Das Leben entschleunigt

Der Prättigauer Unternehmer Otto Wieland (50) hat für drei Monate seinen Schreinerei-Betrieb in Schiers verlassen und mit seinem Piaggio APE die Schweiz bereist.Bild: Wieland Schiers

«Otto on Tour.» Unter dieses Motto hat der Bündner Unternehmer Otto Wieland in diesem Sommer seine dreimonatige Auszeit gestellt. Mit einem zum Campingbus umgebauten, giftgrünen Piaggio Ape hat er die Schweiz erkundet. «Und das auf eine sehr entschleunigte Art und Weise», wie der 50-jährige Schreiner verrät.

Denn sein Gefährt sei maximal 65 Kilometer in der Stunde gefahren, bei einer Passfahrt vielleicht noch knapp 20, und den Berg hinunter im Leergang habe er dann immerhin an den 80 Stundenkilometern gekratzt. Doch dieses gemächliche Reisen war genau das, was Wieland gesucht hatte. «Ich wollte weg von der Hektik des Alltags, keinen Druck mehr verspüren und keinen Terminen mehr nachrennen müssen», erklärt er. Es sei an der Zeit gewesen, wieder etwas Ruhe zu finden. Man könne sein Unterfangen als «vorbeugende Auszeit» bezeichnen. «Ich wollte nicht warten, bis es zu spät ist», sagt Wieland. Dass er sich diese drei Monate gönnen konnte, sei seiner Familie zu verdanken, hält Wieland fest. Sowohl seine Frau Barbara als auch Tochter Kathrin und Sohn Pirmin, die allesamt im Familienbetrieb tätig sind, hätten ihn von Anfang an unterstützt und dafür sei er unheimlich dankbar. Trotzdem habe es eine sehr durchdachte Planung gebraucht. «Wir haben das Ganze rund ein halbes Jahr lang vorbereitet», sagt Wieland. Schliesslich musste der Betrieb seiner Schreinerei in Schiers jederzeit gewährleistet sein. So durchdacht und geplant die Vorbereitungen für Wielands Schweiz-Trip auch gewesen sein mögen: Bei der eigentlichen Reise war dann Spontaneität Trumpf. «Bis auf ein abgemachtes Treffen in der Westschweiz mit einem alten Freund wollte ich eben genau nichts planen», erklärt Wieland.

Er habe einfach sehen wollen, wohin es ihn verschlagen und was er dabei erleben würde. Wenn man ihm nun so zuhört und die Reisebilder begutachtet, dann waren es nicht nur sehr viele, sondern auch sehr eindrückliche Erlebnisse, die der Prättigauer mitnehmen konnte. Voller Freude erzählt er beispielsweise von der Schönheit des Muotathals, der landschaftlichen Vielseitigkeit rund um die Region des Vierwaldstättersees, den interessanten Dialekten im Wallis oder den herzlichen Begegnungen in der Westschweiz. Ohnehin habe er auf seiner Reise nur positive Reaktionen und viel Hilfsbereitschaft erlebt. So beispielsweise auf einem Parkplatz beim Murtensee: Dort wurde er von Gemeindearbeitern, die die Hecken schneiden mussten, mit den Worten «So Bündner, jetzt muasch ufstoh» geweckt. «Nach einem kleinen Schwatz haben diese netten Herren mir dann noch ein paar sehr gute Reisetipps für die Region mitgegeben», erinnert sich Wieland. Ja, er würde solch eine Reise jederzeit wieder machen, hält Wieland fest, nachdem er seine kleine Rückblende beendet hat. «Aber als nächstes ist nun meine Frau an der Reihe.»

Denn eine Auszeit mit so vielen Erlebnissen, Eindrücken und neu gefundenen Freundschaften könne er jedem ans Herz legen. Und wenn er selber wieder zu sehr in den Alltagstrott verfallen sollte, dann nehme er sich in Zukunft etwas Zeit, schaue seine Reisebilder an, schwelge in Erinnerungen und tanke so wieder Energie auf.

«Kein Druck, keine Termine: Ich wollte weg von der Hektik des Alltags.»

FB

Veröffentlichung: 27. Oktober 2016 / Ausgabe 43/2016

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