Der Schreiner macht Spa-Träume wahr

Die harmonischenFormen verleihen der Sauna der Schreinerei Küng Tiefe. Bild: Schreinerei Küng

Sauna.  Wer ein gemütliches Zuhause will, kommt um den Schreiner nicht herum. Das gilt auch für den immer öfter verlangten, privaten Spa-Bereich. Die Sauna lebt von den Eigenschaften des Holzes und wird dank dem Schreiner immer mehr zum Designobjekt.

Bei einem Neubau oder im Zuge einer Renovation verwandeln sich bestehende Badezimmer immer häufiger in Wellness-Oasen. Raus mit der alten Badewanne, in der ja sowieso nie jemand sitzt, und rein mit Wohlbefinden nach Mass. Schliesslich ist so ein eigenes Spa eine prima Sache.

Ohne zu reservieren, spontan in den eigenen vier Wänden abschalten und entspannen – dieser Gedanke gefällt. Heisses Herz eines solchen persönlichen Wellness-Traums ist oft die Sauna. Von der Unesco zum immateriellen Weltkulturerbe Finnlands erkoren, findet diese Reinigung des Körpers und des Geistes hierzulande immer mehr Fans. Und: Eine Sauna ist aus Holz. Vorzugsweise aus weichem Holz. Kein anderes Material nimmt beim Aufheizen die Wärme so gleichmässig auf. Kein anderes Material strahlt sie so gleichmässig ab. Holz nimmt auch die beim Aufguss entweichende Feuchtigkeit auf und hält sie selbst bei höchsten Temperaturen konstant tief.

Saunaholz wird geschnitten, geschliffen, verschraubt oder auch genutet – grundsätzlich ist es immer unbehandelt. Fest steht: Der Saunabau ist eine Wissenschaft für sich. Dieses Spannungsfeld zwischen kalt und heiss, zwischen feucht und trocken, zwischen kleinem Platz und grossen Wünschen ist nämlich nicht ganz unproblematisch. Wer langfristig glücklich werden will, braucht den Schreiner.

Nur er kennt sich in diesem «heissen» Themenkreis aus. Und so widmen sich zahlreiche Schreinereien in der Schweiz diesem Spezialgebiet. Ob trockene Sauna oder Dampfbad nach Mass, der Schreiner hat immer Lösungen. Einige davon sind von Patenten geschützt. Manche lassen international aufhorchen und werden mit Auszeichnungen belohnt.

Saunieren wie im Himmelbett

Schaut man sich die Querlatten der Sitzflächen in der Sauna der Schreinerei Küng genauer an, so sieht man, dass es diese ganz schön in sich beziehungsweise unter sich haben. Sie sind nämlich beweglich. Seit 1974 produziert das Unternehmen aus Altendorf SZ Saunen. Dabei ist es den Schreinern besonders wichtig, dass das Saunieren ein eindrückliches, aber kein eindrückendes Vergnügen ist. Schliesslich ist für die optimale Entspannung des Körpers der Liegekomfort ein wichtiges Detail.

Federn aus Metall

Und so suchte und erfand man die gefederten Querlatten für die Sitz- und Liegeflächen. Und das funktioniert so: Die Latten lagern auf speziellen Tonnenfedern aus Metall, wie man sie auch aus der Bettenindustrie kennt. Diese geben auf Druck nach und passen sich nicht nur der Körperform, sondern auch dem Gewicht der jeweiligen Personen an. Die Latten gibt es abgerundet oder kantig und in allen Hölzern, passend zum Innenausbau der Kabine.

www.kueng.swiss

 

Da haben Splitter Pech

Seit 2003 stellt das Familienunternehmen Holzsauna Boscheri aus Islikon im Kanton Thurgau Saunen jeder Art und Grösse her. In der eigenen Werkstatt schreinern die drei Mitarbeitenden unter anderem nach Mass gefertigte Saunen und Infrarotkabinen. So zum Beispiel die Variante aus Massivholz, deren Wände aus 43 mm starkem Zirbenholz bestehen. Die Liegen sind in Erle. Durch seine gleichmässige und feine Struktur ist dieses helle Holz verzugs- und splitterarm, also bestens für die Sitzmöglichkeiten in einer Sauna geeignet.

