Der Mann der schnellen Bretter

Sascha Prévot (44) ist seit fast neun Jahren als Skibauer bei der Skimanufaktur Stöckli tätig. Am liebsten baut er Rennski. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Skifahren war nie seine Leidenschaft – dafür Skibauen umso mehr. Sascha Prévot arbeitet seit bald neun Jahren bei der Skimanufaktur Stöckli in Malters LU als Skibauer und ist der Spezialist für alle Rennski.

«Natürlich ist es ein einzigartiges Gefühl, wenn ich sehe, wie Marco Odermatt mit den von mir gebauten Ski an die Weltspitze fährt», sagt Prévot. Dafür steht der im Bernbiet aufgewachsene Mittvierziger bereits morgens um 5 Uhr in der Skimanufaktur. «Fast ganzjährlich in Shorts und kurzärmlig», verrät er mit einem Lachen. Es sei morgens wie in einer Sauna in der Werkstatt. Darin befänden sich fünf Pressen, und diese würden aufheizen wie fünf Backöfen. «Frieren müssen wir nie.» Prévot arbeitet Schicht. Die Frühschicht beginnt morgens um 5 Uhr und endet nachmittags um 14 Uhr. Die Spätschicht dauert von 14 Uhr bis abends um 23 Uhr. Prévot mag beide Schichten. «Die Rennski können wir nur am Morgen produzieren», erzählt er. Am Nachmittag sei es bereits fünf bis sechs Grad wärmer. Dann werden keine Rennski gebaut. «In einer Schicht baue ich gegen zwölf Paar Rennski.» Dafür brauche es sehr viel Fingerspitzengefühl und Genauigkeit. Ein Rennski werde von der Bereitstellung des Materials über das Zusammenstellen und Pressen bis hin zum Richten und Schleifen des Belags ausschliesslich von ihm selber bearbeitet. An jenem Tag betritt Prévot die Werkstatt um 14 Uhr. Gerade findet der Schichtwechsel statt. Die Anlagen laufen auf Hochtouren, es folgen ein paar Wortwechsel mit den Mitarbeitern bei der Übergabe.

«Ich schätze die Abwechslung in meinem Job sehr», erzählt der gelernte Motorrad-Mechaniker, der nach der Ausbildung aus dem Bernbiet nach Kriens LU zog und zehn Jahre bei der Brauerei Eichhof als CNC-Maschinenführer arbeitete. Eines Tages machte ihm sein Cousin den Vorschlag, sich doch bei der Skimanufaktur zu bewerben als Maschinenführer. «Ich durfte nebenbei noch einen Einblick nehmen in die hinteren Räume der Werkstatt, und da war es um mich geschehen», sagt er lachend. Von da an habe ihn der Skibau nicht mehr losgelassen. Bei der Arbeit gehe die Zeit rasant vorbei. Es brauche sehr viel technisches Verständnis, um die verschiedenen Anlagen zu bedienen, und auch sein handwerkliches Geschick komme voll zum Einsatz, erzählt der Skibauer. «Am liebsten baue ich die schnellen Ab-fahrtsski. Wenn die Fahrer mit weit über 100 Stundenkilometern die steilen Pisten runterbrettern, muss jedes noch so kleine Detail stimmen am Ski. Höchste Präzision ist gefragt, und jeder Skibauer freut sich darüber, wenn er die schnellsten Ski baut», fügt der Mann der schnellen Bretter lächelnd an. Früher fuhr man mit Holzski die Schneehänge herunter.

1935 feuerte Josef Stöckli eines Tages den Waschhafen seiner Mutter mit dem Holzofen tüchtig ein und füllte den grossen Zuber mit Wasser. Nicht um die schmutzige Wäsche zu waschen, er wollte die in der elterlichen Zimmerei zugeschnittenen Bretter aus Eschenholz über dem Waschhafen dämpfen und zurechtbiegen. So entstand die Skifabrik Stöckli AG.

Heute besteht ein Ski aus weit mehr Materialien als nur aus Holz, so unter anderem aus Fiberglas, Gummi, Aluminium, um nur einige zu nennen. Doch eines ist geblieben: «Der Holzkern ist das Herzstück eines Skis», sagt Sascha Prévot und legt sorgfältig den nächsten Belag auf den entstehenden Ski.

«Natürlich ist es ein einzigartiges Gefühl, wenn ich sehe, wie Marco Odermatt mit den von mir gebauten Ski an die Weltspitze fährt.»

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 30. Januar 2023 / Ausgabe 4/2023

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