An den Ringen zum Ziel

Geräteturnen als Hobby und Ausgleich zum Beruf: Schreiner Roman Niederhäuser (21) an den Ringen. Bilder: PD

Roman Niederhäuser ist begnadeter Geräteturner. Die Leidenschaft liegt in seinen Genen: Seine ganze Familie ist in dieser Sportart aktiv. Bereits als Fünfjähriger war er begeisterter Zuschauer, wenn seine Eltern ein Training leiteten. Das hat ihn geprägt. Lachend schaut er zu seiner Mutter und sagt: «Ich wurde von euch beeinflusst.» Bei den Vorbereitungen zu den Wettkämpfen konnte er deshalb stets auf die tatkräftige Unterstützung seiner Eltern zählen. Das harte Training in seiner Jugend hat Früchte getragen. So stand der 21-Jährige aus Obfelden ZH mehrere Male an Wettkämpfen auf dem Siegerpodest. Vor vier Jahren erlitt er im Training einen Bänderriss, seine erste grössere Verletzung, und liess sich trotzdem nicht entmutigen. Seit er im Geräteturnen aktiv ist, will er an der Gymnaestrada teilnehmen. Das von der Fédération Internationale de Gymnastique (FIG) organisierte Turnfest findet alle vier Jahre an einem anderen Ort auf der Welt statt. Mehr als 20 000 Turner aus über 55 verschiedenen Ländern sind an diesem Grossanlass jeweils mit von der Partie. Für die Teilnahme 2015 in Helsinki musste Roman Niederhäuser während eines Dreivierteljahres neben den normalen Trainings, den Wettkämpfen und der Arbeit auch samstags und sonntags hart trainieren.

Das Schweizer Team, auch «Swissrings» genannt, trat in Finnland mit einem achteckigen Schaukelringgerüst auf und wurde damit an der Show zur Attraktion. «Die Vorbereitungen waren sehr hart dafür, dass wir lediglich zehn Minuten vorturnen durften.» Doch Niederhäuser nimmt es gelassen, so seien halt die Spielregeln.

«Ich gehe an möglichst viele Wettkämpfe, so bleibe ich gut in Form», sagt er. Im November 2016 schaffte er es bei den Gerätemeisterschaften Solothurn auf den 2. Platz. Dies, obwohl er bis im August letzten Jahres die Rekrutenschule absolvieren musste und deshalb mehr als die Hälfte der Saison nicht trainieren konnte. Pro Woche trainiert er zurzeit zwei- bis dreimal. Denn: «Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.» Nach diesem Motto geht Niederhäuser die sportlichen sowie auch die beruflichen Herausforderungen an. Als es um die Berufswahl ging, war für ihn bald klar, was für einen Weg er einschlagen würde. Nach einer Schnupperwoche als Schreiner wusste er, dass er das Richtige gefunden hatte. «Was mir an diesem Beruf so gefällt, ist, dass ich den Gedanken des Kunden aufnehmen und umsetzen kann.» 2015 schloss Niederhäuser die Lehre ab. Zurzeit arbeitet er als Monteur, Bankschreiner und Maschinist. Wie im Sport hat er auch im Beruf bereits sein nächstes Ziel vor Augen: Die Weiterbildung zum Oberflächenspezialisten hat sein Interesse geweckt. Sie wäre eine Herausforderung neben seiner zeitintensiven Freizeitbeschäftigung.

Doch für sein berufliches Ziel ist er bereit, im Sport etwas zurückzustecken. Denn obwohl er seit drei Jahren in der höchsten Kategorie trainiert, soll das Geräteturnen in erster Linie ein Ausgleich zum Berufsalltag sein. Niederhäuser würde in Zukunft gerne die Nachwuchsgruppen in seinem Verein leiten. «Bis 60 werde ich sicher nicht Geräteturner sein – aber hoffentlich wie mein Vater die Gruppen leiten können.» Auch im Beruf möchte er ein Vorbild sein, eine vertrauenswürdige Ansprechperson für die Lernenden: Diese sollen wissen, dass jemand für sie da ist.

«Die Vorbereitungen waren sehr hart dafür, dass wir lediglich zehn Minuten vorturnen durften.»

FV

Veröffentlichung: 09. Februar 2017 / Ausgabe 6/2017

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