Die Branche gewinnt

Fachausstellung.  Man benötigt ein gutes Gespür für den Markt und ein grosses technisches Fachwissen, um mit der dynamischen Entwicklung im Fenster- und Fassadenmarkt mithalten zu können. Die Windays bieten hierfür alle zwei Jahre eine ideale Grundlage.

Die Schweizer Fensterbauer setzten letzte Woche an den Windays in Biel BE ein kräftiges Ausrufezeichen: Dass weit über 300 Unternehmer, Kaderleute, Zulieferer und Verbandsvertreter in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit zwei Arbeitstage für eine Fachveranstaltung investieren, ist bemerkenswert. Sie verhielten sich ganz nach dem Einstiegsmotto von Christoph Rellstab: «Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts!» Und so konnte Rellstab als Vertreter der organisierenden Berner Fachhochschule in Biel nicht nur die Aktivitäten «seiner» Schule, sondern auch insgesamt 16 Referenten präsentieren. Diese gaben den interessierten Zuhörern Einblicke in die mögliche Zukunft der Branche und kommende Trends. Die digitale Revolution und neue Technologien sowie kommende Regelungen, Normen und Richtlinien waren das Fundament für weitere spannende Vorträge und die Podiumsdiskussion.

Normativ, aber nicht logisch geregelt

Versorgt mit dem Basiswissen über die aktuellen Markttrends und Perspektiven im Wohnungsbau, lauschten die Windays-Teilnehmenden am ersten Tag den Worten von Marco Ragonesi von der RSP Bauphysik AG in Luzern, der tief in die Normenthematik eintauchte. Dabei erläuterte er den konkreten Einfluss von drei SIA-Normen auf die Fenster- und Fassadenbranche, wies aber auch auf die Schwächen der Regelungen hin. Mit einem für die Schweiz unkonventionellen Konzept geht Österreich bei der Fenstermontage in die Zukunft. Normativ geregelt, aber unterschiedlich verantwortet sind dort der sogenannte Standard-Fenstereinbau (Fensterbauer/Montage) und der objektspezifische Fenstereinbau, der separat geplant und von mehreren Gewerken ausgeführt wird, wie Peter Schober von der Holzforschung Austria in Wien erklärte.

Mensch statt Maschine pflegen

Es folgte eine Reihe von Referenten, welche die Fensterbauer mit Informationen und Tipps zur Optimierung ihrer Betriebe versorgten. Den Anfang machte Antoine Vernez vom Werkzeughersteller Oertli AG. Er machte sich stark für die Investition in CNC-Bearbeitungszentren in Fensterproduktionen. Jedoch nicht ohne sie gleichzeitig auf die drei wichtigsten Punkte hinzuweisen: «Die klare Bereinigung des Fenstersortiments steht an erster Stelle», erklärte Vernez. Genauso wichtig sei aber der Einbezug der Belegschaft und die sorgfältige Vorbereitung und Umstellung auf die neue Technologie. Etwas härter ging Patrick Wissler mit den Fensterbauern ins Gericht. Der Geschäftsführer der Wissler Consulting GmbH lobte die Unternehmer zwar, im Rahmen von Optimierungen in der Produktion vieles richtig gemacht zu haben. «Aber ich weiss, es ist einfacher, Maschinen zu kaufen als Menschen zu entwickeln», sagte Wissler und forderte die Fensterbauer auf, in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Zudem ortete er in der Nutzung und Pflege von IT und Datenbanken sowie bei den Lieferantenpreisen Einsparungspotenzial.

Berufsleidenschaft ausleben

Eine Lanze für das Montagepersonal brach Adrian Schlumpf von der Swiss Windows AG. Er erläuterte die vielseitigen Anforderungen, die heute an die Montagefachleute gestellt werden. Gleichzeitig appellierte Schlumpf an diese Gruppierung, ihre Berufsleidenschaft auszuleben, denn das oberste Ziel sei es, «Privat- wie auch Firmenkunden von unseren Produkten und Dienstleistungen zu begeistern». Der Abschluss des ersten Tagungsteils bildete eine Podiumsdiskussion mit vier Fensterbauern und einem Baumanager zum Thema «Hochpreisland Schweiz – Visionen und Strategien der Fenster- und Fassadenbranche».

