Das passt zum Haus

Bei der Renovation der Fenster spielen die genauen Bedürfnisse eine wichtige Rolle. Bild: 1A Hunkeler Fenster

Fensterrenovation.  So unterschiedlich wie die Gebäude in der Schweiz sind, so differenziert sind auch die Bedürfnisse ihrer Eigentümer. Bei einer Renovation gilt es deshalb, das Fenstersystem sorgfältig auszuwählen.

Geht es um den Umbau eines Gebäudes oder dessen energetische Verbesserung, führt praktisch kein Weg an modernen Fenstern vorbei. Die Neu- und die Weiterentwicklungen der letzten Jahre in den Bereichen Glas, Rahmenverbund, Beschläge, Montage und Einbruchschutz haben die Fenstersysteme auf eine neue Ebene gehoben. Gegenüber älteren Bauteilen bringen sie viele Vorteile mit sich.

Aber nicht nur die Systeme haben sich weiterentwickelt, auch der Bauherr und der potenzielle Kunde erhält immer mehr Infos und Angebote vorgesetzt, die er ohne Hilfe meistens nicht einordnen kann. Dieses gewachsene Halbwissen bekommen natürlich auch die Fensterbauer zu spüren, wenn Architekten und Kunden zu ihnen in die Ausstellung treten und Anforderungen für ihre Fenster stellen. «Generell ist die Kundschaft heutzutage besser informiert. Aber über das Internet wird leider auch einiges an Falschwissen verbreitet», sagt Basil Gasser, Geschäftsführer der Gawo Gasser AG aus Wolhusen LU. Dann gilt es, die Kundschaft abzuholen und deren Bedürfnisse einzuordnen, damit ein bedarfsgerechter Fensterersatz vorgenommen werden kann.

Einordnen und aufklären

Der Erstkontakt findet heutzutage meistens über das Telefon oder per Mail statt. Dies bietet schon einmal die Gelegenheit, die Kundschaft etwas abzutasten und deren Bedürfnisse herauszuspüren. «Oftmals sind sich die Bauherren gar nicht bewusst, was in ihrem Gebäude bereits für Fenster oder Systeme verbaut sind», sagt Irene Hunkeler, zuständig für das Marketing und den Verkauf bei der 1A Hunkeler Fenster AG aus dem luzernischen Ebikon. Denn erst wenn die Ist-Situation genau abgeklärt ist, können die einzelnen Bedürfnisse genauer bestimmt und die Kundschaft über die Möglichkeiten aufgeklärt werden.

Um diesen Prozess im Arbeitsalltag zu unterstützen, hat das Fensterbauunternehmen auf seiner Internetseite eigens eine Informationsseite für die Bauherrschaft aufgeschaltet. Diese führt die Kundschaft mittels Praxisbeispielen und eines Kurzfilms an das Thema Fensterrenovation heran und beantwortet zentrale Fragen.

Auf das Objekt abstimmen

Sind die wichtigsten Grundlagen geklärt, beginnt die spezifische Abstimmung des gewählten Fenstersystems auf das jeweilige Objekt. Beim Thema Sicherheit und erhöhte Sicherheit wird hier beispielsweise in der Praxis manchmal noch über das Ziel hinausgeschossen. «Wenn sich ein Architekt oder Bauherr nicht ganz sicher ist, verlangt er manchmal bei jedem Fenster eine Widerstandsklasse RC2», sagt Irene Hunkeler und relativiert: «Hier steckt jedoch – durch den gezielten Einsatz für erdbezogene oder über Balkone sowie das Dach zugängliche Fenster – viel Sparpotenzial.» Eine gute und verständliche Übersicht über die Widerstandsklassen und deren Praxiseinsatz findet sich im VSSM-Praxismerkblatt «Einbruchschutz für Fenster, Türen und Abschlüsse» auf der Verbandswebseite.

Mittels einer gezielten Abstimmung des U-Wertes und des Einbruch- sowie Schallschutzes auf den jeweiligen Fensterauftrag können auch die Kosten eingegrenzt werden. «Die Systemvarianten und deren Anpassungsmöglichkeiten sind zwar in den letzten Jahren grösser geworden. Leider sind anschliessend jedoch viele der Kunden nicht bereit, für den Mehrwert auch mehr zu bezahlen», sagt Christian Wenger, Geschäftsführer der Eschbal AG aus Oberohringen ZH, einem Systemgeber für Holz- und HolzMetall-Fenster mit rund 100 Systemverarbeitern in der Schweiz.

Umfeld beachten und einplanen

Nach der ersten Kontaktaufnahme und der genauen Festlegung der objektspezifischen Bedürfnisse gilt es, sich ein eigenes Bild der Baustelle zu machen. «Bei uns ist ein Baubesuch Pflicht, wir setzen keine Objekte ohne Besichtigung um», sagt Irene Hunkeler. So können gerade die flankierenden Massnahmen entschieden oder abgestimmt werden. Sind alte Storenkästen vorhanden, werden diese optimalerweise gleich mitgedämmt oder durch neue Systeme ersetzt. Zudem gilt es abzuklären, ob und wie die Fassade in die Renovation einbezogen wird. Nur so können die Fensteranschlüsse genau geplant und sauber vorbereitet werden. Befindet man sich dann sowieso auf der Baustelle, bietet sich auch gleich die Möglichkeit, den weiteren Bauablauf und mögliche Überschneidungen mit anderen Handwerkern genau abzuklären.

