Das Werkstück über Kopf

Die Systemkonstruktion einer Holzdecke in der Vogelwarte Sempach LU ... Bilder: Röösli AG

Deckenbau.  Decken sind nicht nur aus optischer Sicht prägend, auch technisch und funktionell gesehen können sie eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen. Damit alle Installationen ihren Platz finden und die Decke da bleibt, wo sie hingehört, gibt es einiges zu beachten.

In den letzten Jahren haben Arbeiten im Deckenbereich, die durch eine Schreinerei ausgeführt wurden, sichtlich abgenommen. Es werden zwar noch vereinzelt Täferdecken oder kleinere Deckenelemente montiert, doch die aktuelle Architektur in Privathäusern setzt vermehrt auf andere Materialien wie beispielsweise Beton-, Gips-, Metall- oder Kunststoffelemente.

Im öffentlichen oder gewerblichen Bereich, wo grössere Deckenbekleidungen gefragt sind, finden moderne Holzdecken hingegen noch einen Platz und gehen eine architektonische Symbiose mit dem Baukörper ein. Solche Aufträge werden jedoch meist nicht mehr vom Schreiner ausgeführt, sondern von spezialisierten Deckenbaufirmen oder Montageunternehmen. Denn eine Deckenbekleidung hat vielen Ansprüchen zu genügen, und damit sie lange hält und oben bleibt, muss sie planerisch, konstruktiv und montagetechnisch standhalten.

Alles muss zusammenpassen

Die Deckenbekleidung wird als Bauteil in der SIA 256 geregelt. Unterschiedliche Einsatzzwecke und Ausführungen stellen jedoch an das Werkstück viele zusätzliche Anforderungen, die mitbeachtet werden müssen. Die Unterkonstruktion muss mit elektrischen Installationen, Lüftungen und anderen Einbauten harmonieren. Je nach Einsatzort gilt es, die Brand- und Schallschutznormen einzuhalten, und auch die Raumakustik ist ein zentrales Thema. Hinzu kommen die unzähligen optischen Möglichkeiten, die ebenfalls genau abgeklärt sein wollen. Deshalb ist es wichtig, dass all diese Faktoren in einer frühen Planungsphase definiert und festgehalten werden. «Weil Deckenbekleidungen im Baukostenplan BKP weit hinten zu finden sind, werden sie leider erst zu spät von den Planern und Bauherren beachtet», sagt René Röösli, Inhaber der Röösli AG in Rothenburg LU. Dadurch gehen viele Faktoren vergessen oder kommen erst viel zu spät auf die Anforderungsliste. «Wir treten deshalb schon früh mit dem zuständigen Planer in Kontakt und können uns dadurch in die Entwicklung der jeweiligen Deckenkonstruktion mit einbringen», sagt Röösli.

Konstruktive Grundentscheidungen

Sind die Anforderungen bekannt, können die Materialien schon etwas eingeschränkt werden. Anschliessend gilt es zu entscheiden, ob mit einem fertigen System oder einer eigenen Konstruktion fortgefahren wird. «Heute wird nicht mehr viel mit Rostungen und Knaggen gearbeitet», sagt Röösli und fügt an: «Die modernen Abhängesysteme sind simpel aufgebaut und einfach in der Anwendung.» Bei der Systemwahl sollte darauf geachtet werden, dass die Systeme zum Einklicken oder Stecken sind. Muss noch eine separate Schraube zur Einstellung angebracht werden, verliert man viel Zeit.

Die Hersteller entwickeln ihre Beschläge und Systeme laufend weiter und machen vieles möglich. Etwa 90 Prozent aller Decken werden heutzutage mit Systemen ausgeführt. Auf diese Weise kann schnell gearbeitet werden, und die Details sowie Anschlüsse sind sauber und durchgängig gelöst. «Spezielle Komponenten wie individuelle Deckleisten und Holzdeckenelemente benötigen jedoch noch Bankarbeit. In solchen Fällen setzen wir immer Schreiner ein», sagt Röösli. Eine ebenfalls wichtige Entscheidung ist, ob die Deckenbekleidung demontabel ausgeführt sein muss oder einzelne Wartungsöffnungen ausreichen. Bei Nacharbeiten, Anpassungen, Umbauten und Wartungen haben demontable Konstruktionen klare Vorteile.