Zwischen Saunainnenraum und der Umgebung, ja sogar zwischen oben und unten in der Kabine, ergeben sich grosse Temperaturunterschiede. Ein Einscheibensicherheitsglas (ESG) ist unerlässlich. Dieses entsteht durch thermisches Vorspannen von Floatglas. Das bedeutet, die Scheibe wird auf mehr als 600 Grad erhitzt und dann blitzartig mit Luft abgekühlt. Das macht es nicht nur unglaublich widerstandsfähig. Bei einem Bruch zerspringt diese Scheibe in würfelförmige Stücke. Schnittverletzungen werden vermieden. Ein solches 8 mm dickes Einscheibensicherheitsglas hat die Firma Holzsauna Boscheri in dieser Sauna verbaut (Bilder oben). Die Dimensionen der Scheiben können individuell gewählt werden. Sie sorgen für Transparenz und Grösse, selbst im kleinsten Badezimmer.

www.holzsauna.ch

 

Ungewöhnliche Ein- und Ausblicke

In einem privaten Wellnessraum steht eine Sauna, komplett aus Hemlock, gefertigt von der Winkler Schreinerei Innenausbau in Rüschlikon ZH. Durch ein Fenster mit Isolierglas blickt man in den Vorraum. Die Sauna ist zugleich Finnische und Biosauna. Man erkennt dies am Ofen. Auf der einen Seite befinden sich die Steine für die Finnische Sauna. Der Metallschlitz auf der anderen Seite weist auf Biobetrieb hin. Aus ihm kommt der Wasserdampf, gespeist aus einem darunter liegenden Tank. Der Biobetrieb findet bei wesentlich tieferen Temperaturen statt als bei der finnischen Variante. Eine Biosauna ist schonender für Herz- und Kreislauf. Auch bei der Wahl des richtigen Ofens berät der Schreiner.

Fenster als zentrales Element

Eine Speziallösung hat das Team der Winkler Schreinerei kürzlich in Zusammenarbeit mit einem Architekten realisiert. Das Fenster, ästhetischer und nicht alltäglicher Blickfang in einer Privatsauna, ist stolze 2 Meter lang und rund 120 cm hoch. «Häufig ist es so, dass Architekten mit Vorstellungen und Plänen an uns herantreten. Wir prüfen die Machbarkeit, feilen in Absprache an Feinheiten und schliesslich finden wir immer eine Lösung. Stellt man sich so einer Herausforderung, führt das oft zu neuen, spannenden Wegen», sagt Projektleiter Remo Baumberger. Im Fall dieses Fensters verleimte man Stücke von Erlenholz und fräste dann nach Kontur aus.

www.winkler-schreinerei.ch

 

Schlank auf Knopfdruck

Seit 1928 in Baar ZG beheimatet, realisiert die Klafs AG mit 40 Mitarbeitenden private Saunaträume und Hotel-Spas. Als Trendsetter überrascht das Unternehmen immer wieder mit Innovationen. So zum Beispiel mit der mehrfach preisgekrönten, filigranen Sauna S1. Weltweit ist sie die erste Kabine, die sich auf Knopfdruck 60 cm schlank macht und somit lediglich gleich viel Platz benötigt wie ein normaler Schrank. Die Infrarot-Variante kommt sogar mit 45 cm Tiefe aus. Das dazu in Anspruch genommene Teleskop-Prinzip arbeitet wartungsfrei, synchron und geräuscharm. Die Sauna ist in den drei Breiten 171 cm, 202 cm und 232 cm erhältlich. Die Tiefe beträgt im ausgefahrenen Zustand immer 160 cm und die Höhe 211 cm. Die Aussenverkleidung und das Innenleben kann man auf der Website von Klafs konfigurieren.

Patentierter Wandaufbau

Der Ofen «Varius» heizt den Saunagängern mit Temperaturen bis zu 90 Grad tüchtig ein. Speziell ist, dass er an der Vorderfront der Kabine befestigt ist. Dank des Drive-Home-Systems kommt er beim Ausfahren automatisch aus der Ofengarage. Nach dem Abkühlen «parkt» er wieder ein. Stromleitung und Luftzufuhr machen diese horizontale Bewegung mit, denn sie sind spiralisiert und verstecken sich unter dem Boden. S1 entstand nach langer Entwicklungsarbeit und ist mit acht Patenten geschützt. Eines davon für den Wandaufbau. Denn die raumsparende Saunalösung tönt zwar einfach, ist aber anspruchsvoll in Bezug auf Konstruktion und Materialien. Klafs setzt auf einen extrem stabilen, verzugsfreien, dünnen Holz-Sandwich-Wandaufbau und nennt ihn «Fame Stability Construction». Diese ausgeklügelte Materialkombination macht die Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen mit und ist um 40 Prozent leichter als bei einer herkömmlichen Sauna. Klafs bewahrt Stillschweigen darüber, aus welchem Material die Schichten bestehen. Die Zusammensetzung ist Inhalt des Patents. Hinter der Rückwand verbirgt sich der Wärmetauscher. Das Abluftmodul entfernt die verbrauchte Luft aus der Kabine und erwärmt gleichzeitig die von aussen angesaugte Luft. Das bringt Vorteile. So wird dank der Wärmerückgewinnung deutlich weniger Energie verbraucht und die Zuluft durch einen Pollenfilter gereinigt. Das Auffangen des Kondensats entfeuchtet die Luft. Die Abluft durchläuft einen Aktivkohlefilter, der Gerüche wie zum Beispiel den von Schweiss absorbiert.