Montagezeitpunkt koordinieren

Generell sollte bei der Wahl des Einbautermins darauf geachtet werden, dass die Fenster vor den anderen Einbauten kommen. «Es ist schade, wenn das neue Parkett, die neue Küche oder andere Einbauten schon montiert sind, bevor mit der Fensterrenovation angefangen wird», sagt Irene Hunkeler. Meistens können diese Arbeitsschritte im Vorfeld einfach und ohne grösseren Mehraufwand aufeinander abgestimmt werden. Auch wenn zur Fenstermontage oder Anlieferung ein Gerüst oder Fahrstuhl benötigt wird, ist dieser Arbeitsschritt unbedingt im Vorfeld bei den zuständigen Projekt- und Bauleitern anzumelden. Ansonsten kann es zu Unannehmlichkeiten und Verzögerungen für alle Beteiligten kommen.

Heikler und anspruchsvoller

Moderne Fenstersysteme werden heute so perfekt konstruiert und hergestellt, dass sie kaum noch Mängel nach der Produktion aufweisen. Bei der Montage spielen hingegen noch externe Einflüsse mit, die es abzufangen gilt. «Die Kunden sind klar heikler geworden. Es wird eine absolut perfekte Montage erwartet», sagt Basil Gasser und fügt an: «Gerade in bewohnten Häusern kann deshalb ein Renovationsfenstersystem von Vorteil sein.»

Um kleinere Schäden zu vermeiden, bedarf es neben einer genauen Fenster- und Bauplanung auch des richtigen Personals. «Aus meiner Erfahrung entstehen einige Fehler durch den Zeit- und Leistungsdruck sowie durch mangelnde Grundausbildung und Schulung des Projekt- und Montagepersonals», sagt Christian Wenger.

Arbeiten in bewohnten Räumen

Werden die Fenster in genutzten Wohneinheiten renoviert oder getauscht, steigen die Anforderungen an das Montagepersonal nochmals an. «Im Sanierungsbereich haben wir speziell ausgebildete Monteure, die wir im bewohnten Bestand einsetzen», sagt Irene Hunkeler. Nicht jeder ist dafür ausgelegt und hat das Feingespür, um diese Art von Arbeiten so sauber und respektvoll auszuführen. «Es ist eine zusätzliche Herausforderung in der Terminplanung und Koordination, um den immer wechselnden Bedürfnissen und Orten gerecht zu werden», sagt Christian Wenger.

Die Wartung als Qualitätszeichen

Allgemein wird dem Fenster im Gebrauch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. «Für viele ist klar, dass ein Auto regelmässig einen Unterhalt der Verschleissteile benötigt, um die Fahrtauglichkeit langfristig zu gewährleisten. Doch beim Unterhalt der Fenster wird dies vielfach vernachlässigt und erwartet, dass die Fenster einfach immer funktionieren», sagt Christian Wenger. Die Wartung als Dienstleistungsangebot zeigt dem Kunden auf, wie nahe ein Fensterbauer bei seiner Kundschaft steht. «Das Serviceangebot kann ein wichtiger Entscheidungsfaktor sein und zeigt dem Kunden auch, ob ihm im Ernstfall zeitgerecht geholfen wird», sagt Irene Hunkeler.

Wie oft ein Fensterservice nötig ist, hat viel mit der Nutzung und der Gebäudeausrichtung zu tun. Je nachdem, ob ein Fenster viel oder wenig benutzt wird, ob es bewittert wird oder direkt der Sonne ausgesetzt ist, benötigt es alle zwei bis fünf Jahre eine Wartung.

«Unsere Kundschaft äusserte in letzter Zeit vermehrt den Wunsch, einen Wartungs- oder Servicevertrag abzuschliessen. Wir bieten dies an, fördern dies momentan jedoch noch nicht gezielt», sagt Basil Gasser.

Ein Werkstück mit Mehrwert

Sind moderne Fenstersysteme bedarfsgerecht eingesetzt und fachgerecht montiert, bieten sie ihren Nutzern einen grossen Mehrwert. «Es ist wichtig, dass man sich für die Auswahl des richtigen Systems die nötige Zeit nimmt und genau evaluiert», sagt Irene Hunkeler.

Ein modernes Fenster hält in der Regel 20 Jahre und mehr, also länger als die Nutzungsdauer der meisten modernen Autos. Deshalb ist es umso wichtiger, das diese auf den Nutzer abgestimmt sind. Bei der grossen und qualitativ hohen Auswahl an Fenstersystemen auf dem Schweizer Markt findet jeder Kunde sein perfektes Fenster.

www.1a-hunkeler.chwww.gawo.chwww.eschbal.ch

VSSM-Praxismerkblatt

Einbruchschutz für Fenster, Türen und Abschlüsse

Das Merkblatt zeigt die gesetzlichen Grundlagen, eine umfängliche Normenübersicht, die aktuellen Widerstandsklassen und Prüfungskriterien sowie die Umsetzung in die Praxis genau auf. Zu finden ist es im Internet unter Technik/Einbruchschutz.

www.vssm.ch

njg

Veröffentlichung: 16. Januar 2020 / Ausgabe 3/2020

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