Die Decke muss halten

Dem Unternehmer muss bewusst sein, dass es sich bei einer Deckenmontage um eine sogenannte Überkopfmontage handelt. Das heisst, es dürfen nur zertifizierte Befestigungsmittel eingesetzt werden, was bedeutet, dass die Dübel einen Nachweis benötigen. Laut Röösli muss einem bei diesem sicherheitsrelevanten Thema bewusst sein: «Wenn ein Schrank schlecht befestigt ist, wackelt er oder kippt im schlimmsten Fall zur Seite. Eine falsch befestigte Decke fällt mit vollem Gewicht nach unten und kann grosse Schäden anrichten.» Die Mehrkosten für zertifizierte Metalldübel sind verschwindend klein. Denn wenn sich nur eine einzige Platte löst, muss die gesamte Deckenkonstruktion nachkontrolliert und konstruktiv gesichert werden. Dies kann bei grösseren Aufträgen schwerwiegende Folgen haben.

Spezielle Faktoren spielen mit

Einige Bausituationen und externe Einflüsse wirken sich auf die Konstruktion und die Materialwahl aus. Bei folgenden vier Bereichen ist genaues Hinsehen angesagt:

In Nassräumen besteht meistens eine erhöhte Belastung auf die Befestigung, die Beschläge und die Elemente. So ist beispielsweise in Hallenbädern die Verträglichkeit der eingesetzten Materialien mit Chlor, Salzwasser etc. abzuklären. Auch der Schreiner kann sich je nach Auftrag beispielsweise schnell im Hallenbad einer Villa wiederfinden.

Bestehende Unterdecken sind eine heikle Angelegenheit, die eine genaue Prüfung erfordern. Denn wird eine neue Decke an eine bestehende Decke montiert, übernimmt der Unternehmer die Verantwortung für beide Bauteile.

Bei geklebten Decken sollte der Deckenbauer ebenfalls hellhörig werden und die Umstände genau abklären. Hier spielen externe Faktoren mit, die nicht beeinflusst werden können. So kann sich beispielsweise der eingesetzte Kleber nicht mit dem Trägermaterial vertragen, die Unterdecke sich zu stark ausdehnen oder der Kleber sich je nach Raumklima zersetzen.

Decken im Aussenbereich sind ein Spezialgebiet und haben relativ wenig mit Innendecken zu tun. So muss die gewählte Konstruktion der Windlast standhalten, die anfallende Feuchtigkeit vertragen und abführen können, die Temperaturunterschiede auffangen und gegen die UV-Strahlung geschützt sein.

Ein herausforderndes Spezialgebiet

Natürlich kann der Schreiner eine Deckenbekleidung herstellen und montieren. Doch die Umstände, dass es sich um ein Spezialgebiet handelt, müssen dem Unternehmer bewusst sein. Der grössere Aufwand und der Zeitverlust, der durch die fehlende Routine bei Planung, Produktion und Montage entsteht, kann kaum verrechnet werden. Sobald es sich um Objekte mit besonderen Anforderungen oder Grossprojekte handelt, sollte ein Deckenbauer oder Spezialplaner beigezogen werden. Auf diese Weise entstehen tolle Werkstücke, die sicher und langlebig sind.

Im Anschluss folgen zwei Systeme, die für den Deckenbereich geeignet sind.

www.roosliag.ch

System mit «Clic»

Mit dem neuartigen «Swiss Clic Panel» hat die Swiss Krono AG ein System für den Wand- und den Deckenbereich entwickelt. Die Panels, die in zwei Grössen vertrieben werden, sind in unzähligen Farben und Dekorvarianten von Betonoptik bis Massivholz erhältlich. Montiert werden die Panels mittels eines eigenen Aufhängesystems, das es ermöglicht, die Elemente auf die vorgängig montierten «Rails» zu stecken. Dadurch sind die einzelnen Panels einfach lös- und somit austauschbar. Seit Kurzem sind die Panels auch in einer Akustikvariante erhältlich.

www.swisskrono.ch

Abhängesysteme für fast alles

Die Firma Innloc AG hat eine Vielzahl von Abhängebeschlägen im Sortiment. Neben den «Nonius»- und «Ankerfix»-Systemen findet sich für die meisten Deckenausführungen eine andere passende und funktionierende Systemlösung.

www.innloc.ch

njg

Veröffentlichung: 02. November 2017 / Ausgabe 44/2017

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