Die ewige Fehlerquelle

Zwar wenig Dachüberstand, dennoch viel richtig gemacht. Auch die nötigen 30 cm Bodenfreiheit als Spritzwasserschutz wurden eingehalten. Bild: Lignum, Corinne Cuendet

Konstruktiver Holzschutz.  Er taucht in jedem Lehrbuch auf, wurde auch aufgewertet und bleibt dennoch oft vage. Dabei ist der baulich-konstruktive Holzschutz das wichtigste Element für den dauerhaften Bestand einer Konstruktion in Holz, wenn Feuchte eine Rolle spielt.

Es gibt Holzhäuser in der Schweiz, die sind mehrere hundert Jahre alt. Zu verdanken haben wir das den Baumeistern, die den konstruktiven Holz- und Bauschutz als ihr Einmaleins beherrschten. «Die Dauerhaftigkeit des Holzes ist unbegrenzt, sofern es vor Feuchtigkeit geschützt wird. Eine gute Detailausbildung, die Wahl einer geeigneten Holzart und ein kontrollierter Feuchtegehalt sind wichtig, um den Fortbestand des Holzes sicherzustellen», so die Autoren einer Broschüre der Lignum.

Auch die Details müssen passen

Heute gibt es unzählige technische Varianten für Konstruktionen, Beschläge und Hilfsmittel. Auch die Ansprüche an die Architektur haben sich grundlegend gewandelt. So sind etwa Dachüberstände oft nicht erwünscht, wodurch ein wichtiger Schutz, nicht nur für das Holz, einfach wegfällt. Umso wichtiger ist es, dass dort, wo konstruktive Schutzmassnahmen mit in die Planung einfliessen, auch die Detailausführung fachlich korrekt ist. Dort, wo Holz bewittert wird, ist die Wahl einer geeigneten, dauerhaften Holzart geboten. Klar läuft es in der Praxis teils aus Kostengründen oder mangels Verfügbarkeit manchmal anders. Dabei sind die Möglichkeiten heute besser denn je. Zunehmend tauchen bei Produkten für den Aussenbereich bessere Alternativen zum Standard auf. So in Eiche, Kastanie oder auch Robinie. Daneben stellen die noch jungen Verfahren zur Holzmodifikation wie thermische Behandlung oder Acetylierung neue Handlungsoptionen dar. Egal, ob das eingesetzte Holz nun besser oder schlechter für den jeweiligen Zweck geeignet ist – die Regeln des baulich-konstruktiven Holzschutzes sind immer wichtig. Oberstes Gebot dabei: das Holz vor immer wiederkehrender Durchfeuchtung schützen. Überall dort, wo Feuchtigkeit in das Holz eindringen kann, sollte dieses möglichst schnell durch eine ausreichende Belüftung wieder abtrocken können. Dazu braucht es Detailwissen im konstruktiven Holzschutz, der bei der Planung beginnt. Ebenfalls wichtig: fehlertolerante Konstruktionen suchen. Etwa kleinteilige Ausbildung von Flächen oder die Berücksichtigung von Masstoleranzen, weil es durch Quell- und Schwindvorgänge zu Querschnittsänderungen der Bauteile kommt. Auch Wissen aus anderen Berufen wie etwa dem Spenglerhandwerk sowie ein bauphysikalisches Grundverständnis sind nötig.

Holz, das nicht trocknen kann, wird von Pilzen befallen und abgebaut. Das gilt auch für innen verbautes Holz. Etwa bei Balkenauflagern, Konstruktionen in kühleren Kellern oder Räumen mit höherer Feuchtebelastung, allen voran dem Badezimmer.

Zum Beispiel Holzfassaden

Verkleidungen mit Holz im Aussenbereich brauchen «Bodenfreiheit». Je weniger Dachüberstand, desto wichtiger ist der ausreichende Abstand über Grund, damit das Spritzwasser nicht an das Holz gelangen kann. Es gilt eine Distanz von 30 cm. Diese kann auf bis zu 15 cm verringert werden, wenn ein Kiesbett von mindestens 20 cm vor der Fassade eingebracht wird.

Holzfassaden an Hauskonstruktionen nahezu ohne Dachüberstand müssen besonders gut abtrocknen können. Einige wenige Zentimeter Überstand der Blecheinfassung beim Flachdach reichen nicht aus, um eine Schutzwirkung für die Fassade zu erzielen. Die vertikale Anordnung der Fassade ist im Sinne des konstruktiven Holzschutzes die bessere Variante.

