicht in der Küche», sagt Stamm.

Der Einsatz des Faser-Hochleistungsbetons bringe den Schreiner zudem in Kontakt mit Architektenkunden, die er vorher nicht erreichen konnte, ist sich Stamm sicher. Daneben stehe nicht nur für Waschtischabdeckungen die ganze Werkstoffpalette zur Verfügung: allen voran das Holz, sei es massiv oder furniert, Holzwerkstoffe, Kunststoffe, Vollkernplatten, Mineralwerkstoffe und Quarzstein, Naturstein, Metall, Glas und Glaskeramik oder Keramikwerkstoffe.

Mit allen Wassern gewaschen

Aktiv im Badezimmer ihrer Kunden ist auch die Schreinerei Dätwyler in Strengelbach AG. Man firmiert zwar unter Küchenbau und Schreinerei, aber «Badezimmereinrichtungen sind ein wichtiges Betätigungsfeld für uns geworden», erzählt Betriebsinhaberin Susanne Dätwyler. «Wir merken deutlich, dass unsere Kunden immer mehr Wert auf ein persönliches Umfeld im Badezimmer legen. Warme Farben und Materialien sind gefragt, weshalb wir auch viel massives Holz einsetzen.» Viele Kunden informieren sich in Ausstellungen, vor allem bei den grossen Herstellern. Wenn aber Materialisierungen oder Ausstattung nicht genau passen, dann kommt der Schreiner ins Spiel.

Aber auch beim Preis können die Schrei- ner mithalten. Bezeichnend für die Kundenwünsche schreibt der Forumsteilnehmer «Franzmoni» auf dem Blog unter haus-forum.ch: «Beim Entwurf habe ich mich auch von den Badmöbeln der beiden Firmen Alape und Dornbracht inspirieren lassen. Diese Marken sind fast unbezahlbar. Daher habe ich es beim Schreiner machen lassen. Es ist jedoch Topqualität: vier hohe Schubladen mit Vollauszügen und Reeling in Inox-Qualität. Und für die Abdeckung eine Glasplatte in ESG (Einscheibensicherheitsglas) 6 mm mit Rohrausschnitten», so der Schreinerkunde. 4200 Franken hat dieser bezahlt für ein Badezimmermöbel mit Spiegel, ohne Becken und Armaturen, und er scheint damit hoch zufrieden. «Tolle Arbeiten von Schreinern sind nicht teurer als die Edelmarken, im Gegenteil», ist sich Stamm sicher.

Für alle Wasser geeignet

Auch wenn Kunden gut im Bilde sind, die Entwurfsarbeit ist auch in der Schreinerei Dätwyler ein wichtiger Punkt. Soll der Waschtisch mit Einbaubecken oder Aufsatzbecken gestaltet werden? Oder doch ein Auflegewaschtisch? Erstgenanntes ist schon fast ein Klassiker, während Aufsatzbecken sich aktuell grosser Beliebtheit erfreuen, wie auch Dätwyler bestätigt. Vorteil hier: Die Kon-struktion wirkt leicht, rückt das Becken in den optischen Vordergrund und hinterlässt einen modernen und lockereren Eindruck. Und auch kleine Bäder lassen sich so in ihrer Wirkung grosszügig, weil luftig, gestalten. Der Auflegewaschtisch wird zwar schon lange Zeit – dann meist in Keramik – verwendet, doch kommt dieser heute in grös-seren Bädern auch aus anderen Materialien wie Mineralwerkstoff oder Quarzstein, Naturstein oder auch Holz so richtig zur Geltung. Hier zeigen sich deutliche Parallelen zur Küchengestaltung. Bei Metall ist das freilich anders. Im Bad wird es meist in Form eines Aufsatzbeckens eingesetzt. Die grosse Materialvielfalt schafft bei Kunden aber auch Verunsicherung. Für Susanne Dät- wyler ist deshalb die praktische Beratung besonders wichtig. «Die Zweckmässigkeit der Lösung mit Pflege und Gebrauchstüchtigkeit sind entscheidende Punkte. Wir raten ab, wenn wir das Gefühl haben, dass es im Alltag nicht praktisch ist», so Dätwyler.

Was beim Holz mit regelmässigem Nachölen und dem Vermeiden von stehendem Wasser für jeden Schreiner auf der Hand liegt, kann bei anderen Materialien durchaus ein Knackpunkt werden. Im Badezimmer hat man es nicht nur mit viel Feuchtigkeit zu tun, sondern mit möglichen Flecken durch Seifenlauge, Zahnpasta oder Parfüm, in manchen Regionen auch mit drohenden Kalkflecken.

Wer würde seine Hand ins Feuer legen, wie sich welches Material dabei im Detail verhält? Im Falle von Beton versichert Stamm: «Auch Seifenlauge oder Parfüm ist kein Problem.» Unter stehendem Wasser auf Waschtischabdeckungen leidet sicher nicht nur Holz. Dätwyler hat deshalb recht, wenn sie sagt: «Man muss die Kunden auf die Pflege hinweisen.» Wohl egal, um welches Material es sich handelt.

www.dade-design.chwww.daetwyler-schreinerei.chwww.moab80.itwww.rexadesign.itwww.alape.comwww.signweb.itwww.antoniolupi.com

Tipp

Pflege der Materialien im Bad

Für die dauerhafte Freude am Bad ist die Pflege ein entscheidender Punkt. Der Schweizer Badaustatter Talsee hat auf seiner Website unter dem Menüpunkt «Service» für die meisten Materialien äusserst lesenswerte Pflege- und Reinigungshinweise hinterlegt.

www.talsee.ch

ch

Veröffentlichung: 12. Februar 2015 / Ausgabe 7/2015

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