Trends als Stärkung erkennen

Rolf Auer von der Fensterinform GmbH aus Siegershausen TG zeigte am zweiten Tag eine Möglichkeit auf, um kommende relevante Trends und Entwicklungen für das eigene Unternehmen festzustellen und einzuordnen. Somit kann das Potenzial im Tagesgeschäft und der Entwicklung gezielter ausgenutzt und eingesetzt werden. Das Produkt «Solera» von der Solarwall SA aus Bussigny (VD) wurde vom Geschäftsleiter Pierre Olivier Cuche vorgestellt. Der transluzente und isolierende Werkstoff wird im Zusammenspiel mit herkömmlichen Fensterfronten eingesetzt. Die Platten streuen das Licht gleichmässig und bieten so neue Möglichkeiten in der natürlichen Beleuchtung und Beschattung grosser Räume wie Büros, Sporthallen oder Aulen.

Eine neue Art zu klotzen

Urs Uehlinger, Leiter des Kompetenzbereiches Fenster-, Türen- und Fassadentechnik der BFH, zeigte ein aktuelles Forschungsprojekt, das die Klebetechnik mit dem bewährten Verklotzen verbindet. So können auch kleine Betriebe beispielsweise die statischen Vorteile des Klebens nutzen, ohne eine spezielle Klebeeinrichtung anschaffen zu müssen. Es benötigt noch einiges an Entwicklungsarbeit mit der Industrie, bis die neuartigen Klötze vom Fensterbauer eingesetzt werden können, doch der Ansatz klingt schon sehr interessant.

Die digitale Vernetzung ist da!

Thomas Rohner, Leiter Fachbereich Holz an der BFH, zeigte eindrücklich auf, wo die Vorteile einer digitalen Vernetzung liegen. So sinkt die Fehlerquelle bei einem 3D-Plan gegenüber einem 2D-Plan erheblich. Vernetzt man zudem die Metadaten aller Beteiligten im BIM, so erhält man ein vollumfängliches digitales Abbild des Bauobjektes. Das alles ist heute schon möglich, und der Handwerker wird in naher Zukunft vermehrt damit konfrontiert.

Auch Christoph Rellstab griff zum Abschluss der Veranstaltung die rasante und nicht aufhaltbare technische Entwicklung wieder auf, als er erzählte, wie seine Grossmutter in der Schule noch das richtige Telefonieren hätte lernen müssen. So werden neue Entwicklungen mit der Zeit selbstverständlich und sind nicht mehr wegzudenken. Die Windays werden 2019 ihre Fortsetzung finden.

www.windays.ch

Sigab-Richtlinie 002

Neue Vorgaben für den sicheren Glaseinsatz ab 1. Januar 2018 gültig

Die Architektur ist im Wandel, die Materialisierung von Bauteilen ändert sich, und die Sicherheit am Bau nimmt stets an Bedeutung zu. Deshalb ist der Einsatz von Glas immer höheren Anforderungen ausgesetzt.

Um die Sicherheit am Bau zu gewährleisten, richtet sich die neue Richtlinie 002 des Schweizerischen Instituts für Glas am Bau (Sigab) an alle am Bau beteiligten Personen. Der Bauherr und dessen Vertretung hat die Schutzanforderungen zu definieren und richtig auszuschreiben. Gefordert ist aber auch der Unternehmer beziehungsweise der Schreiner. Er muss den aktuellen Stand der Technik kennen,

setzt dieses Wissen in seiner Beratungstätigkeit zielführend ein und führt die Bauteile mit Glas entsprechend aus.

Die neue Sigab-Richtlinie 002 unter dem Titel «Sicherheit mit Glas – Anforderungen an Glasbauteile» vermittelt auf einfache und präzise Weise die Vorgaben für einen sicheren Glaseinsatz und wurde von verschiedenen Verbänden und Fachvertretern erarbeitet und tritt am 1. Januar 2018 in Kraft. Detaillierte Infos können der neuen Richtlinie entnommen werden, die auf der Sigab-Website zu bestellen ist.

In der SZ Nr. 17 von 27. April wird die Richtlinie nochmals aufgegriffen und genauer analysiert.

www.sigab.ch

pet/njg, pet

Veröffentlichung: 30. März 2017 / Ausgabe 13/2017

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