Neben der richtigen Ausbildung bei Nut- und Kammbrettern sowie der verschiedenen Schalungstypen ist vor allem die Ausbildung von Tropfkanten entscheidend. Diese verhindern das langsame, aber unaufhaltsame Eindringen von Wasser, das an der Fassade abläuft. Stumpfe Längsstösse bei vertikaler Anordnung der Fassadenbretter sind zu vermeiden. Die Stossausbildung mit abgeschrägten Kanten ist besser. Noch besser jedoch ist von vornherein eine zarte Gliederung der Fläche mittels der Befestigung von Tropfblechen.

Zum Beispiel Pfostenträger

Bei den Pfostenträgern und ähnlichen Beschlägen gibt es vermutlich mehr ungeeignete Modelle am Markt als geeignete. Geschlossene, schuhartige Träger, in die der Pfosten gestellt wird, sind ein Sammelbecken für Feuchtigkeit, auch wenn diese mit Löchern für den Wasserablauf versehen sind. Dort, wo Feuchtigkeit hinkommt und Metall direkt auf Holz sitzt, bleibt es lange feucht. Deshalb sind Konstruktionen, bei denen der Balken mit zweiseitigen Stahlblechen fixiert wird, weniger gut geeignet als solche, die entweder mit Mittelsteg (Schwert) oder einem Rohr ins Holz eingelassen werden. Die Nut für das Schwert sollte möglichst quer zur Wetterseite angebracht werden. Auch am Hirnholz helfen Abriss- oder Tropfkanten für das herablaufende Wasser, das Holz gegen eine Durchfeuchtung zu schützen.

Zum Beispiel Balkenauflager

Die Luft spielt eine wichtige Rolle beim konstruktiven Holzschutz und ist der natürliche Gegenspieler der Durchfeuchtung. Deshalb sollen Balkenauflager in Wänden nicht zugemauert werden, da sonst aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk im Holz landet. Die Erfahrungen zeigen, dass sich luftumspülte Balkenköpfe in einem besseren Zustand befinden als solche, die entweder eingemauert oder falsch «eingepackt» wurden. Denn wird der gesamte Kopf mit einer Sperrschicht versehen, entwickelt sich wegen des verhinderten Gasaustauches gerade dort eine höhere Holzfeuchte. Stattdessen erreicht man durch Aufnageln von Distanzleisten rund um den Kopf und das anschliessende «Einpacken» des Balkens im Auflager sowohl die Wirksamkeit der Sperrschicht als auch die Luftumspülung des Balkens.

Immer noch zu viele schlechte Beispiele

Überhaupt wird oft und gerne mit sperrenden Schichten auf Holz gearbeitet. Was gut gemeint ist, erweist sich meist als kontraproduktiv. Gut gemeint hatte man es auch bei einem Neubau, bei dem Akzente in Holz für Leibungen samt Fensterläden und einer Pergola im Eingangbereich gesetzt werden sollten. Dazu hatte man aus etwa 3 mm starkem Edelstahlblech einen aufwendigen Beschlag fertigen lassen, der zwar einen guten Zweck erfüllt, nämlich das Hirnholz der Ständer abdeckt, aber gleichzeitig als Auflager für die Balken dient und mit dem geschlossenen U-Profil als «Badewanne» für das Holz wirkt. Die ersten Verfärbungen des Fichtenholzes direkt an dem Beschlag sind schon sichtbar.

Wasserfest heisst nicht wetterfest

Ebenfalls immer wieder anzutreffen sind verklebte Hölzer im Ausseneinsatz. Eine wasserfeste Verleimung heisst aber nicht wetterfest. Die Klebefugen öffnen sich etwas, und das Wasser findet seinen Weg. Solche Konstruktionen sind von hoher Vergänglichkeit und bräuchten mindestens eine Blechabdeckung mit geeignetem, vor allem an den Hirnholzenden weit auskragendem Überstand. Denn wenn die Tropfkante vom Spengler zu nahe am Holz sitzt, tropft es am Ende doch immer auf das Holz. Die Folgen sind bekannt.

ch

 

Veröffentlichung: 10. November 2016 / Ausgabe 45/2016

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