www.klafs.ch

 

Entspannen unter dem Sternenhimmel

Bei dieser Sauna hat die Winkler Schreinerei Innenausbau AG in Rüschlikon ZH einen Sternenhimmel realisiert. Allerdings sind die Lichtpunkte an der Decke keine richtigen Sterne, sondern Glasfasern, die, bündig abgeschnitten, durch ein 1 Millimeter dünnes Löchlein im Holz die Signale eines LED-Projektors zutage treten lassen. Die Sterne funkeln in Weiss, aber per Fernbedienung sind zahlreiche andere Farben anwählbar. Diese Sauna ist aus Espenholz, liegend verlegt und mit schwarzen Fugen. Dahinter befindet sich eine Dampfsperre aus Aluminium und Glaswolle zur Isolation. Die Dicke der Saunawand beträgt rund 10 cm.

www.winkler-schreinerei.ch

 

Salzstein und Dampf – gesund und wohltuend

Früher versteckte sich die Sauna, als einfache Holzkonstruktion im Keller. Heute will man sie zeigen. Durch die grosse «Bühne» steigen die Ansprüche ans Material. Edlere Holzarten kommen zum Einsatz. So wie bei der exklusiven Sauna der Lädrach Holzbau AG aus Konolfingen BE, die als Ergänzung zu einem privaten Badezimmer realisiert wurde. Speziell an dieser Sauna aus nussbaumbraun geöltem, thermobehandeltem Balsaholz ist die Wand, die aus 250 Millionen Jahre altem Himalayasalz besteht. Jeder Stein ist ein rund drei Kilo schweres Unikat, das sich die Bauherrschaft ausgesucht hat. Aufgeschichtet und untereinander verklebt, ist Himalayasalz allerdings nur für die trockene Luft der Finnischen Sauna geeignet, wo es die Luft ionisiert und einen leichten Salzgehalt abgibt.

Wellness fürs Auge

Als Option ist eine Ultraschallvernebelung zu haben, die zusätzlich für Salznebel sorgt. Schleimhäute, Haut und Haar lieben das.

Hinter den Salzsteinen sind Leuchtelemente integriert, welche die Wand auf Knopfdruck bernsteinartig zum Strahlen bringen. «Wellness fürs Auge und fürs Wohlbefinden», nennt Christoph Lädrach, der das Unternehmen in vierter Generation führt, dieses natürliche Lichtspektakel. Und nachhaltig ist so eine Salzwand auch. Der Kunde erhält die Produktionsreste, um damit seine Spaghetti zu würzen oder sie dem Badewasser zuzusetzen.

Heikle Mission Dampfbad

Während eine Sauna mindestens vier Quadratmeter in Anspruch nimmt, kommt eine Dampfdusche oder ein Dampfbad mit viel weniger Platz aus. Und wohltuend ist sie auch. Während man nämlich in der trockenen Finnischen Sauna selbst schwitzen muss, also der Körper arbeitet, kann er im Dampfbad einfach relaxen und wird «geschwitzt». Eine easy Angelegenheit für den Nutzer. Konstruktionstechnisch ist eine Dampfdusche aber eine heikle Angelegenheit, die vom Schreiner extrem genaues Arbeiten verlangt. Immerhin muss der Raum, der einmal mit Dampf gefüllt wird, hundertprozentig dicht sein. Würde Dampf entweichen, käme es in der Konstruktion zu Kondenswasser und Schaden. Die Lädrach Holzbau AG hat ein Dampfbad aus Polyester erstellt, das dann mit Natursteinplatten belegt wurde. Dieses Projekt ist relativ ambitioniert, doch es ist auch in kleiner Version möglich.

www.laedrach.ch

Beatrix Bächtold, beb

Veröffentlichung: 12. Mai 2022 / Ausgabe 19/